Nathaniel lächelte zufrieden. "Im siebten Stock? Wie passend." Das hieß, der Raum der Wünsche würde für ihn leicht erreichbar sein. der Gryffindor erhob sich und nahm aus einer Laune heraus Joyce' Hand, um sie bei sich unterzuhaken. Er war nach alten Reinbluttraditionen erzogen wurden und wenn er wie jetzt an seine Mutter dachte, dachte er auch an ihre Lektionen. Ein wenig von sich selbst überrascht schaute er auf Joyce' Arm und lächelte sie dann etwas entschuldigend und verlegen an. "Dann ... lass uns gehen."

tbc: Gang vor dem RdW

cf: Gang vor der Schulküche - Kerker

Nathaniel warf den Hauselfen einen verdutzten Blick zu, als sie sich verneigten und sich dann von ihm und Reshaba fernhielten. Statt um sie beide, wuselten sie um den kleinen Eisbären herum und nur ein Hauself trat mit gesenktem Blick nach vorn, wahrscheinlich um gleich nach ihren Wünschen zu fragen. Das war ungewohnt. Offenbar hatte sich seine Begleitung hier unten schon einen Namen gemacht.
Als Reshaba endlich mit der Sprache herausrückte und etwas von einer Verlobung sagte, fiel Nate ein Stein vom Herzen. Da sie sich wohl kaum mit Joyce verlobt hatte, schien die Gryffindor mit Reshabas Aufenthalt in Hogwarts nichts zu tun zu haben.
"Dann sind wohl Glückwünsche angebracht?", erkundigte er sich höflich und führte Reshaba zum nächsten Tisch. Dort wartete er darauf, dass sie sich setzte, ehe er es selbst tat. "Jemand aus unserem Jahrgang, nehme ich an?"

Nathaniel nickte mit eher mildem Interesse. Natürlich war es eine arrangierte Ehe. Das war es bei den alten Reinblutfamilien meistens. Manchmal fragte er sich, ob er auch dem nächstbesten Mädchen versprochen werden würde, wenn da nicht Denisa wäre und sein Großvater sowieso davon ausgeging, dass er die Familie nicht weiterführen würde. Vermutlich ja.
Der Name des Jungen sagte Nathaniel nicht viel. Inzwischen kannte er zumindest die Namen der Siebtklässler aus Gryffindor, auch wenn er mit den meisten noch kein Wort gewechselt hatte, also musste dieser Junge in einem anderen Haus sein. Damit war er auch nicht in Joyce' Haus. Die Wahrscheinlichkeit, dass Joyce irgendetwas mit Reshaba zu tun hatte, wurde immer geringer, und Nate konnte sich ein wenig entspannen.
"Wenn dein Verlobter hier zur Schule geht, dann wird es dich offenbar weit weg von deiner Heimat verschlagen." Das überraschte Nathaniel ein wenig. Großbritannien lag außerhalb des Einflussgebiets der Kosavas.

Nathaniel bestellte sich einen Traubensaft bei einem der Hauselfen. Bildete er sich das ein oder waren die kleinen Wesen noch ein wenig eifriger, aber auch nervöser als sonst? Er zuckte innerlich mit den Schultern und wandte sich wieder Reshaba zu. "Natürlich, wenn es nur darum geht, mit jemandem zu reden, dann ist Entfernung eine Kleinigkeit. Aber geht die Schulzeit erst einmal los, dürfen wir das Gelände nicht mehr einfach verlassen und unsere Heimat bietet uns noch andere Vorteile, außer dem, jederzeit mit uns nahestehenden Personen sprechen zu können." Nathaniel wagte es nicht, weiter auf den Einfluss der Kosavas anzuspielen. Stattdessen überlegte er, ob er das Gespräch auf Joyce lenken sollte oder nicht. Wenn sie mit Reshabas Familie zu tun hatte, hätte er liebend gern gewusst, in welchem Zusammenhang. Wenn Reshaba sie allerdings gar nicht kannte, wollte Nathaniel ungern auf sie aufmerksam machen.
Schließlich entschied er sich für einen Mittelweg. Vielleicht konnte er etwas mehr herausfinden, ohne Joyce direkt zu erwähnen. "Wie gefällt es dir hier bisher? Die Schüler sind etwas anders als die meisten Durmstrangschüler, nicht wahr?"

Nathaniel zuckte unbestimmt mit den Schultern. Er hatte durch Denisa gelernt, dass die Lösung mamchmal so schwer zu finden war, dass sie genauso gut gar nicht hätte existieren können, aber wozu dem Mädchen seine Träume nehmen? Außerdem wurde sie ja nur verheiratet, nicht zu ihrer Hinrichtung geführt.
Der Hauself brachte ihm seinen Saft und er nickte ihm kurz zu, ehe er das Glas zu seinen Lippen führte. Er trank einen Schluck und musterte Reshaba dann überrascht. Muggel in Slytherin? Nate hatte sich bisher nicht mit diesem Haus beschäftigt - das hatte er auch in Zukunft nicht vor -, aber Muggel gab es dort wohl kaum. "Ihr habt Muggelstämmige in eurem Haus? Das überrascht mich. Aber Hogwarts war doch schon immer für seine sehr .. tolerante Sichtweise bekannt." Nathaniel fand das nicht schlimm. Reshaba vermutlich schon.
"Dann hast du hier ja bereits Anschluss", stellte Nate fest und rang sich ein Lächeln ab. Er war gespannt mit wem er Reshaba im nächsten Jahr sehen würde. Am Ende sollte es ihm egal sein, solang es nicht Joyce war.

