Reshaba betrachtete ihr Werk noch einmal. Zwei große Tische standen im Garten, der mit Lampions, die frei in der Luft schwebten, geschmückt war. Auf den Tischen lagen zwei lange Tischdecken, jeweils mit einer anderen Grundfarbe. Die eine war ein Schwarz, bar jeder Nuance Farbe und auf dem Teil, der zu Boden hing und klar erkennbar war, sah man einen leuchtend eisblauen Eiskristall, der von oben nach unten von einem weißen Schwert durchstoßen war. Die andere war mitternachtsblau, mit zwei silbernen Schlangen darauf, die ineinander verschlungen waren und die Köpfe gen Himmel streckten. Mehrere Hauselfen in Uniformen - Reshaba hatte darauf geachtet, dass sie es nicht war, die ihnen die Kleidung gab, sondern sie beauftragt sie selbst herzustellen - standen bereit, mit silbernen Tabletts und einigen Flaschen mit verschiedenen Flaschen bewaffnet. Knapp über dem Rasen schwebte eine Art Pavillon mit Sitzgelegenheiten darin.
Reshaba selbst steckte in einem silbernen, eleganten Abendkleid, mit passenden Schuhen und langen Handschuhen, passend zu dem fließenden Stoff ihres Kleides. ihre langen weißen Haare fielen ihr in einer Art aufwändigem Zopf über die Schultern. Sie setzte einen majestätischen Blick auf und betrachtete kurz ihr Spiegelbild. Ja, sie war zufrieden.
Mit gemessenen Schritten ging sie die Mamortreppe hinab, um ihre Gäste zu empfangen. Dion hatte ihr eine Liste vorgelegt und sie Selbst hatten die nächsten Familienmitglieder geladen. Die Hauptfamilie und einige der wichtigeren Kosavas, darunter der Schulleiter Durmstrangs, der Leiter für die Abteilung für magische Strafverfolgung des norwegischen Ministeriums und auch Isving, die berühmte Zauberstabmacherin. "Gryn." Sie wusste, dass der Elf sie hören könnte. "Behalte ein Auge auf die Gäste." Sie schnippte mit den Fingern. "Berme. Das gleiche gilt für dich."

Reshaba erblickte Ihren Verlobten, der die Treppe hinab schritt. Sie lächelte ihn charmant an und machte einen Schritt auf ihn zu. Sie erwiderte die Verbeugung mit einem Knicks und das Lächeln bekam einen gezierten Zug. "Danke für das Kompliment.", murmelte sie und richtete sich wieder auf. "Du siehst auch sehr gut aus." Sie ließ kurz den Blick über ihn gleiten. Der Anzug stand ihm wirklich gut. Wenigstens hatte er den Spitznamen 'Kratzbürste' abgelegt und, Merlin, er hatte auch auf Sonnenschein verzichtet. Wenigstens schien er sie fürs erste nicht ärgern zu wollen.
Es klopfte an der Tür und Reshaba drehte den Kopf nach vorne. Ein höfliches Lächeln erschien auf ihren Lippen und sich drückte den Rücken durch, während die Elfen die Tür öffneten. Reshaba machte vor dem Gast einen Knicks, synchron mit der Verbeugung Dions. Die unnatürlich blauen Augen huschten über das dunkelhaarige Mädchen, das ein gutes Stück größer war als sie selbst. "Es freut mich, Sie kennen zu lernen, Miss Wittwell." Sie verschwieg ihre Verwunderung darüber, dass Dion bei der Vorstellung den Namen des Mädchens abgekürzt hatte. Sie hatte bei den Einladungen einen anderen gesehen. Reshabas Lächeln wurde eine Spur breiter. "Ich danke noch einmal, dass Sie die Zeit finden konnten."

