cf: Zeitsprung

Immer noch nichts. Absolut gar nichts. Okay. Das war übertrieben. Seufztend strich sich Mats durch die blonden Haare und zog missmutig durch die Gänge der Schule. Gut, die Dormermädchen hatte er schon im Gemeinschaftsraum gesehen, was hieß, dass wenigstens diese eine Freundin in Sicherheit war. Aber Raphael? Egal wo und wie gut er nach dem stillen Jungen gesucht hatte, er hatte ihn nirgends gefunden, egal wie er gesucht hatte.
Am liebsten würde der Halbveela schreien vor Frust, aber das gehörte sich nicht. Also zog er einfach durch das Schloss und betete, dass der dunkelhaarige Junge ihm wie durch Geisterhand über den Weg lief. Tat er aber nicht. Stattdessen war dort vorne in dem Gang, in den er gerade eingebogen war, ein Mädchen, mit einer sehr interessanten Haarfarbe. Und sie sah alles andere als glücklich aus. „Kann man dir helfen?“, fragte Mats, während er näher an das Mädchen heran trat und sie interessiert musterte.

Cara folgte überrascht der männlichen Stimme, welche sie wahrnahm und erkannte, dass ein Junge, ungefähr gleichen Alters, auf sie zu kam. "Nein... alles okay." Sie seufzte. "Eigentlich, ja. Du kannst mir helfen. Ich bin neu auf der Schule und suche seit einer gefühlten Ewigkeit die Bibliothek... aber ich habe das starke Gefühl, dass ich hier falsch bin.", erklärte sie ihm und lachte etwas verlegen. Sie hätte den Vertrauensschülern aus ihrem Haus zuhören sollen. Aber nein, Cara musste sich ja von der Gruppe schleichen... "Du weißt zufällig nicht, wo ich sie finden kann?" Immerhin könnte es sich bei dem Schüler ja ebenfalls um einen Neuling handeln.

Als Mats vor dem Mädchen stand, stellte er fest, dass er sie nicht kannte. Aber sie war nicht sehr viel jünger als er, und er meinte eigentlich auch den Jahrgang unter sich ganz gut zu kennen. „Sicher?“, er legte den Kopf schief und betrachtete sie aufmerksam, als sie dann also doch mit der Sprache herausrückte. Ah. Ein Neuling. Kein Wunder, dass er sie nicht kannte.
Mats setzte ein freundliches Lächeln auf das Gesicht, das jeder, den er neu kennen lernte von ihm geschenkt bekam. „Kein Wunder, dass du dich verlaufen hast. Das macht jeder, der hier neu ist.“ Wie oft er schon Erstklässler aus einer Ecke des Schlosses in die komplett entgegengesetzte hatte führen müssen, konnte er schon gar nicht mehr zählen. „Aber du hast recht, du bist hier falsch. Du musst schon allein zwei Stockwerke nach oben und in eine andere Ecke des Schlosses.“, erklärte er. „Wenn du willst, kann ich dich hin bringen.“
Er zögerte einen Moment und streckte ihr dann doch die Hand hin. „Mein Name ist übrigens Mats.“

Cara erwiderte das freundliche Lächeln. Der Junge machte einen sympathischen Eindruck, was sie von den Jungen aus ihrer ehemaligen Nachbarschaft nicht immer gewohnt war. Sollte sie froh darüber sein, dass sich hier jeder Neuling verlief? "Gut, dann scheine ich nicht die Einzige zu sein.", beschloss sie amüsiert zu sagen. Bei seiner Wegbeschreibung sah sie ihn etwas wie ein verlorener Welpe an. Okay, die zwei obigen Stockwerke hatte sie verstanden, doch von was für einer Ecke redete er? Es blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als das Angebot anzunehmen. "Danke, aber ich will dir keine Unannehmlichkeiten bereiten?" Seine Hand nahm sie lächelnd entgegen. Den Namen hörte sie wahrscheinlich zum ersten Mal, doch er klang interessant. "Cara, freut mich sehr!"

