Dions Umarmung beruhigte das unwohle Gefühl ein bisschen, aber es saß irgendwie zu fest um zu verschwinden. Sie hatte das dumme Gefühl, sie würde sich nicht aus der Sache heraushalten können. Das sagten ihr Piteraqs bedeutungsschwere Blicke und ein intuitives Bauchgefühl. Spätestens, als Piteraq ihre Eltern ansprach war klar, sie war mit in den Feldzug gegen ihren Großonkel eingeplant. Sie erwiderte Piteraqs Blick. "Du meinst doch nicht den Schandfleck? Wir wissen nicht wo er steckt." Das war nur das geringste Problem an diesem Plan. Sie hatten auch keine Ahnung ob er, oder sie helfen würde, helfen konnte. Aber scheinbar war das ein Thema für später. Ein Später nach dem Später von Dion. Also wahrscheinlich frühestens morgen.
Piteraq verabschiedete sich und Reshaba blieb nicht viel mehr übrig, als ihr eine gute Nacht zu wünschen und dann Dion anzusehen. "Wo möchtest du mit mir reden?"

Die Stille war unangenehm, wie das Warten auf einen Sturm der nicht kam, auf sich warten ließ, aber doch unausweichlich war. Dions Stimme durchbrach endlich die Stille. Das Thema, das er ansprach wurmte das Mädchen, aber es war noch das harmloseste. Sie löste sich aus der Umarmung, hob ihre kleine Isa auf den Arm und wandte sich in Richtung der Schlafsäle wobei sie auf Dion wartete. Als er sich in Bewegung gesetzt hatte fing sie an. "Der Schandfleck ist der Schandfleck der Hauptfamilie. Beziehungsweise der Schandfleck von Squamish. Jedenfalls versteht er es als persönliche Beleidigung. Piteraqs Vater verließ seine Frau, Piteraqs Mutter für eine Muggelfrau und kam zurück, als ein Kind aus dieser Verbindung entstanden war." Ihr Ton hatte einen verächtlichen Ton angenommen. "Der Narr dachte wirklich, dass er mit seinem Vater darüber reden könnte, dass er die Muggelfrau heiraten könnte. Er hatte sogar Unterstützung gefunden: Meine Eltern. Und die Muggelfrau in das Schloss gebracht. Du kannst dir vorstellen was passiert ist. Nur Piteraqs Vater entkam, aber nicht, ohne dass Squamish ihn mit einem Fluch belegen konnte, der ihn mittlerweile dahingerafft hat."

Reshaba vergrub ihre Hände gedankenverloren in dem weichen Eisbärfell, während Isa sich pflegeleicht durch die Gegend tragen ließ. Das Mädchen drehte sich mit einem freudlosen Lächeln um. "Mistral hat noch ein paar Jahre überlebt und so närrisch sein Kind mitzunehmen war er anscheinend nicht. Er starb erst Jahre später. Ich bezweifle, dass er in dieser Zeit sein Kind allein gelassen hat." Die Lippen wurden zu einem schmalen Strich. Das hatte er nur mit Piteraq getan. "Und der Schandfleck hat wird allein innerhalb der Familie schon selten angesprochen. Am besten auch nicht vor meinem Großvater. Ich bezweifle, dass der Begriff dem Kind zu Ohren gekommen ist." Reshaba trat durch die Tür, die Dion ihr öffnete und schmunzelte über den kleinen Leoparden, der wie ein Cape an seinen Schultern hing. "Und ich teile Piteraqs Zuversicht auch nicht sonderlich, aber einen Versuch wäre es wert." Wenn wir wüssten wo wir suchen sollen.