Reshaba lächelte höflich und hörte dem Gespräch zwischen dem Mädchen, von dem sie noch nicht ganz wusste, wie nun der Name wirklich war, und Dion zu. Scheinbar ging es um etwas, von dem es nicht nötig war, dass sie eingeweiht wurde, also blieb sie still. Als Dion ausgesprochen hatte, wandte sich Reshaba wieder an das dunkelhaarige Mädchen. "Ich muss übrigens eingestehen, dass Euch Euer Kleid wirklich sehr gut steht." Sie nickte noch einmal höflich. "Und Ihr besucht also auch die Hogwartsschule? Darf ich fragen welches der Häuser Ihr besucht? Aber wie unhöflich von mir, darf ich Euch herein bitten?"
Ein Geräusch. Schritte auf dem Weg. Reshaba warf einen Blick hinter das Dunkelhaarige Mädchen. Eine dunkelhaarige Frau und ein Mädchen neben ihr. Das Mädchen war kleiner als Reshaba, doch ihre Haare schimmerten in dem gleichen Farbton wie ihre und ihre Augenfarbe war in dem Licht kaum zu verkennen. Reshabas höfliches Lächeln wurde ehrlicher, auch wenn es schnell einem majestätischen Ausdruck wich. Ein ähnlicher Ausdruck lag auf dem Gesicht des Mädchens und auch die Frau neben ihr strahlte eine ehrfurchterregende Präsenz aus. Ihre Augen huschten wach über das Anwesen und blieben an der Tür, beziehungsweise dem Gesicht der Gastgeberin kleben.
Die Neuankömmlinge erreichten die Tür. Reshaba trat einen Schritt vor und verzichtete auf den Knicks. Stattdessen beugte sie ein Knie vor den Neuankömmlingen. Die beiden Frauen antworteten mit einem Knicks, doch der majestätische Ausdruck blieb.
"Darf ich vorstellen? Dion, Joycenne, Piteraq Kosava, vierte ihres Namens, Erbin der Familie Kosava und Isving Kosava, Mutter der ehrwürdigen Erbin. Meine Familie." Sie wandte sich an ihre Verwandten. "Piteraq, Isving, dies ist mein Verlobter, Dion Zabini und Joycenne Coline Wittwell, eine gute Freundin meines Verlobten." Die beiden Frauen erwiderten die Höflichkeit mit einem erneuten Knicks und dann zog sich ein Lächeln über Isvings Lippen. Es war höflich und freundlich, doch strahlte eine enorme Erhabenheit aus. Auf Piteraqs Gesicht erschien ebenfalls ein Lächeln.