[aaaah, ne Serie geschaut und dich voll vergessen. Sorry x.x]

Dieser Blick. Mats musste ein kichern unterdrücken. Wie niedlich Frauen doch manchmal sein konnten. Beinahe tat es ihm leid, dass während des unterdrückten Kicheranfalls ein bisschen seines Veelacharmes um ihn herum hüpfte wie verrückt. „Absolut nicht.“, stimmte er ihr zu, „Dieses Schloss ist so riesig und so unglaublich magisch, dass du auch nach Jahren noch Ecken finden könntest, die du noch nie gesehen hast. Also brauchst du gar keine Angst haben jemanden zu fragen.
Du bereitest mir absolut keine Unannehmlichkeiten. Ich habe sowieso nichts besseres zu tun als den ganzen Tag hier durch die Gegend zu rennen und zu überlegen, wie ich Freunde aus anderen Häusern finde. Das wird auf Dauer ganz schön langweilig.“ Sie nahm seine dargebotene Hand und er drückte die ihre kurz. Cara. Kurz, aber hübsch, beschloss er. „Freut mich ebenfalls. Zu Bibliothek müssen wir dort entlang.“ Er nickte den Gang entlang und lies ihre Hand los. „Soll ich vor gehen?“

[Überhaupt kein Problem! :D]

Mit einem Mal wurde Cara etwas Anders... Sie musste anfangen wie ein pubertäres, junges Mädchen zu grinsen, die gerade ihren Schwarm sah. Ihre Haare färbten sich binnen weniger Sekunden in ein helles Rosa, während ihre Haarpsitzen ein kräftiges Pink abbekamen. Was bei Merlins Unterhose geschah denn hier? Sie hatte sich überhaupt nicht mehr im Griff! "Ja, magisch..." Cara Odiele! Krieg dich ein, Mädel! Kaum begegnest du einem vernünftigen Jungen benimmst du dich vollkommen peinlich!
Aber sie tat das doch nicht mit Absicht! Etwas zwang sie förmlich dazu! Sie wollte seine Hand gar nicht mehr los lassen. "Oh, du hast aber weiche Hände!" Ihr wurde schlecht. Sie klang wie eine ihrer Cousinen und Gott allein wusste, wie sehr Cara ihre Cousinen nicht ausstehen konnte. Total aufgebrezelt und viel zu viel mädchenhaft. Alles, was Cara nicht sonderlich war... Bis jetzt.
Sie nickte ihm zu. "Ja, das wäre toll!" Sie würde gleich vor Wut platzen!

Erstaunt hob Mats den Kopf, als sich etwas in seinem äußerem Blickfeld tat. Ihre Haare wurden Rosa. „Wow!“ Absolut nicht sein Geschmack, das dunkle braun-blau hatte ihr tausend Male besser gestanden, aber allein die Tatsache, dass sie das konnte. „Bist du ein Metamorphmagus?“, fragte er mit großen Augen. Und dann hörte er ihre Stimme. Die Art wie sie sprach. Ah!
„Außer einem Zauberstab haben sie auch nicht viel, an dem sie sich abgreifen können.“ Außer... halt. Nein. Doofes Thema. Gedanken, bitte eine andere Richtung. Ja. Danke. Mats zog seine Hand zurück und entfernte sich vorsichtig einen halben Schritt von ihr. Er kannte dieses getue nur zu genüge, und er hasste es. Einmal tief durchatmen, sich beruhigen und dann den Charme wieder zurückfahren. Nicht weg. Komplett weg hatte er nie gekonnt und mit seinem Glück würde er das auch nie können. Aber er schaffte es sich so weit zurück zu nehmen, wie er eben konnte. „Gut. Dann folge mir doch bitte.“ Als wäre nichts gewesen machte er sich auf den Weg den Gang entlang, einen Blick hinter sich werfend um zu überprüfen, dass sie ihm auch folgte.

