Jade nickte leicht. Sie vertraute nur zu gern auf Damiens wurde und ließ zu, dass seine Streicheleinheiten sie ein wenig beruhigten. Ihre Gedanken wollten immer wieder zurück zu ihrem Vater, aber sie zwang sich selbst, an Nichtigkeiten zu denken, Hoffentlich würde Amber sich benehmen. Sie hasste Magie und es war schon im Haus ihrer Tante ein einziges Drama mit ihr gewesen. Aber vielleicht würde sie es nun zu schätzen wissen in Sicherheit zu sein, nachdem ihr Vater ... Jade biss sich auf die Unterlippe. Wieso schaffte sie es nicht einfach, an etwas anderes zu denken. "Lenk mich ab", bat sie Damien mit belegter Stimme.

Damiens Gesicht verzog sich zu einem mitfühlenden Lächeln. "Und...womit kann oder soll ich dich ablenken?" Verflucht, er wollte sie gern trösten, aber das in ihm vorherrschende Gefühl war Hilflosigkeit. So fühlte er sich schließlich immer, wenn ein Mädchen mit Tränen in den Augen in seiner Nähe auftauchte. Er überlegte einen Moment lang wieder angestrengt. "Ich könnte dir wieder mal was vorlesen", schlug er letzten Endes zögerlich vor und unsicher sah er sie an.

Jade zuckte hilflos mit den Schultern. Sie wusste es selbst nicht. "Keine Ahnung, rede mit mir einfach über irgendetwas", bat sie und schüttelte zu seinem Vorschlag den Kopf. "Ich würde mich nicht darauf konzentrieren können." Sie brauchte irgendetwas, dass sie zwang bei einem anderen Thema zu bleiben, auch wenn sie es sonst beruhigend fand, wenn Damien ihr vorlas. Zögernd löste sie ihr Gesicht von seinem Oberkörper und schaute mit geröteten Augen zu ihm auf. "Tut mir leid." Jades Stimme war nur ein leises Murmeln. Sie wusste, wie ungern Damien sich mit weinenden Mädchen auseinandersetzte und mit ihr als Freundin hatte er das schon das ein oder andere Mal tun müssen.

"Ähm...dass ich eurer neuer Quidditchkapitän bin, hab ich dir schon erzählt, oder?" Verdammt, irgendwie hatte er gerade einen absolut leeren Kopf, was neue Themen anging. Er wusste nicht, wie er sie ablenken sollte.... Dann schüttelte er aber rasch den Kopf, als sie sich entschuldigte. "Nein, alles okay, Süße. Du musst dich für gar nichts entschuldigen." Sanft lächelnd sah er sie an. "Ich muss mich viel mehr dafür entschuldigen, dass ich nur hilflos bin, wenn ein Mädchen vor mir sitzt und weint." Er küsste sanft ihre Stirn.

Jade entlockte Damiens eher ungeschickter Versuch sie abzulenken ein kleines Lächeln. "Hast du und ich wäre auch ziemlich empört, wenn du das bisher versäumt hättest." Das kleine Lächeln verblasste schon wieder und sie legte ihren Kopf auf Damiens Schulter ab. "Du musst dich nicht entschuldigen. Du bist doch immer da, wenn ich traurig bin, obwohl du dich dabei unwohl fühlst." Jade hob den Kopf wieder, schloss aber kurz die Augen, als Damien ihre Stirn küsste. "Und es tut schon gut, dich hier zu haben."

Er verkniff sich ein Seufzen, als ihr Lächeln bei seinen ungeschickt gewählten Worten verblasste und hielt das Lächeln aufrecht, ein dumpfes Gefühl in der Brust, dass er ohnehin nichts anderes tun konnte. Er verabscheute seine Schwäche in Momenten wie diesen. "Ich bin gern bei dir", murmelte er schlicht auf ihre Antwort zu seiner Entschuldigung. Egal, ob er sich unwohl fühlte oder nicht, das war nicht weiter wichtig. "Das ist gut", erwiderte er lächelnd, als sie meinte, es täte dennoch gut, ihn bei ihr zu haben. Dann dachte er erneut darüber nach, wie er sie ablenken konnte. "Denkst du, Aiden wird seine Geburtstagsparty vermissen?", fiel es ihm dann plötzlich ein. "Er hatte doch gestern oder nicht?"

Jade küsste Damiens Wange und wieder schlich sich ein kleines Lächeln auf ihre Lippen. "Und ich bin froh, dass du da bist." Sie legte ihren Kopf an Damiens Schulter und versuchte wieder, ihre Gedanken an ihren Vater zurückzudrängen. Aber da waren viel zu viele Fragen, die in ihren Kopf drängten. Was genau war mit ihm geschehen? Wie lang war er schon tot? Als Damien Aiden erwähnte, riss sie entsetzt die Augen auf. Verdammt! Diese Party hatte sie wegen des Krieges tatsächlich vergessen. "Ich bin die mieseste beste Freundin überhaupt", stellte sie tonlos fest und rollte sich auf ihren Rücken. "Ich habe nicht im Geringsten daran gedacht!" Schön, sie hatte auch nicht an ihren eigenen Geburtstag gedacht, aber das musste sie nur mit sich selbst ausmachen. Damit hatte sie niemand anderen enttäuscht.

