Wow. Die knutschenden Pärchen schienen sich echt durch nichts ablenken lassen. Vielleicht war das der Grund, warum sie diese grausige Bude ignorieren konnten. Anders konnte Mara sich das jedenfalls nicht erklären. Aber viel angenehmeres Thema: Der Zauber schien geklappt zu haben. Jade ging auf einen Stuhl zu und nichts geschah. Naja, zuerst. Dann rückte er weg. Meh. Hatte Mara den Zauber nicht hingekriegt? Das wär peinlich. Wahrscheinlich hatte Jades Zaubermischmasch einfach zu große Kraft. Naja, abgeschwächt war auch gut.
Mara grinste ihrer Freundin zu, bis ihr bewusst wurde, dass Jade manchmal doch ein wenig tollpatschig war. Hoffentlich nicht heute. "Ach was, das wird schon. Und ich glaub die hält uns eh für verrückt, also macht das nix mehr." Mara sah sich um. "Außerdem ist verrückt Grundvoraussetzung für den Laden hier.", fügte sie so leise hinzu, dass nur Jade sie hörte.

"Genau", murmelte Jade und warf einen zweifelnden Blick auf ihre Umgebung. "Die Frau, die mit Herzchenschürze herumrennt, diese Musik den ganzen Tag hört und sogar ihren Kuchen mit Sahneherzen verziert hält uns für verrückt." Naja, immerhin hatte der immer noch wirkende Zauber sein Gutes. Jade bekam keine Glitzerherzchen ab, während Mara schon voll mit den Dingern war. Da würde nur eine wirklich lange Dusche helfen. Sie wollte schon die Hand ausstrecken und ein besonders kitschiges Exemplar, das größer als die anderen war und in piepsiger Stimme Liebeslieder trällerte, aus den Haaren ihrer Freundin entfernen, doch dann fiel ihr rechtzeitig ein, dass das wohl keine so gute Idee wäre.
"Verrückt oder mit Liebestrank vollgepumpt, würde ich sagen", ergänzte Jade mit einem Lächeln. Offenbar hatte die Kellnerin das Wort 'Liebestrank' aufgeschnappt, jedenfalls drehte sie sich beim Laufen halb zu ihnen um. "Wir haben Flirt-Fassbrause im Angebot. Himbeergeschmack und einen Schuss Liebestrank, bringt jedes Date in Schwung!" Sie zwinkerte den Mädchen verschwörerisch zu und drehte sich dann kichernd wieder um, während Jade ihr noch ungläubig hinterhersah. Langsam drehte sie den Kopf zu Mara. "Ich hätte ein Analyseelixier für Liebestränke mitnehmen sollen."

Mara kicherte und sah sich noch einmal genauer um. Bisher hatte sie gar nicht so die Zeit gehabt. Der Laden war echt schlimm und die Musik würde sie vermutlich in die Tiefen des Wahnsinns stürzen, wenn sie sich so was den ganzen Tag anhören musste. Gruselig. Dabei waren für die meisten Menschen sowas wie Friedhöfe oder verlassene Parkhäuser gruselig. Für Mara war es eindeutig dieses pinke und rosane Café. Diese Bude war wirklich pink gewordenes Grauen.
Jades Kommentar bedachte sie mit einem heftigen Nicken, der Glitzerherzechen um sie herum verteilte. Sie fischte das nervige Gesangsherzchen aus ihren Haaren und versenkte es im Vorbeigehen in der Kaffetasse eines Pärchens, dass zu sehr beschäftigt war um es zu merken. Wie viel Drogen musste man eigentlich schlucken, um hier freiwillig her zu kommen? "Ich glaub eher, die haben im Wald gepennt..." murmelte Mara mit Gedanken an die Billywigs. Dann fiel das Wort Liebestrank und Mara sah erst die Frau mit großen Augen an und dann Jade. Ein breites Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Ein unheilverkündendes. "Ich nehm eine.", brachte sie grinsend hervor und unterdrückte nur schlecht ein Lachen.

