cf: Zeitsprung - letzter Post mit Marcus Smith im Gemach des Verwandlungslehrers

Lin hatte schon die letzten Tage nach ruhigen Orten gesucht, wo sich auch wirklich kein Schüler, Heiler, Professor, Geist oder Ministeriumsangestellter befand. Es gab mehrere Räume, Gänge oder auch Besenkammern, wo niemand rein ging oder gar nicht daran dachte mal da vorbei zu gehen, doch Linda hatte sich letztendlich doch für das Astronomieklassenzimmer entschieden, wo sowieso immer spät am Abend unterrichtet wurde und ansonsten sich da nicht einmal der zugehörige Professor sich befand. Es war wenigstens auch ein Ort, der sie wohlfühlen ließ und wo sie einfach sich entspannen konnte, weil hier ihr immer, all die Jahre etwas beigebracht wurde, das sie immer noch unglaublich interessierte. Auch wenn sie jetzt sich keine Gedanken über Sterne machte sondern eher über ihre Familie und die anderen Familien anderer Menschen, musste sie trotzdem leise aufseufzen und ließ die Tür hinter sich einfach halb offen ehe sie es sich auf dem Boden in der Mitte des Klassenzimmers es sich bequem machte, sprich: sie setzte sich im Schneidersitz und holte ihre Bücher von ihrem Rucksack raus. Sie wollte nicht eine Streberin sein und war es auch nicht, sie wollte sich jetzt einfach etwas ablenken und nicht ständig daran denken, wie viele Tausende Menschen gerade starben oder sich weiterhin verletzten. Und doch schaffte es nicht einmal der Kapitel über 'Antipodisches Opalauge' ihr Herz ruhig schlagen zu lassen. Es schlug seit Tagen so schnell und das nicht vor Begeisterung oder wegen Schwärmerei -sie war so oder so Hals über Kopf in ihrem Referendar verknallt- nein, es war eher vor Panik oder vor Aufregung, denn sie wusste, sie spürte es, das in kurzer Zeit man sie über den Tod eines Familienmitgliedes Bescheid geben würde. Das Gefühl, das sie hatte, seitdem sie Jade begegnet war, hatte sich seitdem nur verstärkt. Es hatte keinen Tag gegeben, wo Lin manchmal darüber nachgedacht hatte, ob sie schon tot sei und all das in ihrem Leben wohl nur Erinnerungen seien. Oder ob sie in Wirklichkeit schlief und ihr Leben ein Traum war. Oder ob sie überhaupt nicht existieren würde, und ihr Leben ein Buch oder ein Film wäre. Sie hatte so oft sich darüber Gedanken gemacht oder über das Universum. Wie war es entstanden? Doch seit dem Kriegsbeginn dachte sie nicht mehr daran wie das Universum entstanden war, sie glaubte allen Ernstes zu träumen, denn so konnte das alles nicht sein. So durfte es nicht sein! Schon seit Jahrzehnten wollten die Menschen nur Frieden und keinen Krieg, wollte das nicht auch die EU? Doch es hatte nichts gebracht! Wenn ein Mensch Fehler machte, war es nicht besonders viel. Er lernte dazu. Doch die Menschheit hatte all die Jahre Fehler gemacht und die Menge schien nicht dazu zu lernen. Sie wiederholten ihre Fehler und zum ersten Mal fiel Lin auf, dass sogar die kitschigsten Romanschreiber Recht hatten. Wie einst beim Buch Seelen von Stephanie Meyer. So wie die Jägerin dort sagte "Die Menschen hätten ihren Planeten fast schon selbst zerstört." Und sie taten es wirklich...
"Konzentrier dich...", murmelte Lin und nahm ihr Notizblock um wenigstens sich Dinge vom Buch abzuschreiben und nicht nur dämlich da zu sitzen und in der Luft zu starren.

Pupillenlose Augen - schillern in allen Regenbogenfarben
Schuppen - glänzen als ob sie aus Perlmutt bestehen
Eier - blassgrau, Fossilienähnlich

Als Lin eine Stimme hörte, wunderte es sie nicht wirklich, doch was sie überraschte war eher, wem die Stimme gehörte. Stirnrunzelnd sah sie auf und erkannte gleich Aiden. "Ist diese Frage wirklich gescheit, wenn man schon die Antwort weiß?", fragte sie leicht müde und klappte ihr Notizblock und ihr Buch zu. "Soll ich jetzt schon Sie sagen oder kann ich erstmals bei 'Du' bleiben?", fragte sie schwach lächelnd und klopfte einladend neben sich auf dem Boden.

