cf: Zeitsprung

Die Sperrstunde für die meisten Schüler hatte längst begonnen. Es war neu für Jade, dass sie sich darum keine Gedanken mehr machen musste. Als Vertrauensschülerin konnte sie unter dem Deckmantel der Kontrollgänge wesentlich länger in den Gängen bleiben und heute fand sie das besonders praktisch. Sie hatte sich mit Damien verabredet, allerdings nicht im Gemeinschaftsraum. Es hatte weitere Angriffe in der Muggelwelt gegeben und die Stimmung im Gemeinschaftsraum war sicher nicht die beste. Jade wollte heute Nacht nicht dort sein. Stattdessen schlüpfte sie in den Raum der Wünsche und schaute sich den Raum an, den ihre Gedanken kreiert hatten.
Das Zimmer erinnerte sie an ihr eigenes Zimmer in London, nur war es in Rot und Gold gehalten und neben dem Bett gab es hier statt des Schreibtisches noch einen Kamin und ein Sofa mit roten Kissen darauf. Eine Mischung aus ihrem Zimmer und dem Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Die beiden Orte, an denen sie sich zu Hause fühlte. Jade ging langsam zum Sofa und ließ sich darauf fallen.

cf. Zeitsprung

Damien klopfte behutsam an die Tür, die erschienen war, als er an Jade gedacht hatte. Das Zimmer, in das er trat, erschien ihm wie eine Mischung aus dem Zimmer von Jade, in dem er gewesen war, und des Gryffindorgemeinschaftsraums. Er ging auf Jade zu, die auf einem der Sofas saß, ließ sich neben sie sinken und schloss sie ohne groß nachzudenken in seine Arme. "Alles okay?"

Jade war in Gedanken versunken gewesen und bekam erst mit, dass Damien da war, als er sich schon neben sie setzte. Sie ließ sich widerstandslos in seine Arme ziehen und schlang ihre eigenen um seinen Nacken, während ein Lächeln auf ihren Lippen erschien, das nur eine kleine Spur Traurigkeit an sich hatte. Sie machte sich immer noch unheimliche Sorgen um ihre Familie, aber Merlin, sie war eine Löwin! Sie konnte nicht die ganze Zeit deprimiert in einer Ecke hocken.
"Zumindest gehts mir gerade besser", antwortete sie auf Damiens Frage und stupste mit ihrer Nase leicht an seine. "Was ist mit dir?"

Damien lächelte leicht, als sie ihre Arme um seinen Nacken schlang und zog sie noch etwas enger an sich. "Mir geht es auch ganz gut." Er hatte die Begegnung mit diesem seltsamen Durmstrangschüler rasch verdrängt - zumindest so gut es ging - und hatte zumindest eine gute Nachricht für seine Freundin. "Charming kam heute Morgen endlich zurück. Meine Eltern versichern, dass sie deine Familie aufnehmen, wenn du ihnen sagst, wo sie sind, werden sie sie umgehend abholen und ins Schloss bringen."

Jade legte ihren Kopf auf Damiens Schulter und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Es war ein seltsames Gefühl. Einerseits hatte sie Angst um ihre Familie und diese Anspannung verschwand nicht vollständig, aber andererseits war es schön bei Damien zu sein. Die Nachricht ihres Freundes ließ sie allerdings sofort ihre Augen wieder öffnen und hoffnungsvoll zu ihm aufschauen. "Wirklich? Das ist großartig, danke!" Sie verstärkte ihre Umarmung und küsste ihren Freund stürmisch. Ihre Eltern würden in Sicherheit sein. Ihre ganze Familie würde nicht mehr in Gefahr sein. Zumindest hoffte Jade, dass es auch für ihren Vater nicht zu spät war. Aber jetzt würde sie einfach auf das Beste hoffen.

"Ja, wirklich. Also, wenn du mir sagst, wo deine Familie ist, kann ich meine Eltern gleich sofort anflohen", murmelte Damien, aber da spürte er schon ihre Lippen auf seinen und erwiderte ihren Kuss ebenso stürmisch, ehe er sich kurz von ihr löste und sie anlächelte. Er legte seine Hand an ihre Wange. "Es wird alles gut, Süße", versuchte er sie aufzuheitern und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.

Jade lächelte glücklich und schloss die Augen, als Damien ihre Stirn küsste. "Bei meiner Tante ... Sie sind bei meiner Tante", wisperte sie und presste ihre Lippen noch einmal auf Damiens. Jade löste sich dieses Mal schnell wieder, aber ihre Lippen blieben nahe an Damiens. "Danke. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich gemacht hätte." Ihre Mutter würde nicht begeistert sein, aber Jade war das egal. Lizza würde das Angebot nicht ablehnen, da war sie sich sicher. Mehr interessierte sie gerade nicht.

"Okay", der Gryffindor nickte und noch einmal strichen seine Lippen über ihre Stirn. "Hey, ich bin gern bei dir. Und ich wüsste ehrlich gesagt auch nicht mehr, was ich ohne dich machen soll", mit diesen Worten erhob er sich, wünschte sich ein Päckchen Flohpulver, das der Raum der Wünsche ihm prompt in die Hand drückte und kniete sich vor den Kamin. Er warf etwas von dem grünen Pulver hinein und streckte seinen Kopf ebenfalls in den Kamin. "Lancasteranwesen, Edinburgh, Schottland", sagte er klar und deutlich.
Er schloss seine Augen, als sein Kopf umher zu wirbeln begann und öffnete sie wieder, als alles erneut den Stillstand erreichte. Seine Mutter blickte ihm mit besorgter Miene entgegen. "Und? Wo sind sie?", fragte sie drängend, schließlich wusste sie genau darüber Bescheid, wie wichtig Jade für Damien war. "Bei ihrer Tante", rasch nannte er die Adresse. Seine Mutter nickte und erhob sich, während der Dunkelhaarige die Verbindung löste und seinen Kopf aus dem Kamin zog. "Erledigt", murmelte er und stemmte sich mühsam von seinen bereits schmerzenden Knien hoch.

