Unwillkürlich musste ich lachen. "Gut das du es sagst, auf die Idee wäre ich wahrscheinlich auch noch gekommen." Im Notfall wäre ich jedoch wirklich ins Zimmer eingebrochen. Hauptsache es hätte keiner gemerkt. Wir setzten uns langsam in Bewegung und ich legte Luzifer eine Hand auf den Rücken. Einmal um unser Tempo abzugleichen und einmal damit er mir nicht verloren ging. Das klang vielleicht absurd, aber mir war wohler wenn ich ihn spürte. Nach 10 Minuten standen wir im Greenpark, direkt gegenüber vom Hotel. Ich schob Luzifer vor mir ins Hotel und wir liefen durchs Treppenhaus - Bis wir zum Zimmer kamen, die laut Lu die richtige Nummer hatte. Er schloss auf und wir traten in das Hotelzimmer.

Luzifer entspannte sich etwas, als er die Hand von Jenifer auf seinen Rücken spürte, denn damit fühlte er sich gleich viel wohler. Bis zum Hotel dauerte es wirklich nicht einmal zehn Minuten und auch wenn er sich eigentlich ziemlich sicher war, dass sein Vater noch nicht wieder hier war, atmete er noch einmal tief durch, bevor er mit Jenny das Hotel betrat. Es dauerte auch nicht sehr lange, da standen sie vor der richtigen Zimmertür und Luzifer schloss aus, um mit Jenny dann das Hotelzimmer zu betreten. Es war vielleicht nicht das schönste, aber es reichte ihm, war immer noch besser, als wenn sein Vater in irgendeiner Bruchbude mit ihm hatte für die Zeit unterkommen wollen, in der sie in England waren.
"Mein Vater ist noch nicht da. Was genau hast du jetzt eigentlich vor? Ich hab Angst, dass dir etwas passiert.", murmelte Luzifer leise und ließ sich auf das Bett fallen, welches im Zimmer stand. Da sein Vater nicht so viel Geld hatte ausgeben wollen, hatten sie ein eigentliches Einzelzimmer genommen. Luzifer schlief deswegen manchmal auf der Couch, ansonsten schlief sein Vater dort, aber das kam immer darauf an, wann sein Vater wieder kam und was er dann für eine Laune hatte.

Es war nicht schön, eben ein typisches Hotelzimmer. Ich drückte Luzifer auf das Bett und kniete mich dann vor ihn. Ich murmelte einen Heilzauber und Luzifers Auge schwoll ab und auch seine Wange nahm größtenteils wieder normale Farbe an. Ich war nicht die größte in Heilzaubern, aber es reichte. "Mir passiert nichts." murmelte ich bloß und setzte mich dann neben ihn aufs Bett. "Wann kommt dein Vater ungefähr zurück?" fragte ich nach.

Luzifer beobachtete Jenny nur bei ihrem tun und auch wenn er bemerkte, was sie bei ihm machte, so reagierte er nicht wirklich darauf. Die Schmerzen verdrängte er immer so, dass er sie nicht mehr spürte und nun spürte er nur noch ein leichtes Pochen in seiner Wange und als er in den Spiegel sah, bemerkte er, dass sein Auge zwar immer noch etwas blau war, aber nicht mehr so schlimm wie vorher und schmerzen tat es auch nicht mehr.
"Danke, aber außerhalb von Hogwarts darfst du doch gar nicht zaubern.", meinte er lesie, denn er wollte nicht, dass Jenny wegen ihm Ärger bekam.
"Ich weiß nicht, vermutlich in einer halben Stunde bis Stunde.", murmelte Luzifer, dabei lehnte er sich an Jenny und hoffte wirklich, dass nichts passieren würde. Er wusste nicht wie sein Vater heute drauf war, weswegen er sich nicht wirklich sicher war, wie dieser auf Jenny reagieren würde, besonders wo sie mit ihm reden wollte oder was auch immer, dass konnte ja kaum gut gehen, aber er hoffte einfach auf das beste, denn er wollte nicht, dass ihr etwas wegen ihm passierte.

