"Oh bitte", Joyce' Stimme triefte vor Spott, "ich komme oft genug in den Genuss seiner Gesellschaft, schon allein, weil man dir offenbar oft entfliehen muss. Bild dir bloß nicht ein, es gäbe einen Grund, auf jemanden wie dich wegen banalen Dingen wie Dions Gesellschaft bissig zu reagieren. Das Einzige, was mich bissig macht, ist die Sorge um seine Gesundheit, solange er sich allzusehr mit dir abgibt", wann war sie so garstig geworden? Eigentlich hatte sie sich keineswegs mit Reshaba anlegen wollen, sie war nur ihren Pflichten nachgegangen. Sie machte aber auch keinerlei Anstalten, der Slytherin hinterher zu laufen, dafür war sie zu halsstarrig. Sie ließ sich nicht von Reshaba zu einer bestimmten Verhaltensweise zwingen. Stattdessen verschränkte sie ihre Arme etwas fester vor der Brust. Noch war es auch nicht nötig, ihre Stimme ein wenig zu erheben, Reshaba war noch nah genug, um sie gut zu hören.
"Ich glaube kaum, dass mein bester Freund irgendwann tatsächlich zu deiner Sippschaft gehören wird und ich warne ihn immer gern vor den Dingen, die er nicht tun sollte." Oder kam später mit dem: Ich hab es dir doch gesagt, um die Ecke. Sie zog eine Augenbraue hoch, als Reshaba ihr mitteilte, Squamish Kosava habe die Absicht, Veronique zu heiraten. Jetzt regte sich Abscheu in Joyce - Abscheu gegenüber diesem widerlichen alten Mann. "Das arme Mädchen. Es muss schlimm sein, an einen großkotzigen, uralten Mistkerl verheiratet zu werden." Sie klang nicht einmal mehr bissig, nur das aufrichtige Mitleid für Dions kleine Schwester, das Joyce für sie fühlte, schwang in ihrer Stimme mit.
Die nächste zweideutige Bemerkung bewirkte allerdings nur, dass sie die Augen verdrehte und Kälte und Spott in ihre Stimme zurück kehrten. "Ich habe es nicht nötig, mich in die Reihe von Dions Gespielinnen einzureihen. Wir kennen uns auch so gut genug und müssen nicht auf diese primitive Art zurück greifen." Und im gleichen Moment dachte sie an Nate und hoffte, dass er ihr eine solche Bemerkung verzeihen würde, die ganz sicher nicht auf ihn zutraf. Bei ihm war sie gern eine Gespielin. Unter anderem.
"Aber die Haarfarbe weist jemanden aus, ob er würdig ist. Wobei ich allen, die ein Familienmitglied wegen seiner Haarfarbe abschlachten möchten, eher den Wert absprechen würde", erwiderte Joyce unbeeindruckt.
Die Drohung trieb den Zorn zurück in die katzenhaften Augen, sie wirkte ungesagt einen Protego um sich, während sie ihren Zauberstab weiter fest umklammert hielt. "Bedenke, dass es immer ein Echo gibt, Reshaba." Sie würde sich keine Angst einjagen lassen.

