Ihr fiel es tatsächlich nicht schwer, stellte er noch amüsierter fest, verkniff sich aber ein Grinsen. Er konnte fast schon sagen, dass sie sich einer Meinung waren, aber da gab es einen Unterschied. Tyler gab nie etwas über sich preis zumindest nie die wichtigsten Dinge und wenn dann tat er so als ob es Kleinigkeiten wären um schnell das Thema zu wechseln. Früher war es immer wie ein Art von Hilfeschrei gewesen. Er hatte sich sehnlichst gewünscht, dass jemand trotzdem nachhaken würde, nicht nachlassen würde bis er die Wahrheit gesagt hatte. Doch jeder hatte wohl diese 'Kleinigkeiten' überhört, niemand hatte nachgefragt und niemand hatte den Ausdruck in seinen Augen gesehen. Gut, dass es jetzt niemand tat.
"Hast du den bisher jemand richtig kennen gelernt und etwas von dir preisgegeben?", fragte er nach dieses Mal mit eher einem neutralen Ton während er seine Gedanken versuchte zu ordnen. "Wie ein Nachname so vieles über dich sagt, sagt auch meiner. Ich bin ein Reinblüter aus der Ehe von Igor O´Shea und Daphne Greengrass. Von Anfang an war jeder von ihnen ein Slytherin. Jeder von ihnen war derselben Meinung wie Salazar, Muggelgeborene sollten nicht hierher und auch nicht mal Halbblüter seien es würdig. Tja, egal welches Jahrhundert wir haben, meine Eltern sind vernarrt davon zu glauben, dass sich nicht viel besonders verändert hat. Ihre Meinung bleibt so wie sie ist und sie verabscheuen jeden, der es ihnen nicht gleich tut. Und jetzt mal etwas nebenbei erwähnt, mein bester Freund ist ein Muggelgeborener. Was glaubst du wohl haltet meine Familie von mir?", er kniff leicht die Augen zusammen und nahm dann einen kleinen Ball aus seiner Hosentasche raus. Vielleicht schaffte er es ja dieses Mal wieder das Thema zu wechseln, den das fiel ihm nun nicht schwer.

Roxanne dachte einen Augenblick über seine Frage nach. Sie war nicht unbeliebt, sie war intelligent und höflich, manchmal aber auch etwas arrogant, weil sie wusste, was sie wollte. Aber Freunde...sie hatte Damien und Joyce. Beide waren Gryffindors und...das waren ihre wirklichen Freunde und sie sahen sich relativ selten allein. Mit Damien saß sie eben im Unterricht, aber wirklich Zeit füreinander hatten sie nicht. Und dann war da das Mädchen aus Hufflepuff...Theresa. Sie war nett, aber Roxanne kannte sie noch nicht genug. "Etwas ja. Ein paar Freunde gibt es schon", antwortete sie reserviert.
Sie musterte sein Gesicht, beobachtete seine Mimik, die nichts aussagte, und sah ihm schließlich fest in die Augen, während er redete. "Eltern sollten ihre Kinder so akzeptieren, wie sie sind...und es ist weder eine Schande, ein Gryffindor zu sein, noch, sich mit anderen unabhängig ihres Blutstatus anzufreunden", gab sie ihre Meinung preis. Wenn ihr Eindruck sie nicht täuschte, störte ihn diese Einstellung seiner Eltern ihm gegenüber ihn auch mehr, als er zugab. "Und deine Familie sollte stolz auf das sein, was du erreichst in deinem Leben und schon erreicht hast."

Sie zögerte und beantwortete somit Tylers Frage bevor sie auch nur sprach. "Hat es denn je jemanden gegeben, der eins deiner Schwächen ausgenutzt hat oder woher kommt die so starke Meinung?", fragte er. Man sagte ja, man lerne aus Fehlern doch irgendetwas sagte ihm, dass Roxanne keinen solchen Fehler begangen hatte. Wollte sie denn nie etwas riskieren? Nie etwas haben um später festzustellen ob sich das Risiko gelohnt hatte oder die Person es wert gewesen war?

Tyler musste bei ihren Worten innerlich schnauben. Sie hatte ja keine Ahnung. Wenn sie oder nur jemand anderer wüssten, wie Igor und Daphne sein konnten... Es reichte nur ein Blick auf seinem Bruder und der Tatsache, dass niemand über seine Existenz auch nur wusste und schon würde man es verstehen. "Ich erreiche immer wieder Abzugspunkte und verdammt viel Nachsitzen. Wie heute. 2 Wochen hintereinander weil ich einen Zaubertrank explodieren haben lasse und mich dann den Rest der Stunde vor Lachen nicht mehr einkriegen habe können", sagte er als ob es das selbstverständliche auf der Welt wäre und warf dann seinen Ball in die Luft und fing ihn dann auf. "Immer noch der Meinung, man sollte stolz darauf sein?"

Roxannes Miene verhärtete sich und sie wandte den Blick ab, sah sich wieder die Regentropfen auf der Fensterscheibe an. Sie hatte sich einmal um den Finger wickeln lassen...einmal und nie wieder. Es war bald zwei Jahre her und sie verfluchte sich noch immer für diese Dummheit. Seitdem war sie auch keine Jungfrau mehr...und das bereute sie ebenso sehr. Er war ein Arsch gewesen. "Ich wüsste nicht, was das woher für eine Rolle spielt", ein Versuch, Distanz zu wahren. Sie kannte ihn kaum.