Nun waren die Formalitäten wirklich abgeschlossen und Reshaba richtete ihre Augen auf das Gesicht der Frau, die für sie wie eine Mutter war.
Iswing war beinahe so kühl in ihrem Auftreten wie eine gebürtige Kosava, doch sie war die einzige Zuflucht, die Piteraq und sie hatten. Und sie war die einzige der Familie, der beinahe ebenso viel Macht zuteil wurde wie Squamish und das lag nicht zuletzt an ihrer Härte denen gegenüber, die der Familie zu schaden suchten, sondern auch der Güte, mit denen sie die behandelte, die ihr wichtig waren. Und am liebsten waren der Frau die beiden Mädchen, die für sie beide gleichsam Töchter waren. Doch in diesem Moment war kein Platz für Privates. Dies war die Verlobungsfeier von Reshaba und sie war hier, als stellvertretendes Oberhaupt der Kosavas, bis Piteraq volljährig war. Für Schwäche und Gefühle war hier kein Platz. Dennoch ließ sich eine Spur Stolz in den grauen Augen nicht verleugnen. Nicht Stolz wegen dieser Verlobung, sondern wegen der jungen Frau, die nun vor ihr stand und einst ihre zweite Tochter geworden war. Ein Teil von ihr war versucht das Mädchen in den Arm zu schließen, aber nicht hier, nicht heute.
Isving ließ den Blick noch einige Sekunden auf Reshabas schönem Gesicht verweilen. "Du siehst wunderbar aus.", stellte sie fest und das erste Mal an diesem Abend erklang die gebieterische Stimme von Reshabas Ziehmutter, in der ein Hauch Stolz für ihr kleines Mädchen mitschwang. Sie drehte das Gesicht zu dem Verlobten, ließ ihre Augen jedoch kurz auf Reshaba verweilen und richtete sie dann auf das Gesicht des Jungen. Ihr Blick war durchdringend, als versuchte sie in das tiefste Innere des Jungen zu sehen. "Die Ehre ist ganz meinerseits, Monsieur Zabini. Ich danke auch für die Einladung und für die Tatsache, dass Ihr meiner Tochter Unterkunft gewährt." Das sie Reshaba öffentlich als ihre Tochter bezeichnete, war für das Mädchen eine Ehre und würde ihr zeigen, wie stolz Isving wirklich war. "Und ich danke auch dir, Reshaba."
Reshaba konnte den Stolz in den Augen ihrer Tante, nein, ihrer Mutter erkennen. Es freute sie, dass die beiden gekommen waren. Freude und Stolz erfüllten die Brust des Mädchens und sie schien zu strahlen, als Isving sie als ihre Tochter bezeichnete, auch wenn sich auf dem Gesicht des Mädchens nichts änderte. Die unnatürlich blauen Augen huschten nun zu dem Mädchen. Piteraq. Sie hatten sich ewig nicht gesehen und auf dem Gesicht der Erbin war ein Ausdruck von einer Statue aus Eis eingebrannt. Sie strahlte trotz der geringen Körpergröße eine majestätische Aura aus. Piteraq, der Stolz der Kosavas.
Das Mädchen musterte ihre Cousine aus wachen Augen. Reshaba hatte sich trotz der langen Zeit kaum verändert. In Durmstrang hatten sie nicht viel miteinander zu tun. Ihre Tagespläne ließen kaum Zeit für mehr als flüchtige Begegnungen und es war seit Jahren klar, welche Rollen sie einnehmen würden. Piteraq würde die Familie leiten und Reshaba würde ihr Schatten sein, ihre Vertraute, ihre verlängerte Hand, ihre Augen, dort wo sie nichts sah. Doch auch wenn sie nun förmlich miteinander umgehen mussten, im Inneren war das Mädchen vor ihr wie eine Schwester. Nein, Reshaba war kein Mädchen mehr. Piteraqs Blick zuckte zu ihrem Verlobten und seiner Freundin und dann zurück zu Reshaba. "Auch mir ist es eine Ehre Euch kennen zu lernen und hier zu sein.", sagte sie mit der klangvollen Stimme zu Dion. Dann wandte sie Reshaba wieder den kalten Blick der eisblauen Augen zu. Reshaba schien unter den Worten ihrer Mutter zu erstrahlen und auch Piteraq konnte die Andeutung eines Lächelns nicht verbergen. Es war kaum mehr als ein Zucken der Mundwinkel und niemand hätte dem viel beigemessen. Niemand, außer Reshaba. Reshaba wusste, dass ihre Cousine sich für sie freute. Doch gerade aus diesem Grund durchzuckte Reshaba ein Stich. Sie wusste nicht, ob Piteraq die Bedingungen kannte, doch so wie die Dinge standen, musste sie hier bleiben. In Frankreich. Nicht als Kosava, sondern als Mme Zabini. Fern von jeder Möglichkeit zu erfüllen, was ihre Bestimmung gewesen war. Reshaba trat einen Schritt vor. "Ich hoffe es ist nicht vermessen, wenn ich dich darum bitte, im Laufe des Abends mit dir unter vier Augen reden zu dürfen. Es gibt viel zu erzählen, seit wir das letzte Mal Gelegenheit hatten.", sagte Reshaba auf Norwegisch. Isving warf ihr einen kurzen Blick zu, drehte dann aber den Blick wieder zu Dion. Der Hauch eines Lächelns spielte um Piteras Lippen. "Es wäre mir eine Freude.", erwiderte sie ebenfalls auf Norwegisch.

Die Augen von Isving huschten kurz zu dem dunkelhaarigen Mädchen. Joycenne Wittwell. "Auch ihnen einen guten Abend, Miss Wittwell." Sie neigte höflich den Kopf, das Lächeln immer noch auf den Lippen. "Es ist angenehm ihre Bekanntschaft zu machen." Die Augen musterten das Mädchen kurz. Wäre dies eine andere Umgebung, hätte Isving einen weniger elitären Umgang bevorzugt. Diese permanente übertriebene Höflichkeit langweilten sie. Sicher es zeugte von guter Erziehung, aber wäre sie nicht als zweites Oberhaupt hier, hätte sie einen anderen Umgang bevorzugt.
Sie hakte sich bei dem angebotenen Arm des Gastgebers unter und ließ sich von ihm in den Garten geleiten. Unterwegs richtete sie wieder die Augen auf den jungen Mann. "Ich hoffe, meine Tochter war eine angenehme Gesellschaft, in der Zeit die sie hier verbracht hat."
Sie drehte leicht den Kopf. "Piteraq, Reshaba, ich gehe schon voraus."

Reshaba drehte den Kopf und bemerkte, das Isving, Dion und das Mädchen, von dem sie noch nicht wusste, wie es nun wirklich hieß in Richtung Garten gingen. "Wollen wir uns ihnen anschließen?", fragte sie ihre Cousine. Eine Bestätigung.
Die beiden Weißhaarigen Mädchen drehten sich um und folgten dem Grüppchen, das vorgegangen war.