Jade verkniff sich ein Grinsen, als aus Maras Haaren ein wahrer Herzenschauer zu Boden rieselte. Vielleicht sollte sie sie überreden, sich noch ein paar Engelsflügelchen anzukleben und ihr Pfeil und Bogen in die Hand drücken. Das wäre sicher die genialste Amorversion überhaupt gewesen. Als Mara das singende Herz in einer Tasse auf dem Tisch eines Pärchens versenkte, wollte sie schon protestieren, aber die beiden Turteltäubchen bekamen nicht mal etwas mit, als das Herz wieder auftauchte und nur noch merkwürdige Fieplaute von sich gab. Jade drehte sich wieder um, um Mara zu tadeln, doch statt Mara sah sie nur noch ein glitzernd-leuchtendes Glühwürmchen auf sich zukommen.Erschrocken sprang Jade einen Schritt zurück und brachte ein Mädchen samt Stuhl dazu, ein paar Zentimeter wegzurutschen. "Tut ...tut mir leid", stammelte Jade, aber das Mädchen schaute sie gar nicht an, sonder nickte nur und behielt ihren Blick mit einem glücklichen Seufzen auf ihr Gegenüber gerichtet. Langsam fragte Jade sich wirklich, ob sie hier etwas anrühren wollte. Das rötliche Getränk vor dem Mädchen konnte jedenfalls durchaus diese seltsame Brause sein.
Die Gryffindor schüttelte ratlos den Kopf und drehte sich wieder zu ihrem ursprünglichen Problem um. Das Glühwürmchen war eine Fee gewesen, die natürlich weggeschleudert worden war, aber nun schon wieder Kurs auf sie nahm. "Lass das, du wirst gleich ...", sagte Jade hastig, doch da flog die Mini-Leuchtkugel auch schon wieder im hohen Bogen von ihr weg. "... abgeschmettert." Besorgt schaute Jade zu dem leuchtenden Punkt, der schon wieder munter durch das Zimmer flog, um dann gleich wieder auf sie zuzukommen. Ungläubig schaute Jade der Fee zu, wie sie sich ein drittes Mal abprallen ließ und dabei ein Grinsen auf dem kleinen Gesicht hatte. Offenbar machte ihr das Spaß.
"Oh nein", murmelte Jade und trabte resigniert wieder zu Mara, während die kleine Fee sich schon wieder auf sie zubewegte. Leider half ihre Freundin auch nicht wirklich, denn die bestellte gerade munter eine Fassbrause. "Bist du verrückt?", fragte Jade entsetzt und wurde gleich darauf rot, weil die Kellnerin sie nun doch ein wenig beleidigt musterte. "Ich meine ... ich ...ähm ..." Offenbar hatte die Kellnerin Mitleid mit dem Häufchen Elend, in das ihr Gast sich innerhalb von zwei Sekunden verwandelt hatte, jedenfalls setzte sie wieder ein Lächeln auf und zwinkerte Jade erneut zu. "Keine Sorge, Liebes. Du musst nur ihre Aufmerksamkeit beim ersten Schluck bei dir halten, dann läuft sie dir schon nicht weg."
Dieses Mal nahm die Fee direkten Anlauf auf Jades Wange und beleuchtete so eindrucksvoll das knallrote Gesicht der Gryffindor. Hier gab es bestimmt einen Notausgang, oder?

