Bis auf den Unterricht hatte er sie seit längerem nicht mehr gesehen. Lag wohl an seiner straffen Zeitplanung und daran, dass er nicht unbedingt gerne viel Zeit im Gemeinschaftsraum verbrachte. Dort waren ihm zu viele Gerüche und zu viele Menschen. Nur leider hatte er im Jungenschlafsaal nicht gerade Gelegenheit, Tara oder Mats zu treffen.
Sie sah zerstreut aus. Die Bücher waren wahllos auf dem Tisch verteilt, es sah jedenfalls für ihn so aus. Und hatte sie gerade ihren Kopf auf den Tisch geschlagen? Er blinzelte leicht verwirrt, verwarf dann aber den Gedanken und lächelte sie an, während sie ihn vom Tisch aus ansah. Sie erinnerte ihn an die Opfer eines Fluches, die so ein bisschen zombiemäßig wurden. „Danke?“, sagte er deshalb immer noch heftig irritiert und setzte sich an den Platz, den sie ihm gerade etwas freiräumte. Das Buch legte er auf den Tisch und sah seine rothaarige Mitschülerin an. Sie ignorierte seine Frage nach ihrem Befinden. Machte nichts. Raphael war ja eh gewöhnt, dass man ihn nicht immer ernst nahm. „Gestresst“, sagte er und lehnte sich zurück. „Ich lern viel, dazu kommt Sport und der Ball.“ Er grinste leicht und schlug dann sein Buch auf. „Und du lernst... äh... schneidern?“

Tara nahm die Hand von der Stirn und schielte darauf, und seufzte resigniert, als sie den blauen Fleck darauf bemerkte. Na super. Da brauchte sie gar nicht so zu tun, als sei sie nicht absolut nicht ungeschickt und total nicht zu gebrauchen. Sie tastete in ihrem Umhang nach dem Zauberstab und zog damit die Tinte von der Handfläche. Dann lächelte sie zu Raphael hin. Es tat ihr leid, dass sie ihn so selten zu Gesicht bekam. Im Grunde genommen war er der einzige aus der Schule, mit dem sie schon mehr als ein paar Worte gewechselt hatte. Mehr als ein paar Worte, die sich nicht um den Unterricht drehten, zumindest.
„Ja? Welchen Sport machst du denn eigentlich so?“, fragte sie und steckte den Zauberstab zurück in die Umhangtasche. Hatten sie überhaupt schon darüber geredet? Soweit sie sich erinnern konnte, nicht. „Der Ball...“, wiederholte sie, mit einem leichten Frustton in der Stimme. Ja, wegen diesem saß sie ja gerade hier und wünschte sich eine gute Idee. Oder Geld im Überfluss. Oder beides. Das wäre sowieso das beste für alle beteiligten. Ein schiefes Lächeln war auf ihrem Gesicht zu sehen, als sie ihre verschmierte Zeichnung betrachtete. „Ich versuche irgendwie eine Idee für den Ball zusammen zu bekommen, die ich mir leisten kann.“, antwortete sie und sah geknickt zu ihm rüber, „Aber gefühlt alles hier, was ich finde absolut nutzlos. Wahrscheinlich setze ich mich an Halloween einfach nach oben in den Gemeinschaftsraum und esse zu viel Schokolade...Ach, das tut mir leid, ich wollte dich nicht so mit meinen Problemen belasten. Mir fällt nur... Ist das jedes Jahr so? So... groß und teuer und... keine Ahnung.“ Sie schüttelte den Kopf und lächelte Raphael nervös an.

