Nathaniel nickte bedächtig und nahm einen weiteren Schluck von der Schokolade. "Und welche offenen Geheimnisse sollte ein Siebtklässler sonst noch kennen?" Eigentlich interessierte ihn das nicht wirklich. Er kannte die Bibliothek, das war das Wichtigste. Aber irgendwie musste er ein Gespräch aufrechterhalten und er war nunmal mies darin. Was ihn überhaupt auf die bescheuerte Idee gebracht hatte, er könnte Joyce aufmuntern, wusste Nathaniel selbst nicht. Er hatte keine Ahnung, wie man das machte. Und nach ihren Problemen wollte er nicht fragen. Es hatte vorhin nicht so gewirkt, als wollte sie darüber reden. Also nahm er noch einen Schluck Schokolade und wartete ab, darum bemüht sich nicht anmerken zu lassen, wie unwohl er sich gerade fühlte.

Joyce musste nur einen kurzen Moment nachdachte, ehe sie antwortete. "Den Raum der Wünsche und den Geheimgang nach Hogsmeade, denke ich", murmelte sie als Antwort. Aber sie wurde das Gefühl nicht los, dass er eigentlich gar nicht hier sein wollte... Sie trank noch einen weiteren Schluck ihres Kakaos, ehe sie ihn etwas unsicher, aber offen ansah. "Du musst dich nicht gezwungen fühlen, mit mir hier sitzen zu bleiben. Wenn du lieber gehen willst, steht dir das frei." Und sie konnte es verstehen, offenbar war sie ja gerade keine angenehme, sondern eine grüblerische Gesprächspartnerin, die über die Probleme anderer nachdachte. Erneut senkte sie ihren Blick wieder auf ihre Tasse und nahm ihre Herumrührerei darin wieder auf.

Nathaniel nickte und starrte dann wieder auf seine heiße Schokolade. Keine sehr ausführliche Antwort. Nathaniel wusste über keinen der beiden Orte viel und Joyce schien es ihm nicht erklären zu wollen. Aber er war es nicht gewohnt, Menschen alles aus der Nase ziehen zu müssen, also ließ er es jetzt auch.
Er strich sich durch seine dunklen Locken und schaute Joyce schon fast frustriert an, als sie ihm sagte, dass er gehen konnte. Komisches Mädchen. Wenn er nicht mit ihr reden wollte, konnte sie gar nicht aufhören zu plappern. Versuchte er es, wurde Joyce plötzlich einsilbig. Nathaniel wollte trotzdem nicht gehen. Er mochte es irgendwie. Nicht das Gespräch, aber den Duft nach Schokolade und bei Joyce sein. "Ich bleibe lieber hier", murmelte er daher.

Nates Anwort ließ das Mädchen unwillkürlich lächeln. Aber dennochh hatten sie wahrscheinlich beide nichts davon, wenn sie sich nur schweigend gegenüber saßen...denn angenehm war dieses Schweigen keinesfalls. Es hatte ihrem Gefühl nach mehr etwas von einem angespannten und übervorsichtigen Umgang mit dem jeweils anderen... Sie gab sich einen Ruck, schob ihre Gedanken in die hinterste Ecke ihres Bewusstseins und nahm das Gespräch wieder auf. "Hast du schon vom Raum der Wünsche gehört? Also vor gerade eben, meine ich? Weißt du, was er macht?"

Mel sah boch einmal zu Joyce und den anderen bevor sie auch ihm einen Namen unterordnen konnte
Ben hatte ihr schon erzählt wer neu war, bis jetzt hatte sie alle durch. Erst dann wandte sue sich wieder Baptiste zu und zuckte mit den Schultern. Das Lächeln verschwand allmählich und auch noch als Hope aufkreuzte, wurde es nicht besser. Mel nahm einfach ihre Tasse mit, ließ ihr Essen da stehen und stand auf, beantworten würde sie Baptiste die Frage vor anderen nicht, warum auch? Hope schien wohl nur daran interessiert zu sein jemanden zu necken, zu flirten oder einfach auf 'ich bin die Vertrauensschülerin hier, Punkt' zu tun. Gerade war Mel einfach erschöpft und die leise Wut an Jenifer ließ sie einfach anders denken. "Gute Nacht, Leute.", sagte sie zu allen und meinte dann noch zwinkernd zu Baptiste "Ein Traumlostrank klappt auch."


Tbc: Postingpartnersuche - Irgendwo :D

Nate lächelte erleichtert. Eigentlich hätte er froh sein sollen, wenn Joyce ihn weggeschickt hätte. Aber ab und an durfte er doch auch ein paar Minuten Pause machen und einfach nur ein Teenager sein, oder? Joyce schien ihre Einsilbigkeit brechen zu wollen und Nathaniel entspannte sich ein wenig. Er trank noch einen Schluck von seiner Schokolade und schüttelte den Kopf. "So gut habe ich mich noch nicht über Hogwarts informiert." Das musste seltsam wirken, denn er saß den ganzen Tag in der Bibliothek herum. Andererseits hatte Joyce von offenen Geheimnissen gesprochen. Die wurden bestimmt nicht in den Standardwerken zu Hogwarts erwähnt. "Ich schätze, er wurde so benannt, weil er etwas mit den Wünschen seiner Besucher tut?"

Joyce schmunzelte leicht. "Dabei heißt es, du würdest den ganzen Tag in der Bibliothek verbringen und ein Eigenbrötlerdasein führen", jedenfalls hieß es das in der Gerüchteküche des Mädchenschlafsaals, die immer kurz vorm Einschlafen betrieben wurde. Sie lächelte ihn unbekümmert an, ehe sie ihre Erklärung nach einem weiteren kleinen Schluck ihrer Schokolade begann. "Der Raum der Wünsche ist einerseits für diejenigen da, die einen bestimmten Raum in einer Notsituation brauchen. Harry Potter konnte dort damals ein Trainingslager einrichten, haben mir meine Eltern erzählt. Zugleich kannst du dir jeden Raum wünschen, der dir einfällt, du musst nur dreimal vor einer bestimmten Wand auf und ab laufen und ganz fest an deinen Wunschraum denken."

Nathaniel zuckte mit den Schultern. "Hogwarts ist nicht unbedingt mein Lieblingsnachschlagthema." Er hatte also seinen Ruf als Eigenbrötler schon weg? Auch gut, dann würden sich die meisten Schüler nicht mehr die Mühe machen, ihn anzusprechen. Joyce' Erzählung vom Raum der Wünsche erweckte Nathaniels Aufmerksamkeit. Man konnte sich also Räume wünschen? "Muss dieser Wunschraum real sein oder kann er auch nur in meiner Phantasie existieren?", hakte er nach und nippte nebenbei an seiner Schokolade. Das hieße, er könnte seine Heimat sehen und die Gänge des Schlosses durchwandern, ohne dass er Angst haben musste, dass Denisa ihn jeden Moment stören könnte.

Sie fand es etwas eigenartig, dass er sich so gar nicht für die Schule zu interessieren schien, auf der er immerhin sein Abschlussjahr verbringen würde. Aber offensichtlich hatte er ja andere Prioritäten...merkwürdig. Doch Joyce kommentierte es nicht, sondern ging lieber auf seine Frage ein. "Der Raum muss in der Realität nicht zwangsläufig existieren, nein. Aber er muss zumindest realistisch aufgebaut sein, denke ich, ein abstraktes Fantasiegebilde wird der Raum vermutlich nicht zustande bringen", gab sie ihre Meinung preis und trank einen weiteren Schluck ihrer Schokolade.

Nathaniel schaute Joyce nachdenklich an. Der Raum musste also nicht existieren. Interessant. Vielleicht eröffnete dieser Raum ihm ein paar Möglichkeiten. "Du wärst nicht zufällig bereit, mir diesen Raum mal zu zeigen, oder?", fragte er mit leiser Hoffnung in der Stimme nach, während er schon darüber nachdachte, wofür sich dieser Raum eignen könnte. Dort könnte er seine bisherigen Ergebnisse sammeln und sicher vor Denisa verstecken. Dort könnte er lesen was auch immer er wollte, ohne dass ihn jemand dabei stören oder skeptisch anschauen würde. Jetzt musste er nur noch herausfinden, wo dieser Raum war. Hoffentlich war Joyce bereit, ihm dabei zu helfen.

Joyce zeigte ein leichtes Lächeln und nickte. "Doch, natürlich." Schließlich war sie hilfsbereit. Und sie hatte ihm ja schließlich auch den Gemeinschaftsraum gezeigt und ihm den Weg zur Bibliothek beschrieben. Und ihn zur Schulküche geführt. Vermutlich war es bescheuert, dass sie sich gerade einfach nur wie eine Fremdenführerin fühlte. Irgendwer musste ihm ja Hogwarts zeigen...auch, wenn er sich nicht fürs Schloss interessierte. Bei Merlin, sie verstand sich selbst nicht, sie grübelte viel zu viel. Glücklicherweise sah man ihr nichts von all dem an. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf leerte die Brünette ihre Tasse.

Nathaniel nickte zufrieden und nach ein, zwei Sekunden wurde ihm bewusst, dass etwas Dankbarkeit angebracht war. Also lächelte er Joyce etwas schief an. "Danke, das ist nett von dir. Gleich heute oder machen wir das an einem anderen Tag?" Vielleicht würde der Raum der Wünsche Joyce ja von ihrem Problem ablenken. Besser als seine Versuche Gespräche zu führen. Nathaniel trank seine Tasse aus und ließ seine Gedanken noch einen kleinen Moment an einen anderen Ort zurückwandern. Einen Ort, den er im Raum der Wünsche vielleicht bald sehen konnte, wenn auch ohne seine Mutter. Nachdenklich schaute er Joyce an. Ob er jemand anderen dorthin mitnehmen sollte?

Joyce' Lächeln wurde eine Spur ehrlicher und die Schokolade hatte ihren Teil dazu beigetragen, ihr aufgewühltes Inneres ein bisschen zu beruhigen. "Wenn du das möchtest, dann kann ich dir den Raum der Wünsche auch jetzt noch zeigen...wir dürfen uns nur definitiv nicht mehr erwischen lassen. Zumindest nicht von einem Lehrer." Auch, wenn sie eigentlich auch allen Lehrern auf die Nase binden konnte, dass sie Schulsprecherin auf einem Rundgang war. Nur wie sie den fremden Schüler erklären konnte, war etwas schwieriger, deswegen wurden sie besser einfach nicht erwischt. Sie bemerkte Nates nachdenklichen Blick und zog kurz fragend eine Augenbraue hoch. Sie beschloss indessen, dass sie ihn vermutlich zum Raum bringen und dann wieder in den Gemeinschaftsraum verschwinden würde. Sie zupfte gedankenverloren einen Fussel von ihrem Ärmel und lächelte den Hauselfen zu, die die leeren Tassen abräumten.

Nathaniel schob seine Tasse weg. Das Lächeln lag angedeutet immer noch auf seinen Lippen. "Ich habe vollstes Vertrauen, dass du uns ungesehen in den Raum bringst. Wo in etwa liegt er denn?" Da sie im Kerker waren und sowieso bis in den siebten Stock mussten, ging er einfach mal davon aus, dass sie keinen großen Umweg gehen mussten. Sie würden sowieso das halbe Schloss zu durchqueren haben.
Als Joyce ihn fragend anschaute, lächelte Nathaniel nur und schüttelte leicht den Kopf. "Ich habe nur darüber nachgedacht, welchen Ort ich mir wünschen würde."

"Habe die Ehre", schmunzelte sie leicht. "Im siebten Stock, in der Nähe des Gemeinschaftsraumes", gab sie dann noch immer amüsiert preis, ehe sie sich erhob und ihn auffordernd ansah. Seine letzten Worte kommentierte sie nur mit einem leichten Nicken. Es war auch für sie im ersten Moment schwer gewesen, welchen Raum sie haben wollte, als sie den Raum zum ersten Mal betreten sollte. Es war ein faszinierendes Erlebnis...das war es immer.

tbc. Gang vor dem RdW