Jade seufzte leise und drückte noch einmal kurz dankbar Damiens Hand. Ihr Herz schlug schneller, als er zum Kamin ging, um seine Familie zu informieren. Bald würde sie wissen, ob ihre Tante gelogen hatte oder nicht. Jetzt würde es schwerer sein, es vor ihr geheimzuhalten, wenn ihrem Vater etwas zugestoßen sein sollte. Die Gryffindor erhob sich ebenfalls und als Damien wieder aufstand, war sie direkt vor ihm und küsste sanft seine Wange. "Danke. Du bist der wundervollste Freund, den man sich wünschen kann, weißt du das?" Sie küsste Damiens Mundwinkel und griff nach seiner Hand, um ihn wieder mit sich zu ziehen. Jade nahm sich fest vor, jetzt an etwas anderes zu denken.

Damien legte seine Hände an ihre Taille, als sie neben ihm auftauchte und zuckte leicht verlegen mit den Schultern. "Für dich doch immer", murmelte er nur. "Und du bist eine ebenso wundervolle Freundin, nur das du das weißt", erwiderte er das Kompliment und ließ sich dann bereitwillig mit zurück zum Sofa ziehen, wo er sich erneut neben sie setzte und einen kleinen Kuss von ihren Lippen stahl. Er würde schier alles dafür tun, sie und seine Familie immer in Sicherheit zu wissen.

Jade spürte die Wärme in ihre Wange steigen und lächelte fast schüchtern. So wundervoll fand sie sich nicht, vor allem nicht in den letzten Wochen. Da war sie eher ein Häufchen Elend als eine besonders hilfreiche Freundin gewesen. Trotzdem widersprach sie Damien nicht, sondern ließ sich auf das Sofa fallen und erwiderte den Kuss. Sie ließ Damiens Hand wieder los und streichelte stattdessen mit ihren Fingern federleicht über seine Wange. Jetzt fühlte sie sich schon besser, auch wenn da immer noch Sorge um ihren Vater war. Aber Jade konnte nur abwarten und im Moment wollte sie ihre Zeit mit Damien genießen.

Damien schmiegte sein Gesicht in ihre Berührung hinein und lächelte leicht. "Sie werden sie sicher alle finden", murmelte er beruhigend, auch, wenn er das eigentlich selbst gar nicht so genau wusste. Aber er hoffte einfach mal auf seine Familie und darauf, dass sie sich gegen alles selbst zu verteidigen wüssten und einen Weg finden würden, auch Jades Familie zu schützen. Fest schloss er seine Freundin in seine Arme, nicht wissend, was er sonst noch sagen sollte. Sie konnten nur warten.

Jade seufzte leise und streichelte noch einmal über Damiens Wange. "Ja, ich hoffe es", murmelte sie und legte ihre Stirn an die ihres Freundes. Der Gryffindor umarmte sie und Jade kuschelte sich an ihn.
"Ich werde froh sein, wenn sie alle wohlbehalten bei deiner Familie sind. Meine Mum wird bestimmt nicht begeistert sein, aber sie wird sich damit abfinden." Fast hätte sie bei dem Gedanken an Amber unter lauter Zauberern gelächelt. Ihre Schwester würde mehr von Magie mitbekommen, als sie je gewollt hatte.

Damien lächelte matt und nickte zu ihren Worten. "Es wird schon alles, Süße", er küsste sie auf die Stirn, ehe er seine Stirn wieder an ihre legte. Doch das Knistern des Feuers im Kamin ließ ihn seinen Kopf heben und sich zum Kamin drehen. Der flackernde Kopf seiner Schwester war darin aufgetaucht. "Damien?" Er küsste Jades Wange kurz und entließ sie dann aus seinen Armen, um aufzustehen und sich wieder vor den Kamin zu knien. "Hey, Bridget. Habt ihr sie?" Seine Schwester zögerte, nickte aber kurz. "Ja...aber ist Jade bei dir? Kann sie mich hören?" Damien runzelte die Stirn, wandte sich aber zu Jade um und streckte seine Hand nach ihr aus. "Kommst du her?"

Jade lächelte leicht und legte ihre Arme enger um Damien. "Bestimmt." Für ein paar Momente war es einfach nur still und sie fühlte sich so ausgeglichen wie schon lang nicht mehr, doch dann knisterte das Kaminfeuer und Damien regte sich. Jade ließ ihn los und rutschte unruhig auf dem Sofa herum, als er zum Kamin ging. Sie erkannte Bridgets Stimme, als sie nach ihrem Bruder rief. Das Herz der Gryffindor klopfte unwillkürlich ein bisschen schneller. Hatte Damiens Familie Erfolg gehabt?
Er sprach nur kurz mit seiner Schwester, ehe er sie zu sich rief. Jade verspannte sich unwillkürlich, ging aber sofort zum Kamin und griff nach Damiens Hand, ehe sie sich neben ihn hockte und seiner Schwester ein mattes Lächeln schenkte. "Hallo Bridget." Ihre Stimme klang belegt. Bridgets Miene sah nicht gerade glücklich aus.