Cara sammelte jedes Bisschen Willenskraft zusammen und versuchte sich von diesem Bann, Fluch, was auch immer das war, zu befreien, doch es wollte einfach nicht funktionieren! Und da sprach er schon wieder und sie musste wieder dumm grinsen. "Ja! Ich bin ein Metamorphmagus. Ich kann jede Gestalt annehmen, die du dir nur vorstellen kannst.", erklärte sie ihm lächelnd. Es hatte definitiv seine Vorteile, dieses Gen zu haben! So musste sie kein Geld für den Friseur zum Beispiel ausgeben!
Als er seine Hand wegzog, wollte sie gerade anfangen zu Schmollen, doch plötzlich fühlte sie sich wieder wie die alte Cara. Sie schüttelte wie benommen den Kopf, woraufhin ihre Haare wieder ihre ursprüngliche Farbe annahmen. "Entschuldige vielmals... ich habe keinen Plan was ich da gerade gesagt und getan habe, aber du würdest mir einen wahnsinnigen Gefallen damit tun, wenn du die letzten fünf Minuten einfach vergessen würdest...", bat sie ihren Mitschüler und wurde rot vor Verlegung. Was war nur mit ihr geschehen? So benahm sie sich doch nie? Außerdem kannte sie den Jungen gerade mal gefühlte zehn Minuten. Sie war nicht die Sorte Mädchen, die sich nach einem kurzen 'Hallo' an die Hälse der Jungen schmiss.
Seine Aufforderung gab ihr die Bestätigung, dass alles vergessen sei, weshalb sie erleichtert aufatmete. "Ich folge dir." Mit einem leisen Seufzer drückte sie sich von der Wand nach vorne und folgte dem Blondhaarigen.

Cara hatte sie sich genannt, wenn er sich gerade richtig erinnerte. „Das muss cool sein.“, seufzte Mats neidisch. Alles was er konnte, war einen Haufen Weiber um sich herum versammeln. Und warum bei Merlins Barte sollte er ausgerechnet DAS wollen? „Wirklich absolut jede?“, fragte er neugierig weiter, einen Moment lang total vergessend, dass er ja jetzt sie in ihrem Bann hatte. „Weißt du dann überhaupt, wie die... wirklich aussiehst?“, super Mats. Ganz, ganz super. Sie war nicht Herrin ihrer Sinne und er musste bekloppte Fragen stellen.
Als sie sich vielmals entschuldigte, lächelte er und schüttelte nur den Kopf. Für sie war dieses Verhalten nicht normal, für ihn um so mehr. Und anscheinend schien ihr das richtig peinlich zu sein, so oft wie sie sich entschuldigte. „Ich weiß von nichts.“, meinte er mit einem frechen Zwinkern. Okay, super, sie folgte ihm und alles schien wieder in Ordnung zu sein, sodass er doch ein wenig näher an ihr sein konnte, um eventuell noch zu reden. Einfach nur den Führer spielen fand er unglaublich langweilig. „Darf ich erfahren, wo du her kommst, und warum du erst jetzt nach Hogwarts kommst?“, fragte er also neugierig.

Sie nickte. "Und wie cool das ist. Doch ich bin mit meinem körperlichen Aussehen vollkommen zufrieden, weshalb ich ihn auch so lasse, wie er ist.", erklärte sie. "Ich ändere hauptsächlich nur meine Haarfarbe." Das war einfach ihr Markenzeichen. Sie liebte es, wenn ihre Haare farbenfroh waren. Damit konnte sie ihren Mitmenschen auch einfach ihre Gefühle offenbaren. Im Allgemeinen schien so etwas auch zu einer kleinen Rebellin zu passen. Nicht wahr?
"Absolut jede. Jap.", meinte die Gryffindor nickend. "Nun ja... ich stelle mir die Gestalt, die ich annehmen möchte, vor. Deshalb würde ich auch diese Frage mit einem 'Ja' beantworten."
Die Siebzehnjährige schenkte ihm ein ehrliches, dankbares Lächeln. Wieso auch immer sie sich so dümmlich verhalten hatte. Sie würde es nie wieder tun! Während die beiden den Gang entlang liefen, beschloss Mats anscheinend, etwas Smaltalk zu betreiben, was sie gerne einging. "Ich hatte bisher Privatunterricht gehabt und lebte mit meiner Mom in den USA, in Maine.", erklärte sie ihm und blieb kurz still, um ihre Gedanken zu ordnen. Sie konnte ihm nicht den wahren Grund nennen. Sie kannte ihn ja nicht einmal, außer seinen Vornamen. "Sie musste sich um meine kranke Großmutter kümmern, weshalb ich für dieses Jahr nach Hogwarts geschickt wurde." Das klang doch ganz plausibel, oder?