Er erzählte ihr von seinen Schandtaten und sie hatte das Gefühl, er wollte sie verunsichern und ihre Meinung ändern. Tat er aber nicht. "Wenn man es von dem Standpunkt aus betrachtet, dass du einfach nur zu rebellieren versuchst, versuchst, dein eigener Herr zu sein und deinen Eltern zu zeigen, dass es anders geht, dass man nicht sein muss wie sie, weil ihre Ansichten veraltet sind? Ja, man könnte darauf stolz sein, glaube ich", konterte sie ruhig und mit neutraler Stimme.

Tyler ließ das Thema fallen. Nicht, weil ihm keine weitere Frage übrig blieb, sondern er einfach merkte, dass er sich geirrt hatte und es persönlicher zu ging. "Wenn du meinst", meinte er nur und warf den Ball dann wieder in die Luft. Er hörte ihr ruhig zu, warf den Ball hoch und fing ihn wieder auf, doch als sie ihre Aussage beendete und er sich jedes Wort einprägte, fiel ihm der Ball aus der Hand. Er kniete sich hin, hob ihn auf und steckte ihn wieder in seine Hosentasche. "Wenn du meinst", wiederholte er sich wieder ohne sich etwas merken zu lassen. "Was ist mit dir? Sind deine Eltern denn stolz auf dich?"

Er ließ das Thema fallen und Roxanne starrte dennoch einen Moment weiter Regentropfen an. Es war...seltsam hier. Er war seltsam. "Ich meine", murmelte sie zustimmend. Außerdem sollte sie ja biestig sein, wenn sie sich ihren Spitznamen verdienen wollte. Sie sah ihn wieder an, bemerkte, wie er den Ball fallen ließ. Hatten ihre Worte ihn so überrascht und aus der Fassung gebracht? "Wäre es so falsch, es zu meinen? Du siehst aus, als hätte ich dich mit dieser Aussage überrascht", stellte die Ravenclaw fest. Auf seine Frage nach ihren Eltern zuckte sie mit den Schultern. "Sie waren schon immer stolz auf mich."

Tyler verkniff sich ein weiteres 'Wenn du meinst' und sah die Ravenclaw direkt an. "Dann lass dich vom Anschein nichr irritieren, denn das hat es nicht." Lüge. Und gerade nicht eine besonders gute, wenn er ehrlich zu sich selbst war. "Beneidenswert", kommentierte Tyler und schaffte es tatsächlich dabei noch leicht zu grinsen. "Mal weg vom Thema Familie, das Abendessen hat sicherlich schon angefangen und ich wette in der Schulküche warten Elfen schon auf mich. Lust mich zu begleiten?"

Roxanne musterte seine Mimik, die zu ausdruckslos war, um nicht anerzogen zu sein, studierte seine Haltung und den Ausdruck seiner Augen. "Manchmal gibt man dem, was tatsächlich ist, nur einen anderen Anschein, um sich selbst nicht zu verraten", urteilte sie. "Aber ich bemühe mich, mich nicht irritieren zu lassen." Sie klang ein wenig schnippischer als beabsichtigt. Vielleicht war sie tatsächlich eine etwas biestige Katze, die es nicht lassen konnte, die Krallen auszufahren.
"Danke. Ich hatte Glück", erwiderte sie auf seine Aussage hin, es wäre beneidenswert, dass ihre Eltern schon immer stolz auf sie gewesen waren. Sie antwortete mit einem kleinen Lächeln auf sein Grinsen und zog bei seiner Frage überrascht die Augenbrauen hoch. Sollte sie wirklich mitgehen? Sie kannte ihn kaum. Aber sich zu ihren fröhlich quatschenden Hauskameraden an den Tisch in der Großen Halle zu quetschen lockte sie gerade auch nicht. "Warum nicht?" Sie streckte ihre Beine aus und erhob sich geschmeidig von der Fensterbank.

"Netter Spruch. Nur nicht zutreffend." Er wollte eigentlich die Augen verdrehen, doch ihr Ton und ihre nächsten Worte brachten ihn dazu wieder zu grinsen. "Wirklich nicht schwer", wiederholte er lachend und stieß sich dann von der Wand ab. "Nimm's ja nicht wieder böse auf", fügte er gleich hinzu und drehte sich während des Gehens zu ihr um und ging rückwärts den Weg entlang. "Wolltest du eigentlich schon immer nach Ravenclaw?", fragte er interessiert nach da er vor wenigen Minuten die Frage hatte stellen wollen, sie aber vergessen hatte.

"Wenn du meinst", wiederholte sie seine Worte keck, ließ damit zwar keinen Zweifel daran, dass sie ihm nicht glaubte, aber sie ließ das Thema auch fallen. Es brachte schließlich nichts, wenn sie sich die ganze Zeit gegenseitig in Verlegenheit brachten.
Sie zog eine Augenbraue hoch, als er sie erneut neckte, aber ihre Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln. "Vielleicht gefällt mir der Spitzname ja", meinte sie frech grinsend, dann folgte sie ihm zur Küche. Er drehte sich um und ging rückwärts vor ihr her, was sie aus unerfindlichen Gründen zum Schmunzeln brachte. "Ob ich immer schon nach Ravenclaw wollte?" Sie zuckte mit den Schultern. "Ich hätte ehrlich gesagt die Löwen bevorzugt, aber ich bin nicht unglücklich in Ravenclaw." Wieder sah sie ihm in die Augen. "Was ist mit dir?"