"Droh mir nicht, Reshaba! Ich habe nicht vor, vor dir zurückzustecken, die du dich hier breitmachst wie ein Parasit, der nicht hierher gehört!", schoss sie hart und unnachgiebig zurück, die Stimme klirrend kalt wie Eis. Es war nicht ihre Art, sich in die Enge drängen zu lassen. "Ich versuche nur, das, was mir wichtig ist, vor denen zu schützen, die nichts anderes können, als Schaden zuzufügen." Und sie zählte Reshaba ganz klar zu dieser Kategorie, denn so wie diese sich aufführte, tat sie schließlich nichts anderes, als Schaden zu bringen.
"Ich bin eine gute Freundin! Ich bin ehrlich zu ihm, selbst wenn er die Wahrheit nicht hören will!" Sie musste sich das hier nicht vorwerfen lassen. Nicht, wenn sie um jede Minute Zeit mit ihrem besten Freund seit Neuestem kämpfen musste. Sie tat, was sie für richtig hielt, gab sich alle Mühe, das Beste für ihre Freunde zu tun. Selbst wenn sie dabei die unangenehme Rolle übernahm, ehrlich zu sein und ihren Freunden das zu sagen, was sie dachte, um sich Mühe zu geben, ihnen zu helfen. Denn genau das war alles, was sie wollte: Helfen.
Auf Joyce rasten zwei Zauber zu und prallten an ihrem Schild ab. Sie verstärkte ihn und hob bereits ihren Stab, um Reshaba ihrerseits einen Zauber auf den Hals zu hetzen, dann hielt sie inne. Kalt musterte sie ihr Gegenüber. "Ich beleidige diejenigen, die es verdient haben. Dein Großonkel ist ein widerwärtiger, großkotziger alter Mistkerl, wenn er eine Dreizehjährige zu ehelichen beabsichtigt. Das ist einfach eine Tatsache, weil es unmenschlich und unfair gegenüber einem kleinen Mädchen ist." Neben der sachlichen und begründeten Wut in ihr schwang auch Mitleid für Veronique in ihrer Stimme mit, aufrichtiges Mitleid.
Sie senkte ihren Stab. "Ich werde nicht auf dein Niveau eingehen und gleich zu Flüchen greifen. Ich behalte mir vor, mehr Möglichkeiten zur Konfliktlösung zu kennen, als mit Zaubern um mich zu werfen." Herablassung war in dem Blick zu lesen, mit dem sie Reshaba bedachte. Doch der Schild um sie herum blieb bestehen.
"Ich weiß, dass ihr euch innerhalb eurer Familie sinnloserweise abschlachtet. Scheint mir genug zu sein, um die Verhaltensweisen deiner Sippschaft nicht gut heißen zu müssen."

Joyce schnaubte. "Wie du mir, so ich dir. Ein ziemlich nützliches Sprichwort, das ich von einer Freundin gelernt habe", erwiderte sie unterkühlt und musterte Reshabas Augen stirnrunzelnd. Was war das denn für ein irres Glühen? "Ich helfe meinen Freunden, so gut ich kann, ich erdrücke sie schon nicht, keine Sorge. Vielleicht solltest du in dem Fall eher aufpassen, dass du sie nicht mit deiner Art vergiftest." Was warfen sie sich hier eigentlich für sinnlose Beleidigungen an den Kopf? Joyce hatte das Gefühl, sie drehten sich nur im Kreis und wichtig war vor allem, dass sie Recht behielten...jeder auf seine Weise.
Doch Reshabas nächste Worte verletzten sie irgendwie, obwohl sie nicht stimmten. "Das tue ich nicht. Vermutlich fragst du Dion nur nicht nach dem, was ich sage, denn ich sichere ihm vor allem in jedem Fall meine Unterstützung zu - auch dabei, eine Möglichkeit zu finden, diese Verbindung zu lösen." Sie hielt einen Moment inne, ehe ihre nächsten Worte in einer merkwürdigen Mischung aus Spott und Bitterkeit aus ihr heraus platzten. "Auch, wenn der Plan wahrscheinlich überholt ist, denn offenbar habt ihr ja so viel Gefallen an eurem Zwang gefunden." Vielleicht konnte sie demnächst ja Veronique helfen.
Auf ihre nächsten Worte antwortete die Slytherin ihr gar nicht mehr, also nahm die Gryffindor an, sie hatte einen wunden Punkt getroffen. Den Splitter in ihrem toten Winkel bemerkte sie nicht, sie verstärkte ihren Schild nur und hielt ihn unablässig aufrecht, auch, als sie plötzlich inmitten eines Feuers stand, das ihren Schild umkreiste, ohne ihn zerstören zu können.
Sie sah den zweiten Splitter erst, als das Feuer mit einem Mal erlosch und ihre Augen weiteten sich einen Augenblick lang. Reshaba musste irre sein, wenn sie wirklich erwägte, die beste Freundin ihres Verlobten umzubringen.
Aber aus dem Splitter wurde ein Schneeball. Und plötzlich stand sie im Zentrum einer Schneeballschlacht. Ein paar vereinzelte Schneebälle fanden ihr Ziel, dann wirkte die Brünette einen Flagrate um sich und die Schneebälle schmolzen, bevor sie ihr Ziel erreichten. Und Joyce konnte nicht anders, als zu kichern. Schneebälle.

Joyce bekam die ansteigende Kälte kaum mit, um sie herum flackerte der Feuerkreis fröhlich weiter und ließ die Schneebälle verdampfen, bevor sie die Brünette erreichten. Ebenso wie den Hagel. Und die Gryffindor konnte einfach nicht aufhören, zu kichern. Ein extra großer Schneeball ließ das Feuer kurzzeitig erlöschen, doch mit einem Schlenker ihrer Hand flackerte der Feuerkreis wieder vor sich hin, noch höher und heißer als zuvor. "Wogegen wehren? Gegen Schnee?", lachte sie der Weißhaarigen frech ins Gesicht. Sie wusste gar nicht, warum sie plötzlich so viel Spaß dabei hatte. Die nächsten drei riesigen Schneebälle schoss Joyce fröhlich mit Incendio ab und ließ den Dampf Schlangen und Löwen formen.
Überrascht betrachtete die Gryffindor dann mit schief gelegtem Kopf das Lächeln, das sich auf Reshabas Zügen ausbreitete und so erstaunlich echt wirkte. "Ich glaube, das ist das erste Mal, dass ich dich so lächeln sehe...solltest du öfter tun, macht dich sympathischer", murmelte sie gedankenverloren und zuckte dann auf die Frage hin mit den Schultern. "Würdest du dich nicht ständig so daneben benehmen, würde ich fast behaupten, ihr hättet euch ineinander verliebt. Vielleicht gegen euren Willen, aber dennoch", stellte sie schlicht fest.

Zu doof, dass das Wasser keine Magie war und sie es nicht aufhalten konnte. Joyce prustete und strich sich die nassen Haarsträhnen aus der Stirn, grinste Reshaba allerdings an und ließ mit keiner Regung erkennen, ob es sie störte. "Das mag durchaus so sein, Feuer ist ja nicht gerade kalt", erwiderte die Gryffindor amüsiert. "Ist also schon okay", wehrte sie die Entschuldigung mit einer Handbewegung ab. Und Reshaba grinste ebenfalls, was sie irgendwie gut fand. Plötzlich wirkte Dions Anhängsel gar nicht mehr so sehr wie eine Eisprinzessin. "Ich würde gern nett zu dir sein, schon allein Dion zuliebe, wenn du dich nicht entweder garstig oder hoheitsvoll benehmen würdest. Das hier ist England, nicht Norwegen. Und gut, eigentlich bin ich Irin, aber Fakt ist vor allem: Hier unterstehe ich dir keinesfalls. Das ist eher mein Zuhause, meine Aufgabe, hier hoheitsvoll und herrisch zu sein - was, nebenbei bemerkt, aber nicht mein Stil ist. Aber es ist auch nicht dein Privileg, dich hier aufzuführen wie eine hochnäsige böse Königin, denn wir alle haben keinen Grund, in dir eine zu sehen. Du bist neu an der Schule, also versuch doch zumindest, dich ein wenig zu integrieren. Ich wollte dir nie etwas Böses - aber du schienst auch nie bemüht, mir einen Grund zu geben, dich zum Lächeln zu bringen...oder auch dir eine Freundin zu sein." Joyce atmete tief durch, doch bei Reshabas Stottern schlich sich ein weiteres amüsiertes Lächeln auf ihre Lippen. "Und weil ich mir das einbilde, bringe ich dich damit auch zum Stottern."

"Auf Dauer eine Freundin zu sein, Reshaba", ein leises Lachen schwang in Joyce' Stimme mit. "Nicht ab sofort." Kurz überlegte sie, den Flammenkranz wieder auferstehen zu lassen, um sich zu trocknen und ein bisschen aufzuwärmen, aber eigentlich... Sie strich sich eine weitere feuchte Haarsträhne aus der Stirn, legte einen Moment lang den Kopf in den Nacken, um den Regen auf ihrer Haut zu spüren und sah dann wieder die Weißhaarige an. "Gern geh ich irgendwann mit dir Schulsachen kaufen und lackiere dir die Nägel, aber die Kleider können wir ja Dion anprobieren lassen, damit wir etwas zu lachen haben", erwiderte sie mit zuckersüßer Stimme, dann kehrte auch sie zur Normalität zurück. Sie nickte auf ihre Bitte hin. "Ja...ein Waffenstillstand klingt machbar...lässt du dann die Schneebälle sinken?" Ein kleines Lächeln zupfte an Joyce' Mundwinkel, aber sie wartete geduldig ab. "Und ich freue mich, dass du netter sein möchtest."
Joyce' Augenbrauen wanderten in die Höhe und sie musterte die Slytherin interessiert. "Duuu...warum wirst du denn dann auch noch rot?", erkundigte sie sich unschuldig.

Joyce grinste frech. "Ich glaube, gegen uns zwei zusammen kommt selbst Dion nicht an", befand sie amüsiert und verkniff sich ein Lachen, als sie ihren besten Freund vor ihrem inneren Auge in einem langen, wallenden Abendkleid sah. Das wäre ein wirklich unvergesslicher Anblick.
Reshaba hob in einer Art Friedensgeste die Hände und Joyce' Haltung entspannte sich ein kleines bisschen. Sie hörte ein Platschen hinter sich und drehte sich einen Moment lang um, sah mit Erstaunen auf die Überreste des großen Schneeballs hinter sich, beschloss aber, sich nicht darum zu kümmern. Sie wandte sich wieder Reshaba zu und musterte die Schmetterlinge einen Moment lang. "Hübsch", bemerkte sie und bemühte sich dann um einen neutralen Gesichtsausdruck. "Natürlich", entgegnete sie auf Reshabas Ansage hin, dass sie nicht rot geworden wäre. Was immer dem Mädchen beliebte. Es sagte ja keiner, dass die Gryffindor nicht trotzdem ihren eigenen Augen mehr trauen konnte. Außerdem brannte das Feuer ja nicht mehr. Die Bemerkung, sie solle sich nicht zu früh freuen, quittierte sie nicht mit einer Antwort, sondern nahm es einfach hin und warf einen kurzen Blick auf ihre Armbanduhr. Sie müsste eigentlich ihre Runde noch fortsetzen...und Reshaba tatsächlich in die Kerker schicken...aber zu beidem verspürte die Schulsprecherin gerade nicht wirklich viel Lust.

"In Bezug auf die Idee, ihn in Kleider zu stecken? Ja, definitiv." Joyce grinste unwillkürlich ebenfalls, Reshabas erwartungsvolles Grinsen war irgendwie ansteckend. Und sich gegen sie beide zusammen zu wehren, würde Dion tatsächlich schwer fallen.
Reshaba sprach ihren Blick zur Uhr an und Joyce seufzte leise, warf einen Blick hinter sich, studierte die dunkle Nacht, sah sich nach weiteren potenziellen Nachtschwärmern in der Nähe um, auch, wenn bestimmt kein anderer hier war. "Vielleicht wäre das eine gute Idee...wir sollten rein gehen. Ich muss meinen Rundgang auch noch beenden." Aber sie hatte zumindest nicht mehr vor, Reshaba Punkte abzuziehen.