"Ob ich mir den Rat zu Herzen nehme weiß ich noch nicht!", brummte ich. Plötzlich wurde mir etwas klar. Ich hatte mich versteckt! Die ganzen Ferien lang! Das sah doch aus als würde ich ihr die Bahnfrei machen … als hätte ich Angst vor ihr! Ich hatte keine Angst vor ihr! Ich durfte keine Angst vor ihr haben …, denn dann würde sie gewinnen. Ich durfte mich nicht von ihr unterkriegen lassen … und ich hatte es ihr so leicht gemacht, sogar ohne ihr wissen mein Herz zu zerstören! Plötzlich spürte ich Aufregung in mir. Ein wenig Wut, doch hauptsächlich Kampfgeist! Für einen Moment sah ich fast such Jade hindurch, während ich nachdachte, blickte dann jedoch wieder sie an und ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, "Eben … er muss das … ich aber nicht!" Ich musste nicht nett zu ihr sein!
Von einem Moment auf den anderen fühlte ich mich lebendig, doch schon einen Moment später bekam mein Hochgefühl einen Pieckser. Ich sackte wieder etwas zusammen und kaute leicht auf meiner Backe herum. "Meiner Mum und meinem Dad geht es gut!", murmelte ich und sah ins Feuer. Doch meine Oma war tot und mein Bruder wahrscheinlich auch!
Dann sah ich jedoch auf und musterte sie besorgt, "Wie geht es eigentlich dir und deiner Familie? Wir reden hier die ganze Zeit über meinen Kram, dabei gibt es so viel wichtigeres!"

cf. Gryffindorturm ~ Gemeinschaftsraum

Sie hatte das Zögern bemerkt, das Zögern, bevor er den Arm um sie gelegt hatte. War sie zu weit gegangen? Sie lächelte trotz allem weiter und führte ihn, ohne dass sie erwischt wurden, ins Turmzimmer des Südturms. Zögerlich ließ sie seine Hand los und wandte sich dann zu ihm um. "Also...da wären wir." Wieso fiel es ihr auf einmal so schwer, unbekümmert zu sein? Irgendwie war es schöner gewesen...bevor sie Angst gehabt hatte, etwas falsch gemacht zu haben. Wieso hatte er gezögert?

cf: Gryffindorturm - Gemeinschaftsraum

Nate hatte sich wegen des Schweigens auf dem Weg zum Turm nicht weiter gesorgt. Er war damit beschäftigt, auf seine Umgebung zu achten, um Vertrauensschüler oder andere Herumtreiber frühzeitig zu bemerken. Aber sie hatten Glück und begegnetem niemandem. Als sie im Turmzimmer ankamen, schloss Nate vorsichtig die Tür hinter ihnen und verriegelte sie vorsichtshalber magisch. Als er sich wieder zu Joyce umdrehte, bemerkte er allerdings, dass sie unsicher wirkte. Verwirrt strich der Gryffindor mit einer Hand durch seine Haare und schaute sich in dem düsteren Raum um. "Ja ... da wären wir."

Sie sah ihn noch einen Augenblick lang an, dann drehte sie sich um und zog ihren Zauberstab, sorgte mit einigen ungesagten Zaubern für Licht im Raum. Das Feuer im Kamin und die im Raum verteilten Kerzenleuchter warfen ihren Schein auf einen Sessel in Kaminnähe, eine breite Fensterbank vor dem in einer Nische liegendem Fenster und ein kleines Sofa in einer Ecke, während manche Gegenstände mit staubigen Tüchern bedeckt waren. Sie wusste selbst nicht genau, was dieser Raum früher einmal gewesen war.

Nate sah sich einen Moment im Raum um, nahm dann Joyce' Hand, wobei er ihr einen kurzen, unsicheren Blick zuwarf, und zog sie dann mit sich zu dem Sofa. "Evanesco", murmelte er und befreite das Sofa so von jeglichem Staub, ehe er sich darauf setzte und Joyce zu sich zog. Er überließ ihr, ob sie sich neben ihn setzte oder ihren alten Platz auf seinem Schoß wieder einnahm, während er etwas nervös überlegte, was er sagen könnte. Die Stimmung schien plötzlich seltsam zu sein und Nate wusste nicht, woran das lag. "Kommst du häufig hier her?", fragte er schließlich ins Blaue hinein.

Sie ließ sich von ihm zum Sofa ziehen, nahm aber vorsichtshalber neben ihm Platz anstatt sich wieder auf seinem Schoß nieder zu lassen. Auf seine Frage hin schüttelte sie den Kopf. "Nein...eigentlich nicht." Sie starrte auf ihre Hand, die in seiner lag und versuchte, das mulmige Gefühl in ihrem Bauch zu verdrängen. "Nate...hab ich was falsch gemacht?", platzte sie einige Momente später dennoch heraus. Es lag ihr nicht, ihre Gedanken zurück zu halten, sie versuchte, ihre Probleme zu lösen. Schamesröte brannte auf ihren Wangen und sie hob den Blick nicht von ihren ineinander verschränkten Händen.

Joyce wählte den Platz neben ihm. Nate wusste nicht, ob er etwas in diese Tatsache hineininterpretieren sollte, oder ob er es damit nicht übertrieb. Aber das hier war seine erste Beziehung und er hatte keine Ahnung davon. Merlin, er wusste schon allgemein nicht, wie er mit anderen Menschen umgehen musste, außer es ging darum sie möglichst weit weg von sich zu halten. Das war nichts, was er bei Joyce wollte. Ihre Frage erwischte ihn eiskalt und er starrte seine Freundin verwirrt an. Ob sie etwas falsch gemacht hatte? "Nein, ich ... warum solltest du?" Die Frage war eher., was hatte er getan, damit sie sich so fühlte? Betreten senkte Nate den Kopf und schaute Richtung Boden. "Du hast gar nichts falsch gemacht. Tut mir leid, wenn ich ... tut mir leid."

"Ich weiß nicht...du hast gezögert, bevor du den Arm um mich gelegt hast. Ich...bin ich zu weit gegangen?" Verdammt, sie war doch sonst nicht zu unsicher. Aber...Nate war auch nicht so einfach zu lesen wie die Jungs, mit denen die lebensfrohe Gryffindor sonst zu tun hatte. Die Röte auf ihren Wangen vertiefte sich, doch seine Entschuldigung...brachte sie auch nicht dazu, sich besser zu fühlen. Wann waren sie in diese Zwickmühle hinein geraten? Eben im Gemeinschaftsraum war die Stimmung besser gewesen...

Nate brauchte einen Moment, um überhaupt zu realisieren, wovon Joyce sprach. Wann hatte er gezögert? Der Gryffindor erinnerte sich an den Moment im Gemeinschaftsraum, als er aufgestanden war und seinen Arm um Joyce gelegt hatte.
"Zu weit gegangen?", echote er. "Womit denn?"
Der Gryffindor zwang sich, seine Freundin wieder anzuschauen. Wie sollte er sein Zögern erklären? "Das hatte nichts mit deinem Verhalten zu tun, okay? Ich hatte nur noch nie ... eine Freundin und ich weiß einfach manchmal nicht, wie ich mich verhalten soll ..." Nate räusperte sich und schob seinen Arm vorsichtig hinter ihren Rücken,so dass er sie umarmen und näher an sich ziehen konnte. "Ich will vor den anderen Schülern meine Distanz wahren, aber andererseits will ich, dass jeder weiß, dass du zu mir gehörst und manchmal ist das ein bisschen schwer in Einklang zu bringen." Er küsste Joyce' Scheitel und lächelte sie matt an. "Das alles ist einfach ziemlich neu für mich, aber du hast nichts falsch gemacht."

Hilflos zuckte sie mit den Schultern. "Zu der Zeit, als ich auf deinem Schoß saß. Ich weiß es eben nicht", murmelte sie, während sie immer noch auf ihre ineinander verschränkten Hände starrte und nicht bemerkte, wie er sie ansah. Seine nächsten Worte ließen die Röte auf ihren Wangen allerdings noch tiefer werden, wenn auch aus einem anderen Grund. "Du...noch nie?", echote sie und schluckte. Vermutlich war sie dann eben auf jeden Fall zu weit gegangen. Aber...sie hatte da gar nicht drüber nachgedacht. Dennoch ließ sie sich in die Umarmung sinken und legte ihren Kopf auf seine Schulter, bemerkte sein Lächeln nur aus dem Augenwinkel. "Okay", murmelte sie leise. Dann wurde ihr allerdings noch etwas anderes klar, was seine Worte bedeutet hatten und sie lächelte leicht. "Du willst, dass jeder weiß, dass ich zu dir gehöre?", wiederholte sie leise.

Um Nates Mundwinkel erschien ein verlegenes, mattes Lächeln. "Natürlich noch nie. Ich wollte doch wegen Denisa niemanden in meiner Nähe haben und bis vor ein paar Wochen habe ich das ziemlich gut geschafft. Aber dann musste ich ja dieses Mädchen kennenlernen, das mich einfach nicht mehr losgelassen hat." Er verstärkte seine Umarmung ein wenig und vergrub sein Gesicht in Joyce' dunklen Haaren. "Natürlich", murmelte er in ihre Haare hinein und streichelte über ihren Arm. "Ich will ja nicht, dass jemanden den Fehler macht und denkt, dass du noch zu haben bist. Und außerdem bin ich sehr stolt darauf, dass ich dich als Freundin habe."

"Tut...tut mir Leid. Ich hab nicht drüber nachgedacht", murmelte sie und wieder schämte sie sich irgendwie. Doch seine Worte zauberten das Lächeln zurück auf ihre Lippen. Fast hätte sie ihn aufgegeben, die Anziehung ignoriert...gut, dass er sie aufgehalten hatte. Seine nächsten Worte ließen ihr Herz erst recht schneller schlagen und sie drückte einen kleinen Kuss auf seinen Hals, mehr konnte sie aus ihrer derzeitigen Position nicht erreichen. "Das klingt...wahnsinnig schön", stellte sie leise fest und kuschelte sich etwas enger an ihn.

Nate zuckte immer noch ein wenig verlegen mit den Schultern. Er war nicht mehr in dem Alter, in dem seine Freundin darüber nachdenken sollen müsste. Er selbst wollte gar nicht so genau wissen, wie viele Vorgänger er hatte und wie Joyce' Erfahrungen aussahen. "Ist schon okay, solltest du ja auch gar nicht", murmelte er in ihre Haare hinein und hob dann wieder vorsichtig den Kopf, um ihr ein kleines Lächeln zu schenken. Joyce' Kuss machte das Lächeln ein bisschen breiter. "Nicht ein bisschen sehr besitzergreifend?", fragte er halb belustigt, halb neugierig nach und zog Joyce dann vorsichtig wieder auf seinen Schoß.

"Okay", murmelte sie nur, verbarg die Röte auf ihren Wangen an seiner Halsbeuge. Sie wollte auch tatsächlich nicht mehr darüber nachdenken...ob ihn jetzt der Gedanke verfolgte, bei ihr etwas falsch zu machen, weil er von viel mehr Erfahrung bei ihr ausging? Was war das eigentlich für eine merkwürdige Zwickmühle? Sie schüttelte rasch den Kopf, als er fragte, ob er nicht zu besitzergreifend wäre. "Nein...und wenn du es doch einmal sein solltest, werde ich mich melden, versprochen", sie lächelte warm und ließ dann zu, dass er sie wieder auf seinen Schoß zog - auch, wenn dadurch die Röte auf ihren Wangen wieder zunahm.

Nate grinste leicht, als er sah, dass Joyce' Wangen glühten. Es war ein bisschen beruhigend zu sehen, dass sie auch nicht ganz so sicher war, was diese ganze Situation anging. Er berührte ihre geröteten Wangen mit seiner Hand und streichelte mit seinem Daumen über die warme Haut. "Melden, hm? Du warnst mich aber nett vor, ehe ich einen Fluch abkriege?", versuchte Nate zu scherzen, auch wenn er sich sicher war, dass Joyce ihm nicht gleich einen Fluch auf den Hals hetzen würde, wenn er es ein bisschen übertrieb. Der Gryffindor lehnte sich zurück und zog Joyce mit sich, so dass sie an seiner Brust lehnte. Wahrscheinlich war es Zeit für einen Themenwechsel, damit die Stimmung sich ein bisschen normalisierte. "Wann kann ich dir eigentlich mal beim Fliegen zuschauen? Du warst doch in der Hausmannschaft, oder?"