Haarfarben ändern. Einfach cool aussehen. Oder wachsen. Oder störende, kleine Pickel einfach nicht da sein lassen! Wow! Mats musste aufpassen, dass er nicht vor neid platzte. Natürlich waren seine Gene vielleicht auch beneidenswert, aber er fand es eher anstrengend. Ob man Fähigkeiten tauschen konnte? Sie bekam seine Veela-Gene und er würde sich einfach in alles verwandeln können! Hach, das wäre schön. „Selbst nur die Haarfarbe ändern klingt absolut stark.“, platzte es aus ihm heraus, einen weiteren Charmeausbruch gerade so unterdrückend. Herrje, normalerweise war er doch nicht so. „Okay, wenn du das sagst.“
Mats verlangsamte seine Schritte ein bisschen, damit das Mädchen mit den tollen Haarfarben neben ihm laufen konnte, während sie sprach. „Wow. Privatunterricht. Ich glaube das wäre mir zu langweilig gewesen. Und Sam hätte absolut keine Zeit dafür gehabt.“ Ein bisschen Bitter war das Lächeln auf seinen Lippen. Gerade dieses Jahr war Sam unglaublich nah, und er hatte dennoch keine Chancen ihn zu sehen, da er im Ministerium praktisch ständig zu tun hatte! Wenigstens bekam Mats Informationen über den Momentanen Status in der Muggelwelt. „Ich dachte die USA haben das Salem-Institut.“, begann er sich zu wundern, „Aber egal. Hogwarts ist bestimmt cooler.“

[Nie wieder :D Fordere mich nicht heraus ;) Bin mal Abendessen]

[Ich nehms zurück! :D Guten Hunger!]

Sie lächelte matt. "Finde ich auch. Ich liebe mein Gen.", flötete sie amüsiert und strich sich eine Strähne zur Seite. Sie fand es immer niedlich, wie beeindruckt die Anderen von ihrer Fähigkeit waren. Doch wenn sie an ihre Mutter dachte, die Cara dafür gehasst hat, dass sie nicht auch dieses Gen habe, wurde sie nicht mehr so glücklich. Ihre Mom wollte diese Gabe nur, um ihrem Vater zu gefallen... wie traurig war das denn? Die Gabe für eigene Zwecke missbrauchen! Das würde ihr nicht einfallen.
"Glaub mir: Es war sterbenslangweilig!", sagte sie Mats und lachte dabei. Sie hatte aus diesem Grund auch nie viele Freunde gehabt... außer Baptiste... Blödmann, Idiot! Sie schüttelte innerlich den Kopf. Es lohnte sich einfach nicht.
"Sam?´Darf ich fragen, um wen es sich dabei handelt?" Sie sah ihn mit einem freundlichen, aber dennoch vorsichtigen Blick an. "Ja, da hast du auch Recht, aber meine Mutter war sehr... darauf bedacht, mich um sich zu haben."

Mats mochte seine Mutter. Irgendwie. Valeska konnte eine unglaublich zickige Person sein, und die allerbeste Mutter der Welt war die Veela-Dame sicherlich nicht, aber immerhin war sie seine Mutter. Und er hatte das Glück gehabt die anderen Kinder nicht mit zu bekommen. „Glaube ich dir gern.“ Auch wenn sie soeben eine volle Ladung seines Erbes abbekommen hatte, würde er es ihr nicht direkt unter die Nase reiben. Das war nicht seine Art. Ob überhaupt jemand in der Schule davon wusste? Darüber hatte er noch nie nachgedacht.
Mats fiel in das nette Lachen mit ein. „Glaube ich dir gerne. Keine Leute, die einen Ablenken können oder über die Lehrer lästern.“ Nur weil er Vertrauensschüler war, hieß das nicht, dass er auch unbedingt der mega-vorzeigeschüler zu sein hatte. „Oh, verzeihung. Sam ist mein Vater.“ Den er erst mit sechs Jahren kennen gelernt hatte. Und damals hatte Dad einfach doof geklungen. Deswegen hatten die beiden beschlossen, dass Mats Sam einfach nur Sam nannte. Damit kamen sie super aus.