Hatte sie sich die Stirn angemalt? Er betrachtete den blauen Punkt auf ihrer Stirn und musste lächeln, verbarg es aber, indem er seine Tasche öffnete und nach seiner Feder und Pergament griff. Er musste dieses Wochenende unbedingt ein paar Schulsachen erledigen, die Woche über war er zu kaum etwas gekommen. Hatte er nicht sogar Tara Nachhilfe versprochen? Bisher war daraus auch nichts geworden. Er musste sich definitiv besser einteilen.
„Ich jogge morgens gerne“, antwortete er, während er sein Tintenfass auf den Tisch stellte, in etwas Reichweite zu den Bibliotheksbüchern. „Und manchmal, wenn ich es schaffe, mache ich im Raum der Wünsche Sport. Quidditch liegt mir nicht.“ Er und das Fliegen. Das ging einfach nicht gut. Der Flugunterricht in der ersten Klasse war der Horror gewesen.
Fast bereute er es, den Ball erwähnt zu haben. Ihre Miene wurde etwas düsterer und sie wirkte leicht frustriert. Waren nicht alle Mädchen Feuer und Flamme für Dinge wie Kleider und Bälle? Im Gemeinschaftsraum planten die anderen Ravenclaws schon ihre Kostüme als würde morgen das Schloss abbrennen. Tara erklärte ihren Verdruss und er sah sie leicht verwirrt an. „Äh“, machte er. Über den finanziellen Faktor hatte er sich kaum Gedanken gemacht. „Ich hab meine Sachen aus so einem Second Hand Kostümladen, das war relativ günstig“, sagte er. „Allerdings brauchte ich auch kein Kleid oder so. Ich glaub viele machen das selbst oder zaubern sich etwas zurecht.“ Dann schüttelte er den Kopf, als sie ihn fragte, ob es immer so sei. „Eigentlich nicht. Denke ich. Ich geh zu sowas fast nie hin. Normalerweise sind das einfach Partys wie die am Anfang des Schuljahres. Etwas wie diesen Ball habe ich noch nicht erlebt.“
Was die Kostümidee betraf, so musste er Tara aber Recht geben. „Eine einfache Halloweenparty wäre glaube ich besser gewesen. Da findet man leichter Kostüme und die sind auch nicht so teuer. Und ich hätte als Werwolf gehen können.“ Er grinste, bis ihm einfiel, dass sie den Witz ja gar nicht verstehen konnte. Tara wusste jetzt als einzige von seinen Freunden nicht, was er war. „Jedenfalls“, wechselte er das Thema. „Ich glaube du würdest was verpassen“, murmelte er.

Hatte er da gerade auf ihre Stirn hoch geschaut? Verdammt, den Tintenfleck dort oben hatte sie beinahe vergessen. Ein Glück sah er gerade hinunter in seine Tasche, da konnte sie auch unauffällig nach ihrem Handspiegel und erneut ihrem Zauberstab angeln. Schaffte sie es vielleicht, den Fleck zu entfernen, wenn er gerade nicht hinsah? Ah, da stellte er sein Fass zur Seite... vielleicht... Sie warf einen schnellen Blick in ihren Spiegel. Da. Mitten auf der Stirn und gefühlt Riesengroß.
„In Japan war ich in einem Kunstflugteam.“, erzählte sie und versuchte erst einmal, den Pony irgendwie so zu drapieren, dass der Fleck nicht sehbar war. Fail. „Aber wir hatten dort auch Schulbesen, mit denen man das machen konnte. In Hogwarts habe ich nur... ältere Rennbesen gesehen bisher.“ Dem entsprechend untrainiert fühlte sie sich im Moment. Vor allem, da sie sich inzwischen in den Schokoladenkuchen verliebt hatte, den die Hauselfen Abends gerne einmal servierten. Irgendetwas hatte sie gehofft zu finden, aber joggen war nicht ihre Welt...
Sie blickte wieder in den Spiegel und wischte mit dem Zauberstab endgültig den Tintenfleck davon.Wahrscheinlich hatte sie sich ihm gegenüber sowieso genug zum Affen gemacht. „Ja? Aber Wie findet man denn ein... Kleid aus...irgendwelchen komischen Zeitaltern, die auch noch zum Thema Märchen passen?“, sie seufzte resigniert und blätterte in dem Buch auf die nächste Seite. „Ich habe noch nie irgendwie Stoffe bezaubert. Gerade bin ich dabei die halbe Bibliothek nach passenden Zaubern zu durchforsten, aber... „ sie deutete mit dem Finger auf eine der Seiten vor sich Glasschuhe leicht gemacht – sicher nicht zerbrechlich „Ich habe das Gefühl das alles hilft mir nicht.“ Sie kicherte, als er von einer normalen Halloweenparty redete. „Ja, und ich wäre als Zombiebraut gegangen oder so. Das wäre sooo viel einfacher gewesen als das hier.“ Sie deutete auf den verschmierten Zettel vor sich. Wer machte schon einen Auf Märchen, wenn es um Halloween ging? Hogwarts.Schüler waren sehr seltsam.
„Meinst du?“, fragend Blickte sie ihn an und blätterte zurück auf die Seite mit dem alten Kleid. Vielleicht wäre das ja etwas. „Ich werde auf jeden Fall einmal vorbei schauen. Aber ohne Partner ist ein... Ball eh nicht das wahre, denke ich.“ Den Zauberstab hinters Ohr geklemmt, zog sie das Buch etwas näher an sich heran, um nachzulesen, was man so machen konnte.

