cf. Gang vor dem Raum der Wünsche

Joyce nickte zu seinen Worten und das Lächeln auf ihren Lippen wurde ein bisschen deutlicher. "Ja, finde ich auch, danke. Ich bin jedes Jahr ein paar Mal in Spanien und...das hier ist einer meiner Lieblingsplätze, wenn ich dort bin", erklärte sie und betrachtete das Meer unter sich. Sie spürte seinen Blick auf ihr liegen und nickte zu seinem Vorschlag. "Ja, gern", murmelte sie und lief die paar Schritte hinüber, ließ sich in der rechten Mulde nieder und warf einen kurzen Blick über die Schulter, um sicher zu gehen, dass Nate ihr folgte.

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Nate ging Joyce nach und setzte sich neben sie, wobei er den Picknickkorb zwischen ihnen abstellte und Joyce nun selbst verlegen anlächelte. "Ich hoffe, heiße Schokolade ist trotzdem okay." An einem Strand wirkte das Getränk plötzlich ziemlich deplatziert, dabei hatte er ja sogar mit einem warmen, sonnigen Raum gerechnet. Irgendwie hatte er nur nicht an andere Getränke gedacht.
"Spanien also ...", murmelte Nate und schaute sich noch einmal kurz um, genoss das Rauschen der Wellen und den Wind, der vom Meer hinüberwehte, ehe er sich wieder Joyce zuwandte. Vorhin hatte sie schonmal ein bisschen mehr gelächelt.Vielleicht schaffte er es ja heute doch noch, sie zum Lächeln zu bringen. Aber erst wollte er wissen, warum Joyce überhaupt so niedergeschlagen schien.
"Willst du mir sagen ... was mit dir los ist? Du wirkst irgendwie anders als sonst", stellte Nate ruhig, aber etwas zögernd fest.

Joyce nickte leicht. "Heiße Schokolade ist immer okay", murmelte sie und dachte für einen kurzen Moment an ihre Grandma, die überhaupt der Grund dafür war, dass sie zur heißen Schokolade gekommen war. Doch ihr erneut leicht aufgeblitztes Lächeln verblasste, als er sie fragte, was mit ihr los war. Joyce schluckte leicht und sah dann seufzend auf ihre Hände, deren Finger sie unruhig ineinander verschlang. "Ich...ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich dir nach der Sache am Samstag, gegenüber treten soll. Ich...will nicht...dass du einen schlechten Eindruck von mir hast." Und jetzt traute sie sich erst recht nicht, ihn anzusehen. Plötzlich fragte sie sich, ob sie lieber doch nicht hergekommen wäre.

Nate lächelte erleichtert und holte zwei Tassen und eine Thermoskanne aus dem Picknickkorb. "Gut, die Hauselfen haben mich nämlich falsch verstanden. Offenbar dachten sie, wir wollen ein Experiment machen und eine Woche lang nur mit Hilfe von Kakao überleben", versuchte er zu scherzen und goss ihnen beiden etwas von der dampfenden Flüssigkeit ein, ehe er eine Tasse Joyce reichte.
Ihre Erklärung für ihre plötzlich so veränderte Art überraschte Nate. Er sollte einen schlechten Eindruck von ihr haben? "Was meinst du? Wenn ich mich richtig erinnere, lag ein Junge auf dir drauf und hat versucht, dich gegen deinen Willen zu küssen ... oder es eben auch nicht versucht, jedenfalls hat er sich falsch verhalten." Etwas betreten schaute Nate auf die Wellen hinaus und versuchte nicht an die Szene zu denken. Ja, es hatte ihn gewurmt, Joyce so zu sehen. Aber er hatte kein Recht sie zu verurteilen, wenn sie gern flirtete und Jungs so nahe an sich heranließ. Sie hatte keinen Freund und konnte machen, was sie wollte.

Joyce' mattes Lächeln hatte nichts von seinem sonstigen Glanz, als sie die Tasse entgegen nahm. "Danke", murmelte sie und schloss beide Hände um die warme Tasse. "Ich meine, dass...Throne und ich haben eigentlich nur rumgeplänkelt, ich...will nicht, dass du mich für ein...ein Flittchen oder so hältst...ich weiß eben nicht, was du denkst und deswegen...weiß ich nicht, wie ich mich verhalten soll." Und ihr war diese unsagbare Situation so furchtbar peinlich. Joyce' Wangen nahmen einen tiefen Rotton an und sie starrte auf die Flüssigkeit in ihrer Tasse, als gäbe es dort eine Antwort auf alles. Und da war nicht Nates Gesicht, in das sie sich keinen Blick zu werfen traute.

Nate verfolgte Joyce' Worte aufmerksam und endlich machte ihr Verhalten damals im Gemeinschaftsraum Sinn. Sie war wirklich nicht sauer gewesen, sie hatte sich nur geschämt! Wieder einmal wünschte er sich, dass er ein bisschen besser in solchen Dingen wäre, denn dann hätte er Joyce schon vor Tagen beruhigen können. Ihm hatte die Szene im Gemeinschaftsraum wirklich nicht gefallen, aber er hatte deshalb nie schlecht von Joyce gedacht. Es war etwas anderes gewesen, das Nate gar nicht genauer benennen wollte, was ihn gestört hatte. Jetzt lächelte er matt und trank einen Schluck von seinem Kakao, ehe er Joyce wieder nachdenklich ansah. "Und du denkst, ich bin jemand, der gern mit einem Mädchen zusammen ist, das er für ein Flittchen hält?" Um Nates Mundwinkel zuckte es kurz. "Ich habe offenbar einen ungünstigen Eindruck hinterlassen."

Joyce empfand das auf ihre Worte folgende Schweigen als unangenehm und sie starrte weiter in ihre Tasse hinein, hörte aber Nates Worten aufmerksam zu und zuckte dann leicht hilflos mit den Schultern, ohne den Blick zu heben. Sie löste eine Hand von ihrer Tasse und strich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. "Nein...eigentlich nicht. Aber...du hattest mich angesprochen und dann hast du dich abgewandt, ohne am Ende etwas zu sagen. Deswegen...hab ich dann erst recht gedacht...du hättest...vielleicht bereut, mir geholfen zu haben." Zum Ende hin wurde die sonst so vor Selbstvertrauen strotzende Gryffindor immer leiser. Sie hätte nie gedacht, dass es ihr soviel ausmachen würde, was irgendein Junge von ihr dachte...wenn er mal nicht Dion hieß und einfach nur ihr bester Freund war.

Nate schaute Joyce ungläubig an und schüttelte entschieden den Kopf. "Nein, das war es nicht, wirklich! Ich ... war nur einfach verwirrt. Weil ich die Situation falsch eingeschätzt hatte und dann dachte ich auch noch, du wärst sauer auf mich, und Throne wollte auch mit dir reden, also ... habe ich mich einfach zurückgehalten. Aber ich würde dir jederzeit wieder helfen und ich ... ich mag dich, Joyce. Du musst dir keine Sorgen um meine Meinung machen."
Warum tat sie das überhaupt? Nate war es gewohnt, dass seine Meinung nicht wirklich zählte, weil er dafür sorgte, dass er keinem wichtig war. Warum war das bei Joyce anders? Sollte sie sich nicht lieber um die Meinung des Zabinijungen Sorgen machen?

Erleichterung durchflutete sie und sie trank einen Schluck ihrer heißen Schokolade, ehe sie sich wieder an Nate wandte. Und ihn diesmal auch dabei ansah, wenn auch immer noch scheu. Das "Ich mag dich, Joyce" klang noch immer in ihrem Kopf nach. "Das...ist gut. Und...ich mag dich auch. Aber warum hast du...mir eigentlich geholfen?", erkundigte sich sich. "Also, das ist jetzt nicht böse gemeint, nur...es ist auch nicht...selbstverständlich." Jedenfalls empfand sie es nicht unbedingt so. Nicht jeder Junge würde für irgendein Mädchen in die Bresche springen, das er kaum kannte.

Irgendetwas, was Nate gesagt hatte, schien das Richtige gewesen zu sein. Joyce schaute ihn jetzt jedenfalls an, auch wenn ihrer Haltung immer noch das Selbstbewusstsein fehlte, das er gewohnt war.
Ihre Worte wärmten ihn mehr als es die heiße Schokolade je hätte tun können und sein Lächeln vertiefte sich ein bisschen. Sie mochte ihn ... Nate konnte also nicht allzu viel falsch gemacht haben. Es tat überraschend gut zu wissen, dass jemand ihn mochte ... Nicht, weil er zur Familie gehörte, sondern einfach, weil er er war.
Joyce' Frage ließ ihn allerdings wieder aufs Meer hinausschauen und verlegen seine Haare zurückstreichen. "Warum nicht? Throne lag auf dir und du schienst nicht zu mögen, wie weit er ging. Wer würde da schon einfach vorbeigehen? Außerdem ... wie gesagt, ich mag dich und es hat mich einfach wütend gemacht, dass er ... dass er dich scheinbar einfach so küssen wollte." Kurz huschte Nates Blick zu Joyce und blieb an ihren Lippen hängen, aber er sah schnell wieder weg.

Sie trank noch einen Schluck von er Schokolade. Ein Lächeln blitzte auf ihren Lippen auf, als er noch einmal wiederholte, dass er sie mochte und sie fühlte, wie eine kleine Last von ihren Schultern genommen wurde. Nate war nicht sauer, hielt sie nicht für ein Flittchen und hatte sich auch nicht im Nachhinein dafür geschämt, ihr geholfen zu haben. "Danke", murmelte sie. "Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob ich mich schon für die Aktion bedankt hab." Sie fing seinen Blick auf und bemerkte aus dem Augenwinkel, wie dieser an ihren Lippen hängen blieb, konnte sich darauf aber keinen Reim machen.

Nate versteckte sein Schmunzeln hinter der Tasse, als er einen Schluck von seiner Schokolade trank. "Nichts zu danken. Ich glaube, du wärst auch gut allein da rausgekommen, aber ich konnte mich nicht zurückhalten." Er senkte die Tasse und zeigte ein etwas verlegenes Lächeln. "Jedenfalls ... immer wieder gern. Also ... ich will nicht, dass du in solche Situationen kommst, aber wenn ... ich würde dir jederzeit helfen."
Der Gryffindor räusperte sich und beschloss, dass das wohl ein geeigneter Zeitpunkt war, um ein anderes Thema anzuschneiden. "Ich habe letztens übrigens mit Reshaba Kosava gesprochen."

Joyce nickte und lächelte ihn leicht an. "Trotzdem danke", erwiderte sie ruhig und trank einen weiteren Schluck ihrer Schokolade. Dennoch war sie froh, dass sie sich heute nicht ganz so freizügig angezogen hatte.
Er wechselte das Thema und bei dem Namen von Dions Verlobten horchte Joyce auf. "Ja? Und was hat sie so gesagt?", erkundigte sie sich neugierig, ehe sie noch einen Schluck trank und ihn dann abwartend ansah.

Nathaniel zuckte scheinbar gleichgültig mit den Schultern und schaute starr auf das Meer hinaus, sobald es um Reshaba ging. "Was sich alte Schulkameraden eben erzählen, wenn sie sich wiedertreffen." Nicht, dass sie in Durmstrang je groß miteinander geredet hätten, aber in ihrer Gegenwart zu sein hatte sich trotzdem ein bisschen nach Heimat angefühlt. Was nur ein bedingt gutes Gefühl gewesen war. "Wir haben über unsere ersten Eindrücke von Hogwarts geredet und die Gründe, die uns hier hergebracht haben." Sein Blick war immer noch auf den Horizont gerichtet. "Aber Reshabas Gründe kennst du vermutlich selbst schon."