Personen: Diego Stutton, Piteraq Kosava
Datum: 05.11.2022
Uhrzeit: 13:00
Ort: Hängebrücke

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Piteraq fand dieses Schloss verwirrend. Es war viel größer als Durmstrang. Wie in Grindelwalds Namen fand sich Reshaba hier einfach so zurecht? Sie war froh, dass ihre Vorfahren nicht darauf bestanden hatten Treppen einzubauen, die sich bewegen, oder Türen, die verschwanden. Die Frage, wie Reshaba das schaffte schlich sich wieder in ihre Gedanken. Gut es war Reshaba. Reshaba war nicht glücklich, bevor sie jemandem nicht alle Geheimnisse entrissen hatte, die sie auch nur im entferntesten betrafen. Piteraq zweifelte nicht daran, dass ihre Cousine die Karte von Hogwarts auswendig gelernt hatte, bevor sie hier angereist war. Wahrscheinlich sogar schon mehrere Stunden nachdem sie erfahren hatte, dass sie ihr letztes Jahr hier verbringen würde. Piteraqs blaue Augen verengten sich. Die Narbe, die ihr Gesicht zu spalten schien kribbelte.

Mittagspause. Das war die herrlichste Zeit seines ganzen Tages. Der Dunkelblonde schlenderte durch das Schloss und trat auf die Hängebrücke hinaus, um ein wenig frische Luft zu schnappen. Sein Blick fiel auf eine weißhaarige Gestalt, die sich dort bereits befand. Wenn er sich nicht irrte war das Piteraq Kosava, die seit ein paar Tagen seinen Jahrgang bereicherte. Und es war tatsächlich eine Bereichung.
Er ging auf sie zu und lehnte sich lässig neben ihr an die Hängebrücke, den Rücken dem Abgrund, das Gesicht ihr zugewandt. "Was macht eine so schöne Frau so alleine in einem abgelegenen Winkel des Schlosses?" Ein charmantes Lächeln blitzte auf seinen Zügen auf.

Piteraq hatte niemanden, dem sie begegnet war eines Blickes gewürdigt. Sie hatte auch die Blicke ignoriert, die an ihrer linken Gesichtshälfte klebten und beinahe körperlich spürbar schienen. Aber auch noch darauf angesprochen zu werden, dass eine Kluft aus vernarbtem Fleisch ihr Gesicht entstellte, war doch zu viel.
"Die ehemals schöne Frau, sieht sich ihre neue Schule an", erwiderte Piteraq kühl, als sie sich dem Jungen zuwandte, der scheinbar entweder von Selbstmordgedanken getrieben war und sich, so wie es aussah, gleich rückwärts die Brücke hinabzustürzen, oder, Piteraq hoffte inständig auf Möglichkeit Nummer eins, ihr mit diesem Verhalten zu imponieren versuchte.

Diegos charmantes Lächeln trübte sich nicht eine Sekunde. "Ehemals schön? Ich glaube, dein Selbstbild hinsichtlich deiner eigenen Schönheit ist getrübt." Er stützte seine Ellbogen auf der Brüstung hinter sich ab und musterte sie kurz. "Deine neue Schule, ja? Und, wie schneidet Hogwarts im Vergleich zu deiner alten Schule so ab?" Seiner Einschätzung nach störte es sie gewaltig, hier zu sein...oder das Schloss störte sie. Viele fanden sich nicht auf Anhieb hier zurecht, dafür war Hogwarts zu verwirrend, zu groß und zu magisch. Oder sie war einfach nur eine Kratzbürste.

Piteraqs Lippen blieben ein dünner Strich. Sie hatte keine Lust über ihre Entstellung zu reden. "Mein Selbstbild sieht mich mehrmals täglich in spiegelnden Flächen an. Wenn diese alle getrübt sind, braucht diese Schule scheinbar eine neue Putzkraft." Piteraq ging noch ein paar Schritte weiter. Wenn es dem Jungen so wichtig war mit ihr zu reden, konnte er das auch im Laufen.
"Dieses Gemäuer ist voll mit unnötiger Zauberkraft. Es ist nicht so, dass irgendetwas davon zweckdienlich scheint. Nur chaotisch und als wolle man es Neuankömmlingen besonders schwer machen sich hier heimisch zu fühlen. Vielleicht auch um Muggel zu beeindrucken."

Diego zog eine Augenbraue hoch. Hatte sie ihm gesagt, er müsse sich als Putzkraft bemühen? Ach was. Der Junge wischte den Gedanken beiseite und stieß sich von der Brüstung ab, um neben ihr her zu gehen, als sie loszulaufen begann. "Ich glaube nicht, dass es mit den Spiegeln zu tun hat. Vetraue einem Experten: Du bist eine schöne Frau", erwiderte er trocken und grinste verschmitzt. Irgendwie amüsierte sie ihn.
Als sie ihm allerdings von ihren Eindrücken Hogwarts' berichtete, runzelte sich die Stirn des Slytherins leicht. "Unnötige Zauberkraft? Es stimmt schon, Hogwarts quillt über vor Magie, aber ich verstehe nicht, warum sie unnötig sein sollte. Muggel kommen übrigens nicht ins Schloss, ein Verwirrungszauber liegt auf der Umgebung. Für Muggel sieht das alles hier aus wie eine heruntergekommene Ruine, wir könnten sie also nicht mal beeindrucken, wenn wir wollten. Und heimisch fühlen kann man sich hier ganz schnell - man muss nur bereit sein, sich auf Hogwarts einzulassen." Er sagte das ruhig, bemühte sich um eine neutrale Stimme. Sie spielte vielleicht Kratzbürste, er war nicht der Mensch dafür.

"Nun, dann hat es wohl scheinbar mit der narbe in meinem Gesicht zu tun, wenn schon die Spiegel keine Schuld tragen", erwiderte Piteraq schnippisch. "Vielleicht solltest du einen Optiker konsultieren, oder eine andere Expertise wählen. Diese scheint ohnehin nicht lohnenswert."
Piteraqs Hand strich sich leicht gereizt eine Strähne silberner Haare aus dem Gesicht. "Sie ist zumindest nicht zweckdienlich. Welchen Sinn haben verschwindende Türen? Und ich rede von Halbblütern, oder als was auch immer man sie in diesem Teil der Welt gerne bezeichnet."

"Okay...du hast keine Ahnung davon, wie man flirtet, oder? Und bei Salazar, du bist schön, da macht auch eine kleine Narbe nichts aus." Seine große Klappe konnte ihn jetzt in eine verdammte Misere bringen, aber sie war auch eine Kratzbürste und legte jedes Wort auf die Goldwaage. "Oh, ich mag meine Expertise", sein Tonfall war wieder locker und erneut zeigte sich ein verschmitztes Lächeln auf seinen Zügen.
"Sinn haben diese verschwindenen Türen, weil sie vermutlich zu Räumen führen, die zu betreten nicht in deinem Interesse liegen sollten", entgegnete er und runzelte die Stirn bei ihrer abfälligen Worten über Halbblüter. "Zwischen Halbblütern und Muggeln besteht ein Unterschied", bemerkte er leichthin.

Piteraq blinzelte kurz verwirrt. War sie angeflirtet worden? Wie dem auch war, da war schon wieder das Thema. "Es scheint, unsere Definitionen von klein gehen auseinander. Wie groß muss ein Schnitt im Gesicht einer Frau sein, damit du ihn als groß erachtest?" Damit war doch nun hoffentlich Schluss mit diesem Thema. "Warum werden diese Türen dann nicht direkt verborgen? Und aus welchem Grund lassen sie einen im einen Moment passieren und im nächsten nicht?" Daraufhin folgte ein doch wenig elegantes Schnauben. "Oder auch Zootiere. Zu denen besteht auch kaum Unterschied."

Diego verdrehte gespielt resignierend die Augen. "Du solltest dein Selbstwertgefühl aufpolieren und deiner Narbe keine größere Bedeutung zumessen, als sie tatsächlich hat, Piteraq", erklärte er trocken. Dann seufzte er, und schüttelte den Kopf. "Hogwarts ist voll mit chaotischer, emotionaler, explosiver Magie, weil es den Charakter des Schlosses ausmacht", erklärte er geduldig. Er hatte ein ganz klein wenig das Gefühl, mit einem trotzigen Kind zu reden. "Diese Türen sind ein Teil des Schlosses und ebenso launsich wie selbiges. Sie zeigen sich dir dann, wenn du es verdienst."
Seine Augenbrauen schoben sich skeptisch in die Höhe bei ihrem Vergleich mit Zootieren. "Doch. In der einfachen Tatsache, dass Zootiere nicht menschlich sind."

"Du solltest dich aus Angelegenheiten bezüglich meines Selbstwertgefühls heraushalten", erwiderte Piteraq gereizt. "Und die angebrachte Anrede wäre Miss Kosava, oder sind wir uns in irgendeiner Weise anders vorgestellt worden?" Nein, vermutlich war sie wirklich nicht gut im Flirten. "Und die Aussage ist also, dass Hogwarts explosiv emotional und chaotisch ist? Das erweist sich kaum als Aufmunterung. Und ich bin ehrlich, ich bevorzuge Türen, die verschlossen bleiben, wenn man keinen Zugang hat, nicht welche die sich nachträglich bemerkbar machen."
Piteraq schritt geflissentlich weiter. "Es kommt nur darauf an, was man in den Zoo sperrt."

"Irgendwer muss es ja aufpolieren oder dich mit dem Flirten zumindest bekannt machen", grinste der dunkelblonde Slytherin frech und zog dann eine Augenbraue hoch. "Du bist weder Lehrerin an dieser Schule, noch ein paar Jahre älter als ich oder sonst eine Respektsperson. Du bist genauso Schüler wie ich. Also duze ich dich und sage Piteraq", stellte er lässig fest. Ihn beeindruckte ihr Gehabe nicht im Geringsten.
Diego seufzte. "Die Aussage ist auch die, dass du dem Schloss beweisen musst, dass du hier sein willst und dass es dir den Wert beimisst, den es braucht, um eben diese Türen zu durchschreiten", und wieder fühlte er sich, als spräche er mit einem trotzigen Kind und als wollte Piteraq absolut nicht hier sein.
Ihre nächste Aussage ließ seine Augenbraue erneut in die Höhe wandern. "Wen hast du denn vor einzusperren?"

"Bietest du dich gerade wirklich als Hauself an, oder wie darf ich das verstehen?", entgegnete die Slytherin, die das Grinsen des Jungen langsam zu ärgern begann. "Die übernehmen meines Wissens nach das Polieren." Innerlich verdrehte Piteraq die Augen. Dieses Land ging ihr auf die Nerven. Es. Kotzte. Sie. An. Und die Zauberer hier, die unbedingt mit ihr kommunizieren wollten sowieso.
"Es ist irrelevant, ob ich Lehrerin bin, oder älter... Aber nenn mich wie du willst, ich ignoriere dich einfach, wenn mir die Anrede nicht passt." Sollte der Junge, dessen Namen sie selbst nicht einmal interessierte anfangen sie zu duzen, würde Piteraq ihm am liebsten den Hals umdrehen. Sie legte noch einen Schritt zu. Dem Schloss Respekt zollen. Sich dem Schloss beweisen. Was für ein Blödsinn. "Oder vielleicht sollte ich anfangen Schwebezauber auf meine Schuhe zu wirken und verschlossene Türen aufsprengen." Oder nervige Schüler mit einem Imperius belegen damit sie einfach nur brav und vor allem still Schlossführer spielten. "Eigentlich wollte ich nur Muggel und Halbblüter einsperren. Wieso? Wolltest du auch einen Käfig?"

Diego zog eine Augenbraue hoch, doch das freche Grinsen verschwand nicht von seinen Lippen, nur in seine Augen trat ein überheblicher, abschätziger Ausdruck. Er wäre nicht er, wenn ihn interessieren würde, was sie dachte, aber er ließ sich niemals im Leben herabstufen. Er stammte aus einer Reinblutfamilie und er war sich seiner Stellung durchaus bewusst. Er würde sich von einer verzogenen Göre auch bestimmt nichts Gegenteiliges sagen lassen. Doch all diese Gedanken konnte man ihm nicht direkt ansehen, wenn man ihn nicht gut kannte.
"Ich bin keine Hauselfe - ich heiße dich in Slytherin und Hogwarts willkommen. Du wirst mit uns auskommen müssen, scheinbar ob du willst oder nicht. Und ich würde dir auch nicht empfehlen, irgendetwas an diesem Schloss in die Luft zu sprengen, einige reagieren da sehr empfindlich drauf, im Gedenken an den letzten Krieg", sein Ton hatte einen kleinen, herablassenden Nachhall. Er konnte auch biestig sein, wenn er wollte, er war nicht umsonst eine Schlange.
"Ich gehe in keinen Käfig, aber wir können bestimmt einen organisieren, um dich hinein zu sperren. Dann machen wir ein Schild dran, bitte nicht füttern und kümmern uns wieder um andere Angelegenheiten", provozierte er sie.

Piteraq blieb abrupt stehen und würdigte den-dessen-Namen-sie-nicht-interessierte das erste Mal eines vernünftigen Blickes. "Du hast also doch sympathische Seiten", erwiderte sie und zog die Augenbraue hoch, was ihre Narbe seltsam zu spannen schien. "Und ja, mit einem Hauselfen kann man dich auf den zweiten Blick dann doch schwer verwechseln, vor allem wenn du aufhörst über deinen schneibaren Putzzwang zu reden." Ein erhabenes Lächeln. "Ich nehme den Willkommensgruß an. Danke." Sie vollführte einen Knicks. "Oh, mir fällt ein Weg ein, wie ich hier mit allen auskomme. Wenn nicht alle versuchen mit mir auszukommen, will heißen mich in Ruhe lassen." Da der Slytherin ihren Witz nicht verstanden hatte ging sie auch nicht weiter darauf ein.
"Ich bezweifle, dass es einen Käfig gibt, der mich halten kann. Außerdem war es eine Frage, warum du dich so dafür interessierst." Das Mädchen zuckte leichthin mit den Achseln. "Vielleicht hast du ja solche noch mehr interessante Preferenzen, außer den Drang mein Seblstbewusstsein zu polieren"