Nathaniel hatte noch keine Muggelstämmigen in Hogwarts kennengelernt, aber er erwischte sich trotzdem dabei, wie er unwillkürlich Mitleid mit dem Mädchen hatte, das Reshaba über den Weg gelaufen war. Bei den Kosavas sollten selbst die Reinblüter eine gewisse Zurückhaltung zeigen, die hier in Hogwarts anscheinend kein Schüler lernte. Natürlich dachte Reshaba nicht daran, sich an die Schule anzupassen.
"Ich glaube mal gehört zu haben, dass Muggel ihre talentierteren Kinder gern früher zur Schule schicken. Vielleicht hält Hogwarts es ja auch so, aber uns soll es doch egal sein, solang wir unser eigenes Schuljahr gut überstehen."
Irrte er sich oder lächelte Reshaba sogar ein wenig? Nathaniel war sich nicht sicher, aber ihm war es am Ende auch egal. Er legte keinen Wert auf eine engere Bekanntschaft mit seiner ehemaligen und neuen Mitschülerin. Als Reshaba allerdings ein Mädchen erwähnte, das in seinem Haus war und zu den Freunden ihres Verlobten gehörte, krampfte sich seine Hand unwillkürlich fester um das Traubenglas. "Tatsächlich? Wie ist denn ihr Name? Vielleicht kenne ich sie schon."

Nathaniel zuckte mit den Schultern und nippte an seinem Traubensaft, bemüht wieder einen entspannten Eindruck zu machen. "Professor McGonagall ist meines Wissens nach ein Halbblut und ihr Vorgänger war auch für seine offene Einstellung und Freundlichkeit gegenüber Muggeln bekannt. Was können wir von dieser Schule also anderes erwarten?" Solang die Bibliothek umfangreich war, war Nate aber egal, wie Hogwarts geführt wurde. Von ihm aus konnten die Muggelstämmigen auch die Einzigen sein, die zu einer Vertrauensschülerstelle berechtigt waren oder ähnliche Scherze.
Als Reshaba Raban Crowley erwähnte, schaute Nathaniel sie verwirrt an. "Wer?" Er konnte sich an diesen Namen nicht erinnern. Seltsam, er hatte zwar nie groß Kontakt zu seinen Mitschülern gehabt, aber ihre Namen hatte er schon alle gekannt.
Joyce ... Nathaniel nahm noch einen Schluck von seinem Traubensaft, um jegliche Reaktion, die sich auf seinem Gesicht zeigen könnte, zu überspielen. "Ja, Joyce kenne ich", sagte er schließlich beiläufig und zwang sich zu einem Lächeln. "Und was hast du von ihr gehalten? Sie ist keine Slytherin, aber ein Reinblut, soweit ich informiert bin."

Nathaniel fuhr mit einer Hand durch seine dunklen Haare und ignorierte Reshabas empörte, kleine Rede so gut es ging. Darin hatte er Übung. Nicht unbedingt dank Reshaba persönlich, aber Durmstrang zog nunmal eine ganz bestimmte Art von Schülern besonders an. Die, die viel Wert auf ihr reines Blut und ihre angebliche Wichtigkeit legten. "Bei den Muggeln dürftest du noch Glück haben, aber hier hätte wohl keiner etwas gegen eine muggelstämmige Schulleitung. Es ist ja nur für ein Jahr", versuchte er sie dann noch aufzuheitern.
Nates rechte Augenbraue wanderte in die Höhe. Hakoon. Er erinnerte sich an den Jungen. Er war in seinen ersten Jahren schüchtern und schreckhaft gewesen. Nathaniel hatte ab und an mitbekommen, wie er von ein paar Jungs herumgeschubst worden war, die ein paar Jahrgänge über ihnen gewesen waren. Doch dann waren diese Jungen plötzlich verschwunden und Hakoon schien auch verschwunden und durch einen Zwilling ersetzt worden zu sein. Plötzlich war er derjenige gewesen, der andere quälte. Jetzt hatte er offenbar auch das Letzte abgelegt, was an den früheren Jungen hatte erinnern können. Nathaniel war nicht sonderlich begeistert davon, dass Hakoon, oder Raban, wie er nun hieß, jetzt hier war.
"Wie ... nett", kommentierte er lahm. "In welches Haus hat es ihn verschlagen?"
Joyce war also mit Reshabas Verlobten befreundet. Nate schaute nachdenklich auf seinen Traubensaft. Warum wollte sie dann von ihm etwas über die Kosavas wissen? Warum nicht von ihrem Freund, der doch mit einer Kosava verlobt war? Außer natürlich ... außer sie mochte ihren Freund ein bisschen zu sehr und wollte ihre Konkurrentin unter die Lupe nehmen, ohne dass ihr Freund etwas merkte. Der Gryffindor runzelte bei dem Gedanken die Stirn. Das war nicht gerade stimmungsfördernd.
"Erzähl von deinem Verlobten? Wie ist er so?", fragte der Siebtklässler nun tatsächlich neugierig nach.