Raban lächelte träge und vergrub seine Hände in seinen Hosentaschen. "Nun, Durmstrang bietet eindeutig weniger Unterhaltungsmöglichkeiten und gerade ist hier eindeutig mehr Leben." Vor allem mit den Mungos- und Ministerienmitarbeitern im Schloss. Raban fand es zwar furchtbar langweilig, den Sitzungen des Ministeriums zuzuhören, aber der ein oder andere Katastrophenbericht hatte etwas. "Oder ist dir hier etwa gerade langweilig?" Raban musterte den Jungen vor sich fast spöttisch. Er hatte sicher nicht die selben Vorstellungen von Unterhaltung wie er oder Jason.

Damiens Stirn legte sich noch mehr in Falten. Was war das bitte für ein merkwürdiger Mensch, der offenbar Gefallen am Chaos hier fand, das durch den Krieg ausgelöst wurde? Fast schon Feindseligkeit fand sich in den Augen des sonst so ruhigen Herzogssohns wieder, als er dem älteren Schüler in die Augen sah. "Nein, ich finde es nicht langweilig, aber ich finde es schlimm, dass ein Krieg kommen und hier soviel Chaos auslösen muss, damit du dich wohl fühlst", erwiderte er leicht gereizt. Dann fiel ihm etwas Rötliches in den Augen des Älteren auf...wobei, er konnte sich auch täuschen. Aber...das war doch eigentlich nicht normal, oder?

Raban legte den Kopf schief und lächelte spöttisch. Da war aber jemand voreilig. Es war zwar tatsächlich der Krieg, der ihn hier her führte, aber er hatte nicht erwähnt, dass er diese Art von Unterhaltung meinte. "Krieg herrscht fast überall auch in Norwegen, Kleiner. Deshalb sprechen die Muggel ja von der Gefahr eines Weltkrieges." Nur war Durmstrang im Gegensatz zu Hogwarts nicht als eines der Zentren für die magische Welt erwählt worden, an dem sich Flüchtlinge sammeln sollten. Und England schien in der Muggelwelt ein viel interessanteres Ziel als Norwegen zu sein.
"Und weißt du, was ich schlimm finde? Dass alle sagen, wie furchtbar das doch alles ist, aber ihr sitzt alle brav hier rum, lest eure Bücher, macht eure Ausflüge ins Dorf und lebt in den Tag hinein. Es ist ein bisschen witzlos jemand anderen zu verurteilen, weil er nicht heulend in der Ecke liegt, wenn du es selbst nicht tust." Provokation war immer wieder eine schöne Sache und auch jetzt breitete sich ein höhnisches Lächeln auf Rabans Gesicht aus, als er auf die Reaktion des Gryffindors wartete.

"Das weiß ich", winkte Damien genervt auf die Belehrung Rabans, der Krieg wäre überall, ab und schüttelte über die nächsten Worte leicht den Kopf. "Wir dürfen hier nicht weg, solange wir minderjährig sind, das ist ja das Problem", knurrte er. Er beneidete Aiden im Augenblick, der die Schule immer verlassen konnte, wann immer er es wollte. Der im Zweifelsfall helfen konnte, wenn er wollte. "Und irgendwie müssen wir uns ja beschäftigen, wenn wir hier sind." Dieser Kerl war ein aufgeblasener Blödmann.

Zu dumm. Der kleine Gryffindor hatte nicht unbedingt das Temperament, das den Löwen nachgesagt wurde. Auch egal, Raban würde noch oft genug die Gelegenheit haben, sich mit anderen Schülern dieses Hauses anzulegen. "Ja, ich weiß, in all dem Chaos und mit freiem Zugang ins Dorf und den ganzen offenen Flohnetzwerkkaminen und dem Ministerium im Haus ist es auch echt schwer sich hier rauszustehlen und etwas zu tun, wenn man das wirklich will", erwiderte Raban zynisch und fuhr dann fast schon gönnerhaft fort. "Aber sitz hier ruhig rum, kleine Kinder können gerade sowieso nicht viel tun. Halte nur nicht unbedingt anderen vor, wenn sie es auch tun."

"Ich bin Vetrauensschüler und das nicht aus einer Laune heraus, sondern weil ich weiß, dass ich meine Aufgaben hier ernst nehmen muss. Und das ist auch ein Grund, aus dem ich nicht einfach verschwinde und mich umbringen lasse", knurrte Damien. So vernünftig er auch für gewöhnlich war, dieser Neue reizte ihn. Mit voller Absicht wahrscheinlich - aber die Provokation funktionierte irgendwo. "Mach doch, was du willst!" Dann gehst du wenigstens niemandem mehr auf den Geist

cf: Zeitsprung

Hope hatte sich ihr 'Streberoutfit' angezogen. Weiße Bluse, bis oben hin geschlossen, eine zierliche Perlenkette und ein dunkelgrauer Rock, der ihr sogar fast bis zu den Knien ging. In ihren braunen Locken steckte ein Haarreifen und sogar die Kniestrümpfe fehlten nicht. Jetzt sah sie schon eher ravenclaw-mäßig aus und hoffentlich wie die ernstzunehmende Leiterin des Buchclubs. Ja, man hatte sie dafür vorgeschlagen. Passte das nicht wunderbar zu ihrem Wunsch, die Rebellin zu spielen? Hope sagte sich immer wieder, dass sie hätte ablehnen sollen, aber sie mochte es nunmal auch, die Anführerin zu sein. Wer mit einem halbwegs ausgereiften Selbstbewusstsein tat das nicht?
In der Bibliothek angekommen stellte Hope fest, dass sie die Erste war. Auch gut, das war vorbildlich. Die Ravenclaw sprang auf einen der Tische und ließ ihre ungewöhnlich viel bedeckten Beine von der Tischkante baumeln.

cf. Zeitsprung

Damien, der sich für den Buchclub eingeschrieben hatte, betrat die Bibliothek und sah sich suchend um. Hope Campbell hatte auf dem Zettel als Leiterin gestanden und er kannte das Mächen leider nur zu gut von letztjährigen Vertrauensschülertreffen. Er wusste nur noch nicht so recht, was er von ihr halten sollte.
"Hey, Hope. Heute so bedeckt?", erkundigte er sich leicht amüsiert mit einer hochgezogenen Augenbraue und ließ sich ganz gesittet auf einen der Stühle an dem Tisch sinken, auf dem sie saß.

cf: Zeitsprung

Sesselgruppe um einen runden Tisch hinter einem Regal an einem Fenster

Ich starrte auf die Buchstaben und versuchte mich zu konzentrieren, versuchte sie davon ab zu halten wieder von der Seite zu kullern … meine Gedanken davon ab zu halten wieder in eine andere Richtung zu gleiten. Wieder und wieder las ich den selben Satz doch nie schien er einen Sinn zu ergeben. Mein Verstand konnte ihn nicht verarbeiten. Mittlerweile waren vier Tage vergangen doch die Leere von der ich gehofft hatte das sie eintreten würde war noch immer nicht eingetreten. Dort wo sich mein herz befand … wo ich die Leere hingewünscht hätte … schmerzte es immer noch. Waren vier Tage nicht lange genug? Anscheinend nicht und es sah auch nicht so aus als würde er in nächster Zeit verebben. Immer wieder ergriffen mich die Zweifel ob ich wirklich richtig gehandelt hatte, oder eher der Wunsch die Zeit zurück drehen zu können und ihm vergeben zu können. Doch dann dachte ich wieder an alles was passiert war, an all den Schmerz dem ich so ausweichen konnte und ich redete mir ein das, das hier besser war. Trotzdem hielten mich die Gedanken oder eher der Schmerz wach, erlaubten wir weder zu schlafen noch meine normale Portion Essen zu mir zu nehmen. Auch diese Nacht hatte ich nur mit einem Schlafzauber gerade mal 5 Stunden schlafen können und das war schon viel im vergleich zu den vorherigen Nächten.
Angestrengt versuchte ich mich wieder auf den Zauberspruch zu konzentrieren doch ich schaffte es nicht und immer wieder tauchte sein Bild vor meinen Augen auf. Bilder von Situationen die wir zusammen erlebt hatten und schließlich das Bild von ihm auf den Dachboden. Zu weinen verbot ich mir … nicht hier vor den anderen! Außerdem hatte ich schon genug Tränen vergossen … im Raum der Wünsche, wo ich mich in den letzten tagen immer aufgehalten hatte um zu verhindern ihm oder ihr zu begegnen. Ihm, weil ich es nicht ertragen hätte können und ihr, weil ich sie für alles verantwortlich machte und mir bei dem Gedanken an sie immer noch übel wurde. Nun hatte ich jedoch beschlossen den Raum mal zu verlassen, irgendetwas zu tun anstatt nur apathisch vor mich hinstarrend im Bett zu liegen. Ich war in die Bibliothek gegangen um mich durch Lernen ab zu lenken, eine gesündere Art mich ab zu lenken, als die die ich bisher benutzt hatte. Ob sie funktionierte oder nicht war ich mir noch nicht ganz sicher.

Hope grinste, als der erste Schüler zu ihr an den Tisch kam. Damien war in ihrem Jahrgang und wie sie Vertrauensschüler, aber abgesehen davon wusste sie nicht sonderlich viel über den Gryffindor. Na egal, das konnte sie ja ändern. Männliche Gesellschaft war schonmal toll und immerhin schien sie ihm schonmal aufgefallen zu sein.
"Hi Damien. Tut mir leid, dass ich dich enttäuschen muss, aber ich merk mir für nächstes Mal, dass mein gewöhnlicher Kleidungsstil vermisst wird", neckte sie und zwinkerte dem Jungen zu. "Na, wie waren deine ersten Wochen in Hogwarts?"

"Oh, ich vermisse ihn nicht, ich finde es nur ungewohnt", versicherte Damien ihr ruhig. Der einzige Kleidungsstil, der wichtig für ihn war, war sein eigener...und Jades. Aber sie sah ohnehin immer gut aus. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und zuckte auf ihre Frage hin mit den Schultern. "Turbulent", umschrieb er es in einem Wort und als er daran zurück dachte, musste er unwillkürlich lächeln, auch wenn er vielleicht gern seufzen würde. Aber...in gewisser Weise hatte er Jade aufmuntern können...oder zumindest glaubte er das. "Und deine?"

Hope schob gespielt schmollend ihre Unterlippe nach vorn, auch wenn sie sich nicht viel aus der Korrektur machte. "Charmant bist du nicht gerade, Damien."
Sie legte ihre Handflächen auf dem Tisch ab und lehnte sich nach hinten, so dass sie ihren Mitschüler besser im Blick haben konnte. Auf einen Stuhl hatte Hope noch keine große Lust. "Turbulent klingt gut", befand sie fröhlich und nahm eine Hand kurz vom Tisch, um ihren Rock zurechtzuzupfen. "Oh, ziemlich gut eigentlich. Ich nutze unsere neugewonnene Freiheit und besuche ab und an das Dorf, schließe neue Bekannschaften und gehe natürlich brav meinen Pflichten als Vertrauensschülerin nach." Das klang alles soviel harmloser als 'Betrinken im Eberkopf' und 'Spaß mit Jungs haben, die sie eigentlich nicht kannte'.

"Muss ich bei dir auch nicht sein, mein Charme ist für jemand anderen reserviert", erwiderte Damien gelassen und behielt sie im Blick. "Ich finde, turbulent klingt immer nach Chaos und Gefahr, nicht unbedingt sonst so gut." Bei ihrer Beschreibung der letzten Wochen schoben sich die Augenbrauen des Herzogssohns allerdings noch ein Stückchen höher. "Brave Vertrauensschülerin? Sie müssen dich dieses Jahr mit jemandem verwechselt haben. Wurde die alte Hope ausgetauscht?", neckte er sie frech. Und wer diese neuen Bekanntschaften waren wollte er gar nicht so genau wissen.

Hope verdrehte gutmütig die Augen. "Langweiler", neckte sie ihren Mitschüler. Diese überkorrekten Freunde waren ja irgendwie niedlich, aber andererseits ließ sich so schlecht Spaß mit ihnen haben. Was war denn schon dabei, wenn man ein bisschen herumplänkelte?
"Ich finde, turbulent klingt nach aufregend, spannend und unerwartet. Und vielleicht wirklich nach Gefahr, aber was wäre das Leben ohne ein bisschen Adrenalin?" Außerdem hatten sie die letzten Wochen in Hogwarts verbracht. Hier war die größte Gefahr einem gehetzten Ministeriumsangestellten im falschen Stockwerk in die Arme zu laufen. Oder erwischt zu werden, wenn man im Wald die berüchtigte Billywig-Plage suchte.
Hope warf Damien einen gespielt empörten Blick zu. "Nein, ich bin noch ganz die Alte. Brav und pflichtbewusst wie immer, sonst hätte man mich kaum zur Vertrauensschülerin gemacht, oder?" Sie war sogar engagiert, dass sie selbst den Eberkopf nach Ausreißern absuchte, ha!

"Kein Langweiler, sondern treu und lieb und nett", Damien grinste die andere Vertrauensschülerin an und schüttelte dann den Kopf. "Nein, turbulent klingt auch einfach nach anstrengend und aufwühlend, finde ich", korrigierte er ihre Worte leicht. Und genau das waren die ersten Wochen eigentlich gewesen. Traurige Erstklässler trösten, verzweifelten Schülern Hilfe anbieten und versuchen, Jade zu trösten...all das war bei seinem absoluten Unvermögen in diesen Dingen schwer und turbulent genug.
"Ganz die alte? Ja, dann frag ich mich einfach tatsächlich mal wieder, warum du Vertrauensschülerin geworden bist. Denn von der Seite der Schüler aus bist du vermutlich so ziemlich alles, was man nicht sein sollte", zog er die Ravenclaw auf.