Lin zuckte mit den Schultern. "Ich habe die letzten Tage abgesehen von Scorpius niemanden gesehen, der nicht diesen Anblick hatte."
"Wie meinst du das jetzt? Also nur auf einen Sprung hier bleiben.", fragte sie verwirrt und sah kurz auf ihre Uhr. Das Mittagessen hatte wohl schon längst angefangen, sie würde sich später einfach einen Hauselfen rufen oder eben im Raum der Wünsche verschwinden. Gerade war ihr nicht nach vielen Menschen, doch eine ruhige Gesellschaft wie Aiden störte sie gerade nicht. Im Gegenteil, sie war sogar bei ihr gerade erwünscht.

(Oh Gott oh Gott 😱das Wort 'verlegen' zu lesen ist mega genug aber sich das bei Aiden vorzustellen....Oh Gott oh Gott oh Gott! 💑)

"Du bist kein Reinblut oder?", fragte Lin leicht interessiert und fügte gleich ein "Nicht, dass ich dich nach deinem Blut urteilen würde" hinzu damit er sie nicht missverstand. Verwundert und auch leicht beeindruckt musterte sie ihn. "Und das geht? Ich meine...wie willst du das schaffen? Ich bin als Schülerin überfordert genug und du willst gleich drei Ausbildungen?"

"Gibt es da eigentlich ein Unterschied? Also während man zaubert, fühlt es sich schwächer an oder...keine Ahnung, du kannst es ja mit nichts vergleichen, doch irgendwie muss wohl jemand auf diese Blutseinteilung gekommen sein, das es so wichtig bei manchen ist. Es kann nicht nur daran liegen, das ein Elternteil muggelstämmig oder ein Muggel war. Da muss entweder mehr dahinter stecken oder die halbe Menschheit beweist mal wieder wie weiter sie nach all den Jahren gekommen sind, dass sie sogar in Reinblutfamilien noch Zwangshochzeiten führen."
Sie war selbst ein Reinblut, doch keines Falls einer der typischen und wenn ihr Stammbaum auch richtig war, dann gab es schon mehrere Muggel in ihrer Familie, aber sie war trotzdem ein Reinblut und das nicht in erster Linie.
"Warum aber all das? Normalerweise entscheidet man sich nur für eins."

"Ich denke..jeder von uns ist ein wenig rassistisch..", meinte Lin nachdenklich. "Ich meine...ich bin gerade es auch, wenn es um Schokolade geht. Bittere Schokolade soll ja weg von mir bleiben, Haselnuss dagegen......schlechter Vergleich oder?", fragte sie halbherzig lächelnd. "Wärst du weiblich, wärst du mein Vorbild. Ernsthaft. Ich selbst will so vieles aber ich weiß nicht. ..."

"Wenigstens war es aber eins der ersten Male wo ich kein positives Wort über Schokolade gesagt habe.", meinte Linda dann noch leicht grinsend. Bei seiner Frage wurde ihr Grinsen eindeutig breiter und ehrlicher. "Das ist die oberste Regel einer Frau! Ernenne nie einen Mann als Vorbild, wenn du erst in wenigen Minuten von seinem Tun hörst, warte viel länger ab ab, bis er dir etwas von seinem Tun beweist! Okay...das ist die Regel, die mir meine Mum gestellt hat als ich unseren Nachbar für den Weihnachtsmann gehalten hab und ihm alles nachgemacht hab. Aber sie ist nicht so sinnlos, ich hab als Kind immer alles Mögliche als Vorbilder gehabt, nur weil sie mir in den ersten Minuten gefallen haben. Ich kann dir viele aufzählen. Barbie, Pippi Langstrumpf, Peter Pan, George Washington, Minerva McGonegall, ein 7-jähriges Mädchen als ich selbst 12 war und ja....das sind gerade die einzigen, die mir einfallen."