Mara überlegte gerade, was ob man mit ein paar Eimern schwarzer Farbe, einem Verstärker und einer E-Gitarre diese Bude ein bisschen angenehmer gestalten könnte, als sie die Fee bemerkte, die scheinbar Spaß daran gefunden hatte, sich von Jade durch die Luft schießen zu lassen. Mara begann zu grinsen und verkniff sich mit Mühe das Lachen. Vor allem, als das Verhalten der Fee auch noch andere Feen anlockte, die sich alle einen Spaß aus ihrer Antimagnetfreundin machten. Mara prustete los und berieselte ein Pärchen großzügig mit Glitzer.
Jade war von einem kleinen Schwarm Feen umgeben, die sichtlich Spaß an ihr hatten. Super. Warum hatte sie keine Kamera mitgenommen?
Maras Grinsen erreichte neue Breiten, als die Kellnerin so nett war, zu verraten, was Mara machen musste, damit die Brause wirkte. Sie winkte Jade grinsend mit den Fingerspitzen zu. "Du bist rot wie unsere Quidditchumhänge.", grinste sie. "Mach dir nicht solche Sorgen. Ist doch nur fair, so haben wir beide unseren Spaß. Du hast dein kleines Problemchen", sie richtete den Blick auf die Feen - " und ich hab Liebestrank intus."

Bisher hatte es Jade immer irgendwie gemein gefunden, wenn Feen grundsätzlich als dumm betitelt worden waren. Schön, sie verbrachten ihr Leben meistens als Dekoration, aber das machte sie ja nicht gleich zu Dummköpfen. Gerade war sie sich nicht mehr so sicher, ob diese Eigenschaft die kleinen, geflügelten Wesen nicht doch ganz gut beschrieb. Inzwischen flog ein gutes Dutzend Feen immer wieder auf sie zu und ließ sich wieder von ihr abprallen. Ihr hohes Summen warnoch um einiges nerviger als das von Fliegen und Jade dachte langsam ernsthaft über Möglichkeiten der Feenabwehr nach. Mara immerhin amüsierte sich prächtig über ihre Misere.
"Du weißt nicht zufällig, wie man Feen verscheucht?", fragte sie ihre Freundin.
"Beleidigungen", half die Kellnerin ihr eifrig weiter. "Feen sind sehr eitel. Aber wozu vertreiben? Sie sind doch einfach goldig!"
Die Gryffindor hätte andere Ausdrücke benutzt, um die kleinen Wesen zu beschreiben, aber die sagte sie lieber nicht laut. Stattdessen versuchte sie sich dazu zu überwinden, die Feen zu beleidigen. Dabei fühlte sie sich nicht gerade wohl.
"Fallen dir ein paar passende Beleidigungen ein?", fragte sie Mara verzweifelt. "Dieses Mal nicht für mich, sondern für die Feen bitte." Gespielt schmollend schaute sie ihre Freundin wegen der Bemerkung zu ihrer Gesichtsfarbe an und bemerkte aus den Augenwinkeln besorgt, wie die Kellnerin in Richtung der Theke ging, um Maras Bestellung zu holen. "Bist du sicher, dass es dann nur dein Problemchen ist? Immerhin hängst du dann an mir und ..." Jade stutzte und grinste nun doch wieder. "... und wirst durch mein Schutzschild abgestoßen."

Mara grinste. Nein, nein, nein, nicht lachen. Auch wenn Jade aussah, wie ein seltsamer Fliegenfänger. Mit bunten, glitzernden Fliegen. Mara streckte schnell ihre Hand aus und fing sich vorsichtig eine Fee. "He, stimmt es, dass ihr mit eurem Staub dinge zum fliegen bringen könnt?" Irgendwie war ihr gerade eingefallen, dass Jade sie vor Ewigkeiten mal sowas gefragt hatte. Aber langsam nervte Mara das hohe Gelächter und das dauernde Geplapper. Auf die Frage von Jade konnte sie nur den Kopf schütteln und ließ die Fee wieder fliegen, nachdem sie ihre Antwort hatte. "Ähm liebe Feen, würdet ihr meine Freundin bitte in Ruhe lassen?" Ultimative Ignoranz. Bei fliegen hätte Mara in so einem Fall zu Haarspray und Incendio gegriffen. Dämliche Viecher. Aber es waren keine Fliegen, es waren Feen, also ganz ruhig. Sie richtete ihren Blick auf die Kellnerin. Goldig waren sie vielleicht, aber nicht in dieser Situation, aber Beleidigungen klang gut. Mara find den hilfesuchenden Blick von Jade auf. "Macht euch vom Acker, ihr blöden, hässlichen Baumkuschler", zischte die Banshee und unterstrich das ganze mit einem kaum wahrnehmbaren Aufkeimen ihrer Bansheestimme. Jade hatte sich damals fast zu tränen gelacht, doch Mara fand sie eigentlich ganz cool. Kaum war sie fertig, kam die Kellnerin auch schon mit ihrer Bestellung zurück. Verdammt. Jetzt kitzelte sie doch ein wenig die Ehrfurcht vor diesem Getränk. Verflucht. Gryffindor&Co! Sie setzte das Glas an die Lippen, fixierte Jade und kippte die Brause hinunter. "Tja, ich sag doch. So wirds für uns beide lustig. Ich versuch auch dich nicht zu oft zu knuddeln. Und bitte sei zärtlich mit mir. Du weißt doch, meinen ersten Kuss wollte ich mir aufsparen.", scherzte Mara. Irgendetwas sagte ihr, sie würde heute noch durch den Raum fliegen.