cf. Zeitsprung {16.11.2022 | Mittwoch}

"Ach, verdammter Mist", fluchte Jenny leise und schob einen Stapel Bücher beiseite. Sie hatte sich nach dem Mittagessen in die Bibliothek zurück gezogen um die Hausaufgaben aufzuholen. Sie hatte nämlich alles, was nicht für den nächsten Tag im Stundenplan verzeichnet war, nach hinten aufgeschoben und musste so beinahe alles heute machen. Deshalb war der Tisch weiter hinten in der Bibliothek über und über mit zusammengeknüllten Pergamenten, Federn, Büchern und ausgebreiteten Schriftstücken beladen. Als sie die Feder auf einem freien Pergament ansetzen wollte, schob sie ihren Ellenbogen ein Stück nach vorne, so dass ein Bücherstapel ins straucheln geriet und umfiel. Jenny stieß einen frustrierten Schrei aus, was ihr sofort einen bösen Blick der Bibliothekarin einbrachte. Mit einem gemurmeltem "Tschuldigung." verschwand sie unterm Tisch und stellte die Bücher wieder auf die Arbeitsfläche.

cf: Zeitsprung

Ich wollte gerade mit meinen Hausaufgaben anfangen, als ein frustrierter Schrei durch den Raum hallte. Leicht erschrocken legte ich die Feder bei Seite und schaute mich um. Ich erkannte, dass dies Jennys Stimme gewesen war. Als ich sie gefunden hatte, stand ich auf, ging zu ihrem Tisch hin und schaute grinsend zu wie sie die Bücher aufsammelte und sie auf den Tisch packte. "Auch am Hausaufgaben machen?", fragte ich noch immer grinsend. Ich setzte mich an den Tisch. "Ich darf doch, oder Miss Darver?", fragte ich amüsiert.

"Wenn du noch irgendwo Platz findest." grummelte sie, als sie Pauls Stimme hörte und krabbelte unter dem Tisch hervor.
"Ja", seufzte die Slytherin dann und ließ sich zurück auf den Stuhl fallen. "Aber wenn du meine Hausaufgaben auch noch machen willst..." Jenny machte eine ausladene Handbewegung über das Chaos auf dem Tisch und strich sich dann ihre Haare zurück, die ihr ins Gesicht gefallen waren. "Lass dich nicht aufhalten."
Jenifer begann in einem Stapel Bücher nach dem Richtigen für ihre Aufgaben zu suchen und fuhr mit dem Finger über die Einbände. Sie konnte sich schöneres vorstellen, als hier in der Bibliothek zu sitzen und irgendwelche Sachen aufzuschreiben, die sie in ihrem späterem Leben eh nicht mehr brauchen würde. Doch da sie Mal wieder keine Ahnung hatte wo Albus war, hatte sie auch keine Entschuldigung um die Aufgaben wieder einmal aufzuschieben.

Ich schaute mir das Chaos auf Jennys Tisch an. "Ich muss dankend ablehnen, schließlich hab ich meine eigenen Aufgaben zu machen.", sagte ich und lehnte mich zurück. "Apropos Aufgaben, ich hole gerade meine. Bin sofort wieder da.", fügte ich hinzu und stand auf um meine Aufgaben von meinem Tisch zu holen. Ich kam mit zwei Büchern und ein paar Pergamenten wieder, die ich auf meinem Schoß abstellte, nachdem ich mich wieder an den Tisch gesetzt hatte. "Stört es dich, wenn ich ein Buch auf dem Tisch abstelle?", fragte ich. Ich suchte das bereits beschriebene Pergament raus und schrieb auf meinen Büchern, die auf meinem Schoß lagen, weiter.