"Das wollte ich damit ganz sicher nicht aussagen!", ruderte Damien erschrocken zurück. Er hatte selbst einen Kleinigkeit für Aiden und auch für Jade besorgt, hatte die Party für beide gemeinsam angesehen und Jade dort überraschen wollen. Er zog Jade zurück in seine Arme. "Du bist eine tolle beste Freundin und Aiden hat ganz sicher Verständnis, dass der Krieg die Gedanken an seinen Geburtstag überschattet hat." Dann hielt er zögernd inne. "Und...ich weiß, du hattest vor ein paar Tagen auch Geburtstag und ich habe nichts gesagt. Aber ich wollte dir dein Geschenk eigentlich heute auf eurer beider Party geben", erklärte er verunsichert.

Jade wusste, dass Damien ihr nicht noch größere Kopfschmerzen hatte bereiten wollen, aber das änderte absolut nichts daran, dass genau das passiert war. Sie hätte sich treten können! Erst lag sie Aiden ewig damit in den Ohren und dann vergaß sie es einfach, weil sie zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen war. Wieder wurden Jades Augen feucht und dieses Mal wusste sie nicht, ob es aus Trauer oder Wut über sich selbst war.
"Tolle beste Freundin? Ich habe seinen Geburtstag vergessen, Damien!" Sie warf ihrem Freund einen verzweifelten Blick zu. "Und ich stand in den letzten Tagen nicht gerade auf einem Schlachtfeld herum, ich war nur einfach zu sehr mit mir selbst beschäftigt und das ist alles andere als eine gute Ausrede!" Was ihren Geburtstag anging, winkte Jade müde ab. Der war ihr gerade ziemlich egal. Aber um Damien nicht noch mehr zu verunsichern, zwang sie sich zu einem Lächeln. "Ich hab selbst nicht wirklich an meinen Geburtstag gedacht."

"So hab ich das aber ganz bestimmt nicht gemeint", murmelte Damien und seufzte leise. Irgendwie hatte er das Gefühl, mit traurigen Mädchen zu reden war, als würde man sich über ein Mienenfeld bewegen. Und er konnte dabei nur verlieren.
"Aiden macht sich doch gar nicht viel aus seinem Geburtstag, oder? Schließlich hat er sich ewig gegen diese Party gewehrt. Und im Zweifelsfall könnt ihr sie auch nächstes Wochenende noch geben. Das heitert vielleicht auch alle auf", plapperte er dann etwas konfus verschiedene Möglichkeiten durch. Es tat ihm beinahe körperlich weh, sie so verzweifelt zu sehen. "Und dein Geschenk würde ich dir gern später geben, es ist gerade im Schlafsaal...", fügte er dann leiser hinzu.

"Ich weiß, aber das ändert nichts daran, das es so ist", erwiderte Jade unglücklich. Sie war Damien nicht böse, sie war nur sauer auf sich selbst.
"Ja, er hat sich ewig gewehrt und ich habe ihn deswegen genervt und dann gibt er nach und was mache ich? Schaffe es nicht mal, ihm zu gratulieren!" Die Gryffindor schloss die Augen und atmete tief durch. Sie brachte Damien offenbar gerade zum Verzweifeln und das wollte sie nicht, also umarmte sie ihren Freund und beschloss, dass sie sich später weiter selbst beschimpfen konnte. Immerhin hatte sie das alles tatsächlich abgelenkt ...
"Okay, ich freue mich drauf", sagte Jade leise und zwang sich zu einem kleinen Lächeln. "Und ich weiß es später bestimmt sowieso mehr zu würdigen als jetzt."

"Doch. Es ist nämlich nicht so. Das denke ich und ich bin mir sicher, auch Aiden denkt das, denn er ist dein bester Freund. Er wird dich verstehen." Allmählich gingen dem jungen Herzogssohn die Argumente aus. Er wusste nicht mal, was er noch sagen sollte, also nahm er Jade nur in die Arme und nickte zu ihren letzten Worten bedächtig. Das Ganze hier war ganz sicher ein Mienenfeld. Und ein verdammt gefährliches vermutlich noch dazu.

"Vielleicht", murmelte Jade. Nur zu dumm, dass sie sich selbst nicht verstand. Ihre Freunde waren ihr wichtig. Sie hätte daran denken müssen. Sie ließ sich von Damien umarmen und hob ihren Kopf, um ihn sanft zu küssen. Sie wollte das Thema abhaken, allein um ihren armen Freund nicht weiter zu belasten. Sie würde morgen nach Aiden suchen. Das würde sie wenigstens ablenken. Für jetzt versuchte sie sich auf Damien zu konzentrieren.

Damien ging wieder dazu über, ihr sanft zuzulächeln und ihr tröstend über den Rücken zu streichen. Das konnte er ja zumindest. Irgendwie beneidete er gerade alle Jungs, für die Mädchen trösten ganz leicht war und kein Mienenfeld. Aber gab es sowas überhaupt? Naja, besser als er zu sein war wiederum keine Kunst...
Jades Kuss ließ all diese Gedanken aus seinem Kopf verschwimmen und er erwiderte ihren Kuss ebenso sanft und zärtlich, schloss sie fest in seine Arme.

Damiens Umarmung verstärkte sich. Jade legte ihre Arme fest um ihn und schmiegte sich an ihren Freund, ohne den Kuss zu unterbrechen. So konnte sie ihre Sorgen tatsächlich aus ihrem Kopf schieben und sich einfach auf gar nichts konzentrieren. Oder besser auf ihren Freund. Jade streichelte über Damiens Seite und seufzte leise in den Kuss hinein. Vielleicht war Damien doch nicht so schlecht im Trösten. Sie löste den Kuss, als sie wieder zu Atem kommen musste und legte ihre Stirn an Damiens.