Jade schaute Mara ungläubig an. "Das ist der richtige Zeitpunkt, um deinen Wissensdurst über Feen zu stillen?" Es war nicht mal so, als hätte man die kleinen, leuchtenden Biester verstehen können. Zumindest Jade konnte es nicht. Aber das stolze Kopfnicken der Fee fiel selbst ihr auf und plötzlich hatte sie die grauenhafte Vorstellung von sich selbst an der Decke schwebend, weil sie zuviel Feenstaub abbekommen hatte. Bestimmt dachten dann alle, sie wäre in den Verbotenen Wald gegangen und hätte sich von Billywigs stechen lassen! Inzwischen hatten sich ein paar der Feen einen Spaß daraus gemacht, sich an der Hand zu nehmen und mit voller Geschwindigkeit gemeinsam gegen Jade zu prallen. "Ich bin doch kein laufender Vergnügungspark!", protestierte die Vertrauensschülerin, brachte die Feen aber damit nur zum Kichern. Zumindest glaube sie, dass es das war, was die Feen taten.
Maras Bitte half wie zu erwarten war auch nicht, aber ihre darauffolgende, etwas direktere Aufforderung ließ die Feen erschrocken innehalten und für einen Moment kam Jade sich wie eine sehr unförmige Sonne umgeben von Leuchtplaneten vor.
Dann setzte das Summen der Feen wieder ein, doch jetzt klang es unruhiger. Jade tippte darauf, dass die kleinen Wesen beleidigt waren. Sie flogen wild durcheinander und kollidierten sogar miteinander und zwei der kleinen Biester flogen zu Mara und ... zogen an ihren Haaren. Sie waren sehr klein, also tat es vermutlich nicht sonderlich weh, weshalb Jade es für absolut vertretbar hielt, dass sie grinsen musste.
Die meisten anderen Feen hatten tatsächlich das Weite gesucht, so dass nur noch ein besonders hartnäckiges - oder taubes - Exemplar weiterhin gegen Jade flog.
Die Kellnerin brachte Maras Getränk und ehe Jade noch etwas sagen oder in Deckung gehen konnte, kippte ihre Freundin das Getränk auch schon runter. "Ich soll was sein?", wimmerte Jade und schaute dann vielsagend auf das kleine Feenwesen, das immer noch kein bisschen sanft von ihr abprallte. "Das Einzige, was ich gerade problemlos sein kann, ist abweisend!"

Mara lachte. "Jap. Wer weiß, wann ich wieder eine treffe. Und so wie's aussieht, klappts. Das hatte dich doch mal interessiert. So wie bei dieser... äh... wie hieß sie? Naseputz? Die aus dem Muggelmärchen." Mara grinste breit. "Dann hoffen wir mal, dass dein komischer Zauber auch den Staub ab." Moment, sie hatte so einen Zauber nicht. Eigentlich bestand eher die Gefahr, das sie abhob. Pft, dann hatte sie halt noch mehr Spaß. An das letzte Mal als sie geschwebt war, hatte sie nicht einmal Erinnerungen. Aber nein, sie hatte schon Liebestrank getrunken und würde Jade damit schon nerven. Und diese blöden Feen zogen jetzt schon an ihren Haaren. Aber das schien Jade amüsant zu finden. Sie drehte sich zu ihrer Freundin, um einen bissigen Kommentar abzugeben, öffnete den Mund, setzte an und schloss ihn wieder. und öffnete ihn wieder. Und schloss ihn wieder. Dann lief sie rosa an und senkte den Blick.
Seit wann war Jade so hübsch? Nicht das sie nicht gut ausgesehen hätte, aber so hübsch? Mara schluckte und sah wieder hoch. Wie konnte man in Jeans und Top so unverschämt hübsch aussehen? Vor allem die kleine Fee die auf sie zuflog verlieh ihr irgendwie eine exotische Anziehungskraft. Mara hätte gern selbst abgehoben und wäre mit auf Jade zugeschwebt. Aber sie bezweifelte, das Jade das gefallen würde und es war das Letzte, was sie wollte. Verdammt! Hübsch war kein Ausweg mehr. Schön traf es eher. Mara senkte wieder den Blick und wurde eine Spur rosaner.

"Naseweis", korrigierte Jade automatisch. "Und ja, das hoffe ich auch."
Die Kellnerin lächelte sie zuvorkommend an und störte sich gar nicht an der Fee und der seltsamen Wirkung, die Jade auf sie hatte. "Möchtest du auch etwas trinken, Liebes?" Zweifelnd betrachtete Jade die anderen Gäste, die alle ein wenig ... entrückt wirkten.
"Gibt es hier auch etwas ohne Liebestrankzusatz oder andere ... bewusstseinsverändernde Substanzen?"
Der empörte Blick der Kellnerin war theoretisch Antwort genug, aber die Frau setzte auch zu einer verbalen Erwiderung an. "Natürlich! Wir sind doch nicht der Eberkopf, die meisten angebotenen Speisen und Getränke sind vollkommen harmlos und ..."
"Ein Milchshake dann bitte", bat Jade hastig, denn die Stimme der Kellnerin war lauter geworden und dieses Mal hatte sie sich tatsächlich die Aufmerksamkeit einiger Cafegäste gesichert. Offenbar musste das Thema Drogen aufkommen, um die Pärchen aus ihrer rosa-roten Welt zu holen.
Die Kellnerin nickte immer noch etwas steif und dackelte dann hinter die Bar, während Jade sich seufzend wieder ihrer besten Freundin zuwandte. An ihren Haaren zogen immer noch Feen, aber Mara starrte sie an und auf ihren Wangen war eine rosa Färbung zu sehen. Ob ihr warm war? Oder ob sie diese seltsame Flirt-Fassbrause nicht vertrug? Jedenfalls stürzte Mara sich nicht auf sie, senkte dafür aber den Blick und bekam noch etwas mehr Farbe im Gesicht. Langsam machte Jade sich ernsthafte Sorgen. "Mara, gehts dir gut? Sollen wir lieber an die frische Luft gehen?" Ihr Blick wanderte zu den Feen, die immer noch an den Haaren der Gryffindor zogen. "Und ... ähm ... da sind Feen an deinen Haaren."

Mara führte eine Hand zur Brust und nahm nur entfernt wahr, dass Jade mit ihr sprach. Nein das war falsch. Sie hörte Jades Stimme, doch sie war vollkommen damit beschäftigt, dem schönen Klang zu lauschen und hatte einfach keinen Platz mehr in ihrem Denken, um auf die Wörter zu achten. Sie sollten Jade in die Band holen. So eine wundervolle Stimme. Wie hatte Mara das die ganze Zeit nicht bemerken können. Und warum schlug ihr Herz so schnell, wenn Jade sprach.
Mara wäre schon überglücklich gewesen Jade nur zuhören zu können. Aber sie stand auch noch mit ihr hier und das Mädchen vor ihr war so schön, dass Mara sich kaum traute aufzusehen und wenn, nur feststellen konnte, dass Jade immer noch so wundervoll aussah. Mara begann verträumt zu lächeln.
"Ja, sehr gut. Alles bestens.", sagte sie mit einer Stimme die so gar nicht ihre war. Das Lächeln wurde breiter. Ihre Haare. Jade hatte etwas über ihre Haare gesagt. Sie wandte wieder den Blick ab und sah ein wenig verlegen zu Boden. "Danke dir. Deine Haare sind auch sehr hübsch."

Jade musste lange auf eine Antwort warten. Mara hob nur langsam den Kopf und dann hatte sie ein Lächeln auf den Lippen, das ihrer Freundin sagte, dass nicht alles gut war. Ein bisschen wirkte sie so, wie Jade sich jemanden vorstellte, der von Billywigs gestochen worden war oder Feenstaub eingeatmet hatte. Misstrauisch musterte Jade das kleine Wesen, das immer noch voller Hingabe gegen sie flog. Aber hätte Mara den Staub geschluckt, hätte sie das gemerkt.
Die Kellnerin kehrte mit einem Erdbeermilchshake zurück und stellte ihn schweigend vor Jade ab, ehe sie mit einem missbilligenden Blick in ihre Richtung wieder zu ein paar anderen Kunden verschwand. Jade ignorierte das und starrte einfach nur den Milchshake an. Erdbeere. Rosa. War ja klar.
Seufzend nahm Jade das Getränk und betrachtete es einen Moment misstrauisch, ehe sie sich wieder zu Mara umdrehte. "Bist du sicher, dass es dir gut geht? Wir können jederzeit gehen und unser Eis woanders essen", schlug die Gryffindor nur zu bereitwillig vor. Sie nahm den Strohhalm zwischen ihre Lippen und zog daran, aber als sie die nächsten Worte ihrer besten Freundin hörte, hätte sie sich fast an der kalten, süßen Masse verschluckt. Ihre Haare waren hübsch?!
Hatte der Trank etwa schon gewirkt? Jade starrte Mara, die kein bisschen aufgedreht mehr wirkte, sprachlos an. Sie hatte alles Mögliche erwartet. Sehr schnulzige, ausführliche Liebeserklärungen, einen hüpfenden Gummiball, der ähnlich wie die Feen immer wieder versuchte, sie zu umarmen ... aber doch nicht das!
Vorsichtig stellte Jade ihr Glas wieder ab und hustete die Reste des Milchshakes aus ihrer Kehle, ehe sie Mara wieder anschaute. "Ähm ... danke."
Super ... und was tat sie jetzt mit einer Halbbanshee im Liebestrankrausch? Jedenfalls keine Bitte nach einem Ständchen äußern. Aber vielleicht war das wirklich der richtige Moment für einen taktischen Rückzug. "Hey, Mara, wie wäre es, wenn wir draußen ein bisschen die Sonne genießen?" Die nicht schien ... aber egal.

Mara seufzte leise und glücklich und friemelte dabei an dem Saum ihres Oberteils. "Mir geht's super.", antwortete sie Jade verträumt, deren Worte nun auch zu ihr durchdrangen. Um Worte geschlungen klang die Stimme sogar noch besser. "Ich möchte nirgendwo anders sein, als hier." Mara wurde nun wirklich rot und schlug die Augen nieder. "Hier.. m-m-mit ... ähm... d-dir.", fügte sie fast flüsternd hinzu und hatte langsam die Farbe der Quidditchumhänge.
Jade verschluckte sich und Mara schreckte auf. Sie wollte ihrer Freundin schon zu Hilfe kommen, doch dann fiel ihr der Zauber ein. Also konnte sie nichts anderes tun als hilflos zusehen, wie Jade beinahe erstickte. Was sollte sie nur tun? Und wie konnte man so ungalublich gut aussehen, wenn man gerade dabei war zu ersticken? "G-geht es dir gut? H-h-hab ich was falsches gesagt.", murmelte Mara kleinlaut. "Und du weißt doch." Mara sah betreten zu Boden. "Ich kann nicht so gut mit Sonne. Aber wenn es dich glücklich macht, komme ich mit."

Jade fragte sich, wie lang die Wirkung des Tranks wohl anhielt. Wenn sie sich umdrehte, die Arme auf den Tisch und ihren Kopf darauf legte und für die nächste halbe Stunde einfach vorgab, dass sie den Rest der Welt gar nicht bemerkte, war dann das Schlimmste schon vorbei? Der Plan klang gar nicht schlecht. Wenn sie sich bei Mara gerade um eines keine Sorgen machen musste, dann darum, dass sie sich gerade allzu weit von ihr entfernen würde. Der träumerische Gesichtsausdruck war da schon sehr aufschlussreich. Apropos Gesichtsausdruck ... Jade griff nach ihrer Kamera und lächelte Mara an. Wenn sie schon so einen Mist baute, wollte Jade ihn ihr wenigstens vorhalten können. Und Maras Kindern Beweisphotos präsentieren. Ihren Enkeln am besten auch noch. "Bitte Lächeln!", flötete die Gryffindor und schoss dann ein paar Photos einer verträumt schauenden Mara mit roten Wangen und Glitzerherzen im Haar.
Maras gestotterte Worte hätten ihr fast ein Lachen entlockt, aber Jade wusste gut, wie sich jemand fühlte, der schüchtern war, also deutete sie auf den einen Barhocker, der etwa einen Meter entfernt von ihr stand. "Dann setz dich doch." Fast hätte Jade ihre Kamera auf den Tisch gelegt, doch dann erinnerte sie sich an den Zauber, den eine Fee immer noch ausgiebig nutzte, und behielt das Gerät lieber in der Hand, während sie nach der Kellnerin Ausschau hielt. Vielleicht konnte die ihr ja sagen, wann Mara wieder aus der rosaroten Traumwelt kommen würde.
"Nein, du hast nicht Falsches gesagt, aber ich glaube, das hier ist der perfekte Zeitpunkt, um dir das Versprechen abzunehmen, dass ich künftig ein Vetorecht habe, wenn du Dummheiten bei unseren Ausflügen anstellen willst." Jade schaute ihre beste Freundin hoffnungsvoll an, warf allerdings bei ihrem letzten Satz einen kurzen Blick nach draußen. "Tja ... ähm ... zum Glück ist da eh keine Sonne. Wir tun einfach so, als würden wir uns sonnen."

Bei Jades Aufforderung zu Lächeln, blieb Mara beinahe die Luft weg? Sie sollte Lächeln? Hieß das Jade mochte ihr Lächeln? Dann bemerkte sie die Kamera und ihr Herz machte sogar noch einen größeren Satz. Jade wollte ein Foto von ihr? ein glückseliges Lächeln breitete sich auf Maras Gesicht aus, gefolgt von einem roten Hauch auf ihren Wangen. "W-war das so gut?" Es sollte perfekt sein, es war immerhin ein Bild von ihr für Jade. Mara folgte vorsichtig der Aufforderung und setzte sich. Bloß nicht stolpern in diesen Schuhen. Irgendwie wünschte sie sich, heute doch etwas mädchenhafteres angezogen zu haben. Was hatte sie sich nur gedacht? Es war immerhin ein Date mit Jade. Mara schielte nach dem Gesicht ihrer Freundin. Hoffentlich hatte sie Spaß.
Mara begann wieder glücklich zu lächeln. "Versprochen! Alles was du möchtest, Jade." Sie nickte eifrig mit dem Kopf, wurde sich bewusst, was sie da tat und sah schnell wieder zu Boden. "Aber... aber wir wollten doch Eis essen..." Krokodilstränen stiegen Mara in die Augen. "Oder magst du kein Eis mehr mit mir essen?" Die letzten Worte waren so leise, dass man sie kaum noch verstehen konnte.