"Das ist ein Heilzauber, der geht schon in Ordnung." murmelte ich leise und nickte dann. Halbe Stunde, Stunde? Solange war das nicht mehr hin. Ich lächelte Luzifer aufmunternd an und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass ich selbst etwas nervös war. "Wie läuft es denn in der Schule so?" fragte ich zögerlich nach und strich mir die Haare zurück. ob er sich noch selbst verletzte? Ob er wieder genug as? Jetzt plagte mich das schlechte Gewissen. Ich hätte besser auf ihn aufpassen müssen?

Luzifer wusste nicht, ob Jenny ihn damit nun anlog oder nicht, aber da bisher noch kein Brief angekommen war, schien es wohl wirklich zu stimmen.
"Du bist nervös.", stellte Luzifer leise fest, denn er bemerkte so etwas einfach und er konnte es Jenny auch nicht übel nehmen, er würde es ihr auch nicht übel nehmen, wenn sie seinem Vater nicht begegnen wollte.
"So wie immer, nur dass ich es noch schaffen muss einiges an dem Stoff nachzuholen. Da ja kaum ein Lehrer aufgetaucht ist, muss man sich ja alles selber beibringen.", antwortete Luzifer leise und konnte sich schon denken worauf das hinaus lief, dafür kannte er Jenny einfach schon gut genug.
"Hör auf dir ein schlechtes Gewissen einzureden. Du hattest allen Grund auf mich sauer zu sein und nicht auf mich aufzupassen.", sagte Luzifer ernst und sah Jenny auch so an, denn er wollte nicht, dass sie sich deswegen ein schlechtes Gewissen machte. Er war ja auch nicht gestorben und in der Zeit war er auch gut alleine klar gekommen, irgendwie. Dennoch sollte sie sich die Schuld nicht dafür geben, dass konnte Luzifer nicht leiden, vor allem weil sie keine Schuld traf.

"Ich bin nicht nervös ... Nicht wirklich." murmelte ich, doch ich würde mit seinem Vater sprechen. Sowas ging einfach nicht! Nein! "Ich musste Zags schreiben, frag mich Mal." grinste ich schief und mein Blick fiel aufs Fenster. Der Himmel war dunkel, aber trotzdem war es Draußen nicht kalt. "Ich hab kein schlechtes Gewissen." log ich. Er hat Hilfe gebraucht, die ich ihm verweigert hatte. Ihm ging es nun aber besser, oder?

"Lüg mich nicht an Jen, ich kenn dich gut genug um zu wissen, dass du deswegen ein schlechtes Gewissen hast.", meinte Luzifer leise, denn er konnte es wirklich nicht leiden, wenn man ihn anlog, besonders wenn er es besser wusste und das war bei Jenny nun mal der Fall.
"Er kommt.", murmelte er dann leise, denn er konnte seinen Vater riechen und dieser war nicht mehr weit entfernt. Kurz darauf hörte Luzifer auch schon den Schlüssel im Schloss und die Tür ging auf, sein Vater kam ins Zimmer. Luzifer bemerkte sofort, dass sein Vater schlechte Laune hatte, vermutlich waren irgendwelche Informationen falsch gewesen oder weggelassen worden, was ihn nun wütend machte.
"Was macht das Mädchen hier?", wollte sein Vater gefährlich ruhig wissen und Luzifer war einen Moment lang überrascht, dass sein Vater nicht direkt zuschlug.
"Sie..."

Ich seufzte leise. "Tut mir Leid, Lu. Es ist nur so..." doch Luzifer unterbrach mich mit einem sachlichem 'Er kommt'. Vermutlich konnte er seinen Vater riechen oder sonstiges. Ich spannte mich an und beobachtete wie ein Mann ins Zimmer trat. Luzifers Vater. "Was macht das Mädchen hier?" fragte er und ich knirschte mit den Zähnen. Selbst sprechen konnte ich wohl nicht. "Sie..." begann Luzifer, doch ich unterbrach ihn, indem ich ihn instinktiv hinter mich schob und dann Aufstand. Ich stand jetzt direkt vor ihm und ich straffte die Schultern, bevor ich zu sprechen begann: "Mr. Epans? Ich bin Jenifer Darver." Ich hielt ihm meine Hand entgegen.

Luzifer konnte nicht aussprechen und da er sowieso nicht gewusst hatte was er sagen sollte, ließ er es auch bleiben. Er hatte einfach kein gutes Gefühl was die ganze Situation anging.
"Was interessiert mich wer du bist. Ich wollte nur wissen, was du hier zu suchen hast. Doch Dank dem Namen, weiß ich nun, dass du Darvers Tochter bist. Du bist sicherlich genauso wie dein Vater, ein verräterischer Todesser ist er. Was willst du mit meinem Sohn? Du bist doch viel zu alt für ihn.", fauchte sein Vater und Luzifer rutschte weiter hinten aufs Bett, schlang seine Arme um seinen Knie und schloss die Augen, denn er konnte sich schon denken, dass dies nicht gut ausging, weswegen er unbewusst angefangen hatte zu zittern.
"Bitte, nicht.", wimmerte Luzifer leise, denn er wollte nicht, dass Jenny etwas passierte und das würde es sicherlich, wenn es so weiter ging.

Das ging ja Mal nach hinten los. Ich zog meine Hand zurück und je weiter er sprach, desto mehr spannte ich mich an. In diesem Moment fielen mir mindestens 15 Sprüche ein, die ihn entweder quälen oder zumindest verletzen würden. Doch hingegen meiner Erwartungen versuchte ich mich zu beruhigen. "Sie haben nicht das Recht etwas gegen meinen Vater zu sagen. Und ich bin eine Freundin ihres Sohnes, denn ich Kummer mich um ihn, da sie das ja nicht tun. Sie verletzen ihren eigenen Sohn. Finden sie das etwa gut?" Ich hatte ruhig gesprochen und versucht die Wut aus meiner Stimme zu verbannen. Mein Blick huschte kurz zu Luzifer.

Luzifer musste einfach beobachten, was Jenny und sein Vater taten, denn er musste einfach eingreifen, wenn etwas passieren würde. Deswegen sah er den Schlag von seinem Vater auch schon kommen, bevor dieser überhaupt richtig ausgeholt hatte. Auch wenn er kleiner war als Jenny, schaffte er es den Schlag von seinem Vater abzufangen. Dieser traf halb seine Wange und halb seine Nase, die leicht zu bluten begonnen hatte, aber das bemerkte er nicht einmal wirklich.
"Was fällt dir nichtsnutziger Sohn eigentlich ein!", fauchte sein Vater ihn auch gleich wieder an, aber Luzifer ließ sich nicht einschüchtern.
"Wage es nicht noch einmal, die Hand gegen Jenny zu erheben.", knurrte Luzifer zurück und konnte nicht so ganz glauben, dass er dies wirklich machte. Doch et wollte nicht, dass Jenny etwas passierte, damit ging sein Vater einfach zu weit.

Ich zuckte leicht zusammen, als Septimus Epans die Hand erhob, doch in sekundenschnelle stand Luzifer zwischen uns. "Lu, lass gut sein." murmelte ich, strich ihm über den dunkelblonden Haarschopf und schob ihn dann hinter mich. "Also?" ich wand mich wieder an seinen Vater.

Septimus sah immer noch sehr wütend aus und Luzifer seufzte nur leise, denn es hatte ja doch keinen Sinn zu diskutieren. Jenny hatte ihn wieder hinter sich geschoben, vermutlich wollte sie ihn einfach nur beschützen, so wie sie es vorher in Hogwarts getan hat.
"Wenn dir so viel an dem missratenen Jungen liegt und er dir so gut gefällt, dann nimm ihn doch mit und wage es dann ja nicht, wieder mit ihm aufzutauchen. Entweder du gehst jetzt alleine oder du nimmst ihn mit.", knurrte Septimus und stellte Jenny somit vor die Wahl. Luzifer wollte eigentlich etwas sagen, aber er wusste, dass es ja doch nichts bringen würde, weswegen er nun einfach darauf wartete, wie Jenny nun reagieren wird. Er hatte schon geahnt, dass dies alles so enden wird, es hatte einfach nicht anders enden können, so war es doch jedes mal, wenn sich jemand für ihn einseten wollte.

Ich funkelte Luzifers Vater aus kalten, grauen Augen an, meine Hände hatte ich nach hinten ausgestreckt, um zu fühlen dass Luzifer auch nah bei mir stand und ich hatte ihn automatisch enger zu mir gezogen, um ihn beschützen zu können. Auch wenn es eigentlich völlig absurd war, schließlich war der Kleine ein Vampir, aber dieser Beschützerinstinkt, der ihm gegenüber immer wieder hoch kam, ließ sich einfach nicht abschalten, geschweige denn verdrängen. Als er mich vor die Wahl stellte, knurrte ich leise. Das Knurren war ein Geräusch, dass man selten von mir und noch seltener von einem Mädchen hörte. In diesem knurren lag all meine Wut, all meine Angst und all mein Hass. Blanker Hass spiegelte sich in meinem verachtendem Blick wieder. "Wagen sie es ja nicht, jemals wieder in die Nähe von Luzifer zu kommen. Wenn sie ihn nicht wollen, schön... Er wird mit mir kommen." Ich sprach sicher und fest, in meiner Stimme lag all die Verachtung, die ich aufbringen konnte. Meine Finger tasteten etwas, bis ich den Saum von Luzifers Shirt unter meinen Fingern spüren konnte und ich zog den Jungen jetzt noch enger zu mir, so dass er direkt neben mir stand. "Auf Wiedersehen, Mr. Epans. ich würde ja gerne sagen es hat mich gefreut... Aber ich lüge nicht." Ich schaffte es, Septimus noch ein sarkastisches Lächeln entgegen zu schleudern, bevor ich ihm vor die Füße spukte und mit Lu aus dem Hotelzimmer verschwand.
ich sprach kein Wort, als wir die Treppen hinunter ins Erdgeschoss liefen und ich entspannte mich erst wieder, als wir aus dem leicht heruntergekommenem Gebäude austraten und um die nächste Ecke bogen. "Lass Mal sehen." murmelte ich, kniete mich vor den Zweitklässler und zog ein Taschentuch aus meinem Beutel, den man auch hätte als Umhängetasche betiteln können, und tupfte ihm damit die blutende Nase ab. "Nichts gebrochen oder so, deine Nase ist einfach nur etwas empfindlich", murmelte ich mehr um mich selbst zu beruhigen, als zu ihm zu sprechen. Die Blutung würde bald stoppen, so ähnlich war es mir auch mal ergangen, nur dass ich statt einem Schlag, im Schwimmbad mit der Nase auf dem Boden aufgeschlagen war, als ich versuchte einen Handstand zu machen. Das war in meinem 3. Jahr gewesen, Jonas hatte mich in den Osterferien dort hinbegleitet. Unwillkürlich musste ich bei dieser Erinnerung lächeln, als mir Luzifer und die Szene im Hotelzimmer wieder in den Sinn kam. "Komm, wir... Wir fahren heim." meinte ich leise und schob Luzifer vor mir her, bis wir etwas abgelegen von dem Hauptbahnhof am Straßenrand stehen blieben, um auf die Ankunft des fahrenden Ritters zu warten. ich sagte kein Wort, als ich mich im Schneidersitz auf die Bordsteinkante nieder ließ und meine